Mit Werken wie „Die Monster AG“ und „Findet Nemo“ hatte sich Pixar vor allem an das kindliche Publikum gewendet, mit „The Incredibles“ nahmen sie den erwachsenen Zuschauer etwas mehr ins Visier.
Mr. Incredible ist der größte Superheld der 50er, lebt als Bob Parr unter geheimer Identität und rettet alltäglich die Welt. Mit der Heirat seiner Superheldenkollegin Elastgirl könnte das Glück perfekt sein, doch dann macht er einen Fehler für den er verklagt wird. Typisch USA, es folgen die Klagen gegen die Zunft zuhauf und die US-Regierung entlässt ihre Superhelden ins Alltagsleben. Witzige Seitenhiebe auf den Superheldenfilm wie den US-Alltag finden sich also schon zu Beginn, aber Regisseur Brad Bird arbeitete vorher an den „Simpsons“ mit, da wundert diese Detailfreude nicht.
Jahre später leben Bob, seine Frau Helen (ehemals Elastgirl) und ihre Kinder als scheinbar normale Familie, doch Bob träumt von den alten Tagen. Als ihn geheimnisvolle Fremde ansprechen, ob er mit seinen Superkräften nicht helfen will, ist er Feuer und Flamme – ohne zu ahnen, dass in Wahrheit ein Superschurke dahintersteckt...
Was die technische Seite angeht, ist „The Incredibles“ mal wieder wunderbare Arbeit gehalten. Die Figuren und Orte sind im Stil der 50er gehalten (vor allem das Heim der Parrs und die Schurkenbasis), Mr. Incredible erinnert mit seinem Riesenoberkörper und dem kantigen Gesicht auch an die „Superman“-Comics jener Zeit. Auch die Sprecherwahl hat einige prominente Leute zu bieten, u.a. Craig T. Nelson, Holly Hunter und Samuel L. Jackson leihen den Figuren ihre Stimmen.
So startet „The Incredibles“ als ziemlich witzige Animationskomödie, die sowohl Alltagsleben als auch die Medienwelt auf die Schippe nimmt. Ersteres schlägt sich u.a. in Bobs Job bei einer betrügerischen Versicherung nieder, die bereits erwähnte Wut der Amerikaner wen zu verklagen oder häusliche Streitigkeiten, die hier mit Superkräften ausgetragen werden. Denn im Alltag sind die Incredibles nicht weit von der Realität des Zuschauers entfernt.
Beschäftigt sich „The Incredibles“ aber mit dem Heldendasein, dann werden vor allem Seitenhiebe auf Filme und Comics, vornehmlich aus dem Bereich Superhelden vorgenommen. Die Ausgrenzung der andersartigen Superhelden erinnert stark an die „X-Men“-Filme, Anspielungen auf Einzelszenen aus Werken wie „Spiderman 2“, „Daredevil“ oder „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ finden sich immer wieder, ebenso Unmengen von Bondzitaten – vor allem bei der Fieslingsbasis, aber auch eine resolute Schneiderin darf als Q-Ersatz herhalten.
Dabei sind die Gags meist sehr gut getimt, gerade die Szene mit der Erklärung, warum neue Heldenoutfits keine Capes haben sollen ist ein echter Brüller, ebenso die Momente, in denen Helen vermutet Bob gehe heimlich seine Kräfte benutzen – so wie andere Ehefrauen, dass ihre Männer heimlich saufen gehen. Vor allem die ersten zwei Drittel von „The Incredibles“ sind mit liebevollen Gags gespickt.
Auch was die Figuren angeht, ist „The Incredibles“ ein wenig erwachsener als die vorherigen Pixar-Filme. Der unausgelastete Rabaukenjunge, das unscheinbare Mädchen, das den Schulschwarm anhimmelt, Ehekrisen – das sind amüsant verpackte, aber durchaus nachvollziehbare Probleme ohne allzu schleimige Moral. Auch die Tatsache, dass der Schurke für seine Pläne über Leichen geht, und ähnliche Dinge sorgen dafür, dass „The Incredibles“ weniger kindgerecht daherkommt und daher auch den Erwachsenen mehr anspricht.
Im letzten Filmdrittel offenbart „The Incredibles“ aber eine Schwäche, welche „Die Monster AG“ in noch stärkerer hatte: man schraubt den Witz zurück, setzt stattdessen mehr auf animierte Action und da guckt der Genrefan lieber Realfilme. So wird im Schlussakt reichlich verfolgt, duelliert und die Superkräfte benutzt, aber der charmante Witz gerät ins Hintertreffen. Da weiß die Konkurrenz aus den Häusern „Shrek“ und „Ice Age“ besser wie man bis zum Schluss die Balance hält, wenngleich „The Incredibles“ immerhin fast das hohe Niveau der „Shrek“-Filme erreicht.
Sieht man vom etwas zu gagarmen Finale ab, ist „The Incredibles“ ein wirklich amüsanter Animationsfilm geworden. Technisch liebevoll gemacht, mit vielen Witzen und liebevollen Details gespickt und auch mit Blick auf das erwachsene Publikum, daher sehr gute Unterhaltung für quasi alle Altersklassen.