Snuff? Wo.. - Langeweile? Hier!
Wenn wir an den Begriff Snuff denken, muss man sich einen real abgefilmten Mord vorstellen, der zu Unterhaltungszwecken auf Film gebannt wurde. Wenn wir an Snuff denken, denkt man vordergründig an Kannibalereisser der 70er bzw. auch 80er Jahre, polarisierten doch tatsächlich echte Tierschlachtungsszenen in Filmen wie Cannibal Holocaust (1980), Cannibal Ferox (1981), Eaten alive (1981) und auch Mondo Cannibale 2 (1977) dort durch ihre explizite Zurschaustellung dieser oft sehr handlungsabwägigen, selbstzweckhaften Szenen die Zuschauermassen, ohne dabei ihre schockierende Wirkung nicht zu verfehlen.
Snuff, ein Wort als Inbegriff des Bösen, als Inbebgriff für filmische Verrohtheit, dessen Wirkung, durch sein Anprangern in Filmen immer wieder auf Abschreckung und glauben stiess, taten sich immer mehr Filme aus dem Erdboben aus, die glauben lassen wollten, echte Gewaltszenen zu besitzen. Als entferntes Beispiel dient hier sicher die zweifelhafte "Doku" Gesichter des Todes (1976), die neben seinen teilweise wirklichen Szenen, im Überfluss, oder wenn man so will zum Glück, gestellte "Snuffszenen" hatte, um uns dabei im Glauben zu lassen, die Filmemacher, hätten auf ihrer Expedition durch die Grausamkeiten der Welt bloss echte Tötungen und Unfälle festgehalten.
Man mag von der Art Filme dieser Art halten, was man möchte, ihren Ursprung, gar nicht mal so abgestumpft, wie es in Gesichter des Todes Anklang fand, ist es in Mondo Cane (1962) allenfalls nicht, zeigt diese zwar ebenfalls Snuffszenen, hier von Tieren, doch nicht zur reinen Exploitation des vorantreibenden Voyeurismus, sondern um, vorallem unter Einwirkung des sehr ironischen und selbstkritischen Begleitssprechers aufzurütteln, zeigt diese Dokumentation, die wahrlichen Absurditäten und Absonderlichkeiten der weltweiten Kulturen, Geschmäcker und Eigenarten.
Geschmack möchte ein weiterer Vertreter, der im Laufe seiner Existenz damit zu kämpfen hatte im Verruf des Snuffs zu stehen, nicht treffen, gelten die Guinea Pig Teile weltweit wohl als das realitätsnaheste Stück widerwärtigster Pseudosnuff, dem man seine Unechtigkeit, das anatomisch recht ansehnliche Zerhackstückeln, vorallem in dem zweifelhaft authentisch bösen Teil Flowers of Flesh and blood (1984) am wenigstens, zumindenst nicht als Laie, ansieht. Sinn und Unsinn solcher Filme, als echt auszugeben ist nicht wirklich einfach zu interpretieren, steckt dahinter bloss der zweifelhafte Marketingaufschrei von Geldlächzenden Produzenten, die sich für kein Tabubrechen zuviel zu schade sind.
Der Ursprung allen Übels liegt in diesem bis dato, wahrscheinlich auch schon damals zweifelhaften Werk, dessen Geschichte so sagenumwoben ist, wie auch letztenendes der Gesamteindruck, der sich auf den Zuschauer niederschlägt. Die Vergangenheit, das Bahnbrechende, der Tabubruch in allen Ehren, aber der Film an sich, ist heute, wohl damals auch schon, zumindest bis zu seinem "bahnbrechendem Tabubruch" wohl genau das, was man unnötig in die Länge gezogenen, vorallem aber dilletantisch - langweiligen Billigschund nennt. Aber was soll man auch erwarten, wenn man sich einem Streifen hingibt, der böse - Adjektiv + Snuff + Alternativtitel -American- CANNIBALE offenbart?
Wahrlich nicht viel, und so finden wir uns in einem anfänglichen Schauspiel unfreiwilliger Komik wieder, wenn 4 Hippiedämchen, recht schmackhaft ansehnlich, mit ihrem Moped durch die Prärie fahren, um daraufhin, so blöde schauend wie nur möglich, einen Joint zu quarzen. Die Kostümierung ist bis dato noch recht nett, denn das waren zweifelsohne die typischen 70er. Charme hat das natürlich ohne Ende, für den Schundfan wohlgemerkt, aber komisch wirds dabei natürlich erst, wenn die abgespacte Psychodelicann ganz in weiss, das Weisse, in ihr gar nicht so weisses Jäckchen, ähm Näschen tut, um daraufhin von ihren Hippiefreundinnen angeschossen zu werden, da sie denen ihr Drogenzeugs wegschnuppert. Ist das jetzt typisch 70er? Sind das Hippies? Nein, hier haben wir es mit einer Sekte zu tun, die unter Führung von Herrn Satan (ja, der heisst echt so), herumkommandierend, mit dem nächsten Auftrag, eine amerikanische Schauspielerin, deren Produzenten usw. zu töten. Zuvor gibts aber erstmal Hoffnungsschimmer Nummer eins, bekommt Psychodelicann erstmal die Pädiküre der besonderen Art, mit Messer zwischen den Zewen natürlich, wobei der Blutausstoss Grinseattacken und sexuellstimulierende Stöhngeräusche verursacht. Ach, was mag ich diesen Schund, so ernstgemeint - und doch sooo unbeholfen doof.
Das wechselt dann natürlich fernab gen Argentinien zu unseren wohlbemerkten Opfern, jegliche Nähereingehung auf Charaktere bzw. Persönlichkeiten wäre Zeitverschwendung, denn im Fokus des Ganzen steht womöglich, und ja, das ist auch typisch, die diversen abwechselnden Bettspielchen der sogenannten Protagonisten, die zwar nicht schauspielern können, aber das total unlogische und interessante Drehbuch auch nicht überspielen können. Minutenlange Szenen von einem Karneval der exotischen Art sind dann genauso uninteressant, wie einschläfernd, wie auch die Tatsache, dass bis jetzt nun freilich wenig passiert ist. Morde passieren schnell, von vermeintlichen Snuff natürlich keine Spur, denn die Messerattacken in verschiedenen Körperteilen sind nur allzu dilletantisch inszeniert. (Ausser Plakatmalfarbe nichts gewesen). Schockierend, ausser dem Glauben, mal wieder verlogenen Dreck gekauft zu haben, ist das natürlich nicht, im Gegensatz dafür aber die absolute Belanglosigkeit der Handlung, die mit zwischenmenschlichem Nonsense versucht, ein wenig Dramatik einzubauen. Da wechseln halt Leute ihre Bettpartner, die andere philosophiert über ihr Dasein als Softerotikdarsteller, worauf der Andere eher an einem Harem interessiert ist. Aber was zur Hölle sollte bitte die Szene mit den Besoffenen, um mal nur ein Teil des absolut sinnfreien Dialogs zu entblättern:
"Dir machts ja nichts aus, dass ich mit ihrer Freundin schlafe?"
"Ach, musst sie mal fragen, die hatte schon jeden". Aber ich bin auch so scharf ihr dabei zuzusehen"
"Oh, wirklich, hicks, suchen wir uns ein kuscheliges Eckchen"
Die drei gehen irgendwohin.
"Mir ist speiübel". "Mach dich nackig" "Hicks, och ist mir schlecht". "Darf ich nicht doch ein wenig zu sehen?" "Mir ist schecht, aber nein, ähem, hicks, bleiben sie bitte hier stehen".
Das ist natürlich alles typisch 70er, und wohl sowas von trashig, dass es entweder ermüdet, oder absolut unfreiwillig unterhält, aber einen Grund sich das ohne jegliche Bedenken auf Gehirnverlust ansehen zu müssen, bzw. können oder wollen, gibts freilich nicht, ausser eben mal wieder dem Drang danach, solch reisserischen Titeln auf ihre unspektakuläre Herkunft zu überprüfen. Unspektakulär ist wahrlich falsch, denn der Plottwist ist in seiner Darstellung - oh, eigentlich hätte man es wissen müssen, auch wenn man schon gar nicht mehr dran glaubte, genau das, was eben damals, ja, also vor 40 Jahren so furchbar schockierte. Nun gut, schockiert hats auch mich, aber bloss, dass man einen denkwürdigen Film inszeniert, der vordergründig oberste Panne ist, um dann in den letzten 5 Minuten, die schockierende Snuffkeule auszupacken, wobei diese Leisigkeit, das unspektakuläre der vorangegangenen 70 Minuten in absoluten Selbstzweck umzuschiffen. Das mag seinerzeit wirklich schockiert haben, ja freilich, denn damit war der Clou perfekt.
Ums grob zu sagen:
Finger ab, Plakatmalfarbe, Arm ab, Plakatmalfarbe, Pansen auf, Maaaaaaaaaaaaan - Eater! Und Plakatmalfarbe!
Um dann natürlich mit Stimmen aus dem Off verkündend fragen zu müssen, ob denn alles im Kasten sei. Was ein Schock.
Fazit:
Big Snuff, der Kulturschock aus vergangenen Zeiten. Ein Marketinggag, der zwar am Ende des Filmes irgendwie Wirkung zeigt, aber keinesfalls die Gurkigkeit der vorangeganenen Spielzeit berechtigen sollte. Big Snuff ist der Schund, der 70er Jahre, der so unbeholfen und dreckig ist, dass man diese Doofigkeit einfach nur lieben muss. Zwar sehr ermüdend und schnarchig, aber sollte man doch einmal sehen. Ne Zielgruppe ist freilich nicht auszumachen, aber die Qualität aller Filmfaktoren ist wohl passend als Vergleich zu Herrschell Gordon Lewis zu beschreiben.
Eigentlich der typische Ofdb 1er Kandidat, aber doch irgendwo auch:
62%
Splatter: Niente before 70 Min.
Langeweile: 80%
Couchstellungswechsel: Zu oft.
Schmunzelfaktor: Oh, sehr oft.
Schnauffaktor: 100%
Der Schock: Ähem, Schmodddddddddddddder!