Michael Caine in einer seiner besten Rollen als Jack Carter, der charismatische, aber auch eiskalte Schläger und Killer einer Mafiaorganisation, der in einer "Familienangelegenheit" zurück in die Stadt kehrt, in der er einst aufwuchs: Sein Bruder Frank hat Selbstmord begangen - doch Jack stößt bei der Version auf Widersprüche und beginnt nachzuforschen, was den Bossen der hiesigen Organisation gehörig gegen den Strich geht. Als Jack der freundlichen Aufforderung, die Stadt zu verlassen, nicht nachkommt, wird unerbittlich Jagd auf ihn gemacht. Doch Jack ist Profi genug, um den Spieß umzudrehen und ein gnadenloser Rachefeldzug nimmt seinen Lauf.
Drei Jahre bevor Charles Bronson die Ermordung und Vergewaltigung seiner Frau und Tochter in "Death Wish" rächte, war es Michael Caine als Jack Carter, der in bester "Ein Mann sieht rot"-Tradition die Londoner Unterwelt aufmischte und die Mörder seines Bruders eindrucksvoll zur Strecke brachte.
Caine brilliert mit einer atemberaubenden Coolness und Härte, dass es für Fans des Gangsterfilms ein wahres Freudenfest ist. Trotz zahlreicher gewalttätiger Eskapaden ist "Get Carter" ein eher ruhiger Vertreter des Genre und glänzt vor allem mit einer brillianten Performance Caines, der den vielschichtigen Charakter perfekt zur Geltung bringt: Jack Carter ist ein egoistischer Mistkerl, der glaubt, mit Geld alle Wunden heilen zu können. Ein Macho, der Frauen notfalls mit Sex bezwingt. Sein Umfeld ist ihm egal, seine Beziehung zu seinem Bruder war längst abgekühlt - dennoch nimmt er dessen Tod persönlich, und als er die Wahrheit aufdeckt, ihm bewusst ist, wofür und wieso sein Bruder sterben musste, ist dem eiskalten, berechnenden Hund der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Die Wahrheit bricht ihm das Herz und er fordert Gerechtigkeit - auf seine Weise.
Mit "Get Carter" gelang Drehbuchautor und Regisseur Mike Hodges ein kleines Meisterwerk, dass wunderbar den Zeitgeist der 70er Jahre einfängt: Sex, Drugs und groovige Beats sind dominante Hauptbestandteile dieses dreckigen Thrillers und gleichzeitig stilbildend für die weitere Entwicklung innerhalb der Filmgeschichte:
der Inszenierungsstil ist hart und ruppig, die Dialoge sind geschliffen mit Hang zu Obszönitäten und Zweideutigkeiten. Der Protagonist ist auch mehr Bad Guy als Good Guy - knallhart und emotionslos, der ohne Rücksicht auf Verluste die Gerechtigkeit für seinen toten Bruder einfordert und dabei nicht einmal vor - mehr oder weniger - unschuldigen Frauen Halt macht. Am Ende gibt es für den gebrochenen Helden kein Happy End - "Get Carter" ist da gnadenlos konsequent - wie seine Titelfigur.
Michael Caine bewies nicht immer ein glückliches Händchen bei seiner Rollenwahl, aber die Rolle des Jack Carter war ein Glücksgriff und Caine überzeugt auf ganzer Linie - genauso wie der Regisseur dieses Meisterwerks, denn Mike Hodges ist ein beachtlicher Thriller gelungen: die Story, basierend auf dem Roman "Jack rechnet ab" von Ted Lewis, ist geradlinig und schnörkellos inszeniert. Trotz seiner ruhigen Gangart besticht der Film durch einen straffen Handlungsverlauf mit gelegentlichen humoresken Zügen. Der Score von Roy Budd ist superb und die ausgezeichnete Kameraführung liefert einige ungewöhnliche Perspektiven, die dem Film den letzten Schliff verpassen.
Kurz auf den Punkt gebracht: "Get Carter" ist rundum gelungen, ein perfekter Gangsterfilm, wie er besser nicht sein könnte! Absolute Empfehlung!
8/10