Review

All denjenigen, die denken, einen üblen Film über Morde vor laufender 8mm-Kamera zu Gesicht zu bekommen: Das ist "Snuff" garantiert nicht. Vielmehr ist auch dieses Werk von Roberta Findlay (samt zwei weiteren Regisseuren) ein kleines, doch für den fortgeschrittenen Genrefan nicht uninteressantes Schmuddelfilmchen und zugleich ein Kind seiner Zeit. Zu Beginn führen langmähnige Bikergirls in die Szenerie ein, deren Erkennungsmelodie verdächtig nach Steppenwolfs "Born To Be Wild" klingt. Drogen und Raubmorde stehen bei ihnen an der Tagesordnung in einer Sekte, die der Rocker Satan anführt. Gehorsam und Unterwerfung sind die Maximen für seine Mädels, Revoluzzer gegen das Establishment oder einfacher gesagt: Die Manson Family lässt grüßen. Parallel dazu lernen wir die Schmuddelfilmdarstellerin Terry kennen, die mit ihrem Agenten Max in Buenos Aires landet, um Geld für einen neuen Film zu erhaschen, sich aber lieber mit ihrem heimlichen Geliebten, dem deutschen Dandy Horst, trifft. Papa, so will es das einfallsreiche Drehbuch, ist nicht nur böse weil deutsch, nein er ist Waffenlieferant für die Araber und die töten damit Juden. Das zählt noch zu den unterhaltsameren Ideen, denn ansonsten sei man gefasst auf platte Dialoge, wo es nur geht, und lausige Darsteller sowie eine von Findlay bekannte Art zu abrupten Szenenwechseln sowie atmosphärisch einwandfreien Szenen, die sich mit puren Belanglosigkeiten abwechseln oder wie Schnittfehler aussehen (oder auch sind). Irgendwie über Umwege schafft es die Story dann endlich, die beiden Gesellschaften zusammenzubringen, wobei vorhersehbar einiges Blut fließt. Der Bodycount ist für ein sleaziges B-Movie wie dieses beträchtlich, qualitativ sind die Morde allerdings allesamt billig und wahrscheinlich mit etwas Tomatensauce aus der Kantine improvisiert. Schundfilmfanatiker, die den Sinn in einigen Nacktaufnahmen mit minder erotisierendem Inhalt, einer abstrusen, von der damaligen Zeit oberflächlich geprägten Story und einem Hippiesoundtrack samt südamerikanischen Karnevalsszenen (wohl selten so ungekonnt eingefangen) sehen, werden ganz gut bedient, ein Horrorfilm ist das hingegen weniger. Erst in den letzten Minuten wechselt unversehens die Ebene, es wird zu guter Letzt sogar splatterig und die Produktion kann mit einem filmischen Kunstgriff auf einen Titel wie "Snuff" zurückgreifen, um dieses Werk zu vermarkten. Von der reißerischen Werbezeile "Ein Film, der nur in Südamerika gedreht werden konnte... wo Leben billig ist." trotzdem weit entfernt, geradezu Etikettenschwindel.

Fazit: Ein zwiespältiges Filmchen aus dem Kuriositätenkabinett, dem man die Regiewechsel deutlich anmerkt. Nur für eingefleischte Schundfilmanhänger. 5/10 Punkten

Details
Ähnliche Filme