Orion Pictures, einst verantwortlich für Knüller wie „Robocop“, verabschiedete sich bereits Anfang der Neunziger aus dem Kinogeschäft („Robocop 3“ war nur eine zu oft verschobene und erfolgslose Spätzündung) und hantierte deshalb mit kleineren Budgets im Videothekendschungel. „Behind Enemy Lines“ entstammt dieser Ära, das Studio wurde wenig später aufgelöst.
Aufgrund der Budgetknappheit griff man als Drehort auf die Philippinen zurück, denn dort, soviel ist spätestens seit den Siebzigern und Achtzigern bekannt, lässt sich kostengünstig drehen und so ähnlich wie Vietnam sieht es da auch noch aus ?!
Der Name Thomas Ian Griffith („Excessive Force”, „Blood of the Innocent”) bürgte Anfang bis Mitte der Neunziger für gute B-Ware und so erstaunt es auch kaum, dass „Behind Enemy Lines“ sich als sehr professionell inszenierte Actionkost entpuppt – natürlich komplett auf seinen Star zugeschnitten.
Nun ist das Thema selbst, trotz Einleitung mit aktuellem Footage solcher Staatsgrößen wie Boris Jelzin oder Bill Clinton, oft genug ausgeschlachtet worden, weswegen diese „Ich cruise nach Vietnam zurück und hol’ meinen für tot gehaltenen Kameraden aus einem Gefangenenlager wieder heim“ – Schose nur minimal interessiert und kaum über seine Alibifunktion hinauskommt.
Der solide, aber im Vergleich zu „Excessive Force” glanzlos spielende Thomas Ian Griffith lebt zurückgezogen auf Tahiti, betreibt dort ein Bootsverleih und zieht es als Mike Weston wieder zurück nach Vietnam, um dort eine alte Rechnung zu begleichen und seinen Kumpel Jones (Chris Mulkey) aus der Gefangenschaft zu befreien. Die hat er nämlich während eines misslungenen Einsatzes mitverschuldet. Von der Ankunft, dem Misstrauen und dem Wiedersehen mit einem alten Feind folgt „Behind Enemy Lines“ so ziemlich Chuck Norris in „Missing in Action“, weswegen es hier auch keine Blumentöpfe für Innovationen zu gewinnen gibt. Erwartet man auch gar nicht. Dafür erwartet man jedoch knallharte Action, doch davon gibt es erst in der Schlussviertelstunde etwas zu sehen.
In den ersten 60 Minuten gibt es abgesehen von der Eröffnungsszene und Westons Opfer fordernder Ausbruch aus einem Gerichtsgebäude keinerlei nennenswerte Action – leider. Der Film selbst ist zwar schick und mit seinen 80 Minuten auch schnörkellos heruntergekurbelt, doch weil es mit der Action mau aussieht, muss das Skript Prügel einstecken. Das schickt nämlich alsbald Westons Kumpel nebst seiner Schwester nach Vietnam, damit dem auch bald im Gefangenenlager Sitzenden Hilfe gewährt wird. Die Jungs und das Mädel nehmen die Sache nicht nur etwas zu sehr auf die leichte Schulter, sondern müssen sich zudem noch mit windigen Botschaftern und einem übereifrigen Soldaten herumschlagen, sich Waffen besorgen und dann halt noch das Lager finden.
Hat man die erste Stunde jedoch unbeschadet überstanden, lädt Regisseur Mark Griffiths („Tactical Assault“) zur großen Zerstörungsorgie mit Explosionen, vielen Toten, umkippenden Fahrzeugen und allem drum und dran ein. Die Überzahl wird, übrigens weitestgehend ohne blutige Shootouts, niedergestreckt, ein Fluchtversuch schlägt fehl und der obligatorische Foltermeister darf auch sein Gerät zücken – alles im Dienste der seichten Unterhaltung. Doch man beschwert sich ja nicht.
Schuldig bleibt der Regisseur seine Klasse nur ein wenig, wenn es abseits der Standardinszenierung mal auf spektakuläre Aufnahmen ankommt. Thomas Ian Griffith zwischendurch beidhändig ballernd im Hongkong-Style durch die Gegend sausen zu sehen, macht zwar Spaß, der inszenatorische Kick stellt sich dabei jedoch leider nie ein. Gleiches gilt für den leider nur sporadischen Einsatz seiner Martial-Arts-Fähigkeiten. Die Miniprügelei in der Zelle war etwas zu wenig.
Auch wenn der eine Heldentod etwas hirnrissig erscheint, überzeugt der finale Showdown tatsächlich. Pompöse Explosionen sind wohl auch aufgrund des Budgets nicht möglich, dafür gibt es jedoch ein paar nette Jeep-Stunts und übertrieben hoher Bodycount a la „Commando“. Aber das hat da ja auch niemanden gestört.
Fazit:
Übrig bleibt ein sehr einfallsloser und klischeehafter Plot mit überholten Feindbildern, der leider erst in der Schlussviertelstunde in Gang kommt und bis dahin Spannung vermissen lässt. „Behind Enemy Lines“ krankt bis dahin einfach an Actionarmut. Solide, mehr nicht.