“Lady Snowblood”, einer der Klassiker des Japan-Kinos der 70er Jahre, wurde vor einiger Zeit erstmals in Deutschland veröffentlicht und gilt mittlerweile auch hier unter Cineasten als absoluter Kultfilm. Gefördert durch den Eastern-Boom den Quentin Tarantino mit „Kill Bill“ lostrat, wird nun so manche Perle wieder ausgegraben und Labels wie Rapid Eye Movies erfüllen den Genre-Fans einen Herzenswunsch nach dem anderen.
„Love Song of Vengeance“ wurde nur ein Jahr nach der Uraufführung von „Lady Snowblood“ ins Kino gebracht und erneut inszeniert von Regisseur Toshiya Fujita. Die Klasse des Vorgängers wird nicht erreicht, trotzdem hat man es mit einem sehenswerten Film zu tun, der vor allem optisch gefallen kann. Schöne Kulissen und eine aufwendige Ausstattung werden in schönen Bildern präsentiert und einige wirklich perfekt gefilmte Szenen täuschen über inhaltliche Unzulänglichkeiten hinweg. In der Hauptrolle ist wieder Meiko Kaji zu sehen und wieder überzeugt sie als eiskalte Killerin. Obwohl sie keine großen schauspielerischen Fähigkeiten besitzt, ist sie die Idealbesetzung für die Hauptrolle, denn ihr Aussehen und ihr Charisma sind mehr als eindrucksvoll. So schwächelt der Film ein wenig in den emotionalen Passagen, kitschige Melodramatik und teils unbedarfte Schauspieler vertragen sich nun mal nicht allzu gut. Die Swordsplay-Action ist dagegen ein großer Pluspunkt des Films, die zahlreichen harten Action-Szenen sorgen für einen recht hohen Unterhaltungswert.
Die Geschichte erinnert ein wenig an eine frühe Version von „Nikita“ und war dort möglicherweise eine Inspiration für Luc Besson. Nach der ansprechenden ersten Filmhälfte geht dem Drehbuch aber die Puste aus und die Dramaturgie wird immer löchriger. Die Musik lässt die poetischen Klänge des ersten Teils vermissen und dient lediglich als standardisierte Sound-Kulisse, in Erinnerung bleibt hier wohl kein Stück. Selbst die Kampf-Szenen sind nicht mehr so stimmig choreographiert, auch wenn es viele blutige Sequenzen gibt und selbst Splatter-Fans teilweise auf ihre Kosten kommen. Positiv ist zu vermerken, dass man sich Mühe gibt das Original nicht zu plagiieren, sondern einen eigenständigen Film mit unterschiedlicher Storyline zu drehen, der nur lose an den Vorgänger anknüpft. Die Kenntnis des ersten Teils ist jedenfalls nicht von Nöten um diesen Film zu verstehen. Viel stärker wiegt hier die Konzentration auf ein politisches Thema und so wartet „Lady Snowblood 2“ mit vielen intelligenten Anspielungen bezüglich japanischer Politik auf. Dennoch handelt es sich um einen exploitativen Kommerz-Film, also keine intellektuellen Höhenflüge erwarten.
Nostalgiker und Fans dürften sich aber nicht stören an den Schwächen des Films, denn das nötige Flair und eine kultige Atmosphäre kann und will ich dieser Fortsetzung gar nicht absprechen und auch hier gibt es ein paar Einstellungen zu betrachten, die Tarantino später in "Kill Bill" einbrachte und entsprechend würdigte. Wem die hochwertige Ästhetik ausreicht, der kann nichts falsch machen und sollte sich eine der Import-DVDs mit englischen Untertiteln zulegen, der Film ist leicht verständlich und eine gute Ergänzung zur umfangreicheren Eastern-Sammlung.
Fazit: Überflüssige, aber stark inszenierte Fortsetzung eines Kultfilms, der für das deutsche Publikum noch weitestgehend neu war. Durchaus stilsicher, krankt „Love Song of Vengeance“ an langatmigen Sequenzen und einer uninspirierten Geschichte. Doch auch wenn die Klasse des ersten Teils oder auch der Film-Reihe „Lone Wolf and Cub“ niemals erreicht wird, kann man diesen immer noch überdurchschnittlichen Eastern durchaus empfehlen.
6,5 / 10