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Auf den ersten Blick wirkt „Get Carter“ auch nur wie eins von Dutzenden von Revenge-Movies, in dem sich der Hauptdarsteller für den Tod eines Verwandten rächt, der in eine kriminelle Auseinandersetzung verwickelt wurde.
Mike Hodges Film war 1971 allerdings ein frischer Wind, weil dieses Subgenre bis dato dem Western überlassen war und er noch dazu britischer Herkunft war.

Obwohl die Briten den Film heute als so eine Art inländischen Kult ansehen, ist es über weite Strecken kein spektakulärer Film, hat aber zwei wesentliche Vorteile zu bieten: zunächst einen frischen, ungeschönten und rauhen Look, der durch den Dreh- und Handlungsort Newcastle vorgegeben wird und dann natürlich die Hauptfigur.

Michael Caine ist ja von Natur aus schon immer ein charismatischer Darsteller gewesen, aber der vorgebliche Sympath auf der Suche nach der Wahrheit entpuppt sich im Laufe des Films als das häßlichste Biest, das jemals vorgegeben hat, unsere Identifikationsfigur zu sein.
Seine höfliche und interessante Art zu Beginn wechselt, je weiter er in die dubiose Geschichte rund um private Pornos und Bandenkriege verwickelt wird – Carter entpuppt sich als ekelhafter Zyniker, der nicht nur seine Helfer gewissenlos ausnutzt, um an sein Ziel zu kommen, sondern auch alle Beteiligten gnadenlos in die nächste Welt befördert und das noch dazu auf graphische Art und Weise.

Als besonders abstoßend ist sicherlich die Behandlung seines Helferlings zu sehen, der erst von den Bösewichten entführt und dann brutal zusammengeschlagen wird. Carter macht später einen Krankenbesuch, bei dem er nicht das geringste Mitgefühl oder Verantwortungsbereitschaft zeigt und am Ende dem Maladen ein Bündel Scheine zuwirft, mit der Empfehlung damit ein paar Karatestunden zu nehmen.

Später wird’s dann noch derber, wenn er die Verantwortlichen ersticht, zusammenschlägt, von Häusern wirft, erschießt oder mit einem Gewehrkolben erschlägt. Er versetzt einer Helferin des Brudermords sogar eigenhändig eine Überdosis, um den Hauptverantwortlichen der Polizei auszuliefern.
Ohne Rücksicht auf Verluste geht er gegen alle und jeden los, bricht jede Brücke hinter sich ab, bis er am Schluß selbst zur Zielscheibe wird, ein nicht mehr berechenbares oder kontrollierbares Risiko.

Der dramatische Aufbau ist dabei leider nicht ganz so geschickt, viel zu ruhig tuckert die Geschichte im ersten Drittel vor sich hin und die Ermittlungen lassen ihn brav von einem Verdächtigen zum nächsten laufen, bis sich endlich herausstellt, daß wirklich alle etwas damit zu tun haben – weswegen man auch so ziemlich alle umbringen kann.
Ein bißchen Geduld muß man eben schon aufbringen, dann aber enthüllt sich immerhin ein überraschender Charakterwandel für ein brachiales letztes Drittel. (7,5/10)

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