Armer Christian Slater – nicht untalentiert und mit einer charismatischen Ausstrahlung versehen, hat er trotz einer Vielzahl bekannter Produktionen nie den wirklich großen Durchbruch in Hollywood geschafft:
Dabei begann alles mit „der Name der Rose“ sowie den Teen-Kult-Streifen „Heathers“ und „Pump up the Volume“ so verheißungsvoll. Auch „Robin Hood“, „Interview with the Vampire“ und „Broken Arrow“ wurden zu Blockbuster, was aber objektiv kaum an seiner Beteiligung lag. Karrieretechnisch entscheidend es war wohl, dass einige durchaus gute Filme enttäuschende Einspielergebnisse einfuhren – siehe „True Romance“, „Murder in the First“, „the Contender“, „3000 Miles to Graceland“ oder „Windtalkers“. Da „Mindhunters“ noch immer Probleme mit dem US-Verleih hat und „Alone in the Dark“ gerade mächtig abgestürzt ist, wird es wohl auch in naher Zukunft nichts mit dem ersehnten Comeback, und so sah man Slater zuletzt öfters in Gurken wie „Who is Cletis Trout?“ oder „Hard Cash“ – leider muss ich nun gestehen, dass „Pursued“ ebenfalls zu letzterer Kategorie gehört…
Vincent Palmer (Christian Slater) ist ein als extrem zuverlässig geltender „Corporate Headhunter“ – seine Aufgabe ist das Abwerben und Rekrutieren hoffnungsvoller Führungspersönlichkeiten für Unternehmen, die jene Zielpersonen unbedingt als neue Mitarbeiter anwerben wollen. Aktuell hat der Konzernchef William Carey (Andrew Stevens) ein Auge auf Ben Keats (Gil Bellows) geworfen, welcher mit seinem aufstrebenden kleinen Unternehmen kurz vorm Durchbruch steht: Keats ist es nämlich gelungen, ein neuartiges Ortungsverfahren zu entwickeln, bei dem eine Person ein speziell zusammengesetztes Mittel trinkt, durch das man ihn per Satellit orten kann – als Sicherheitsmaßnahme, etwa um Entführungen aufzuklären, würde dieses Trackingsystem den Markt revolutionieren. Noch vorm Gang an die Öffentlichkeit will man daher seine Mitarbeit sichern, weshalb der als besonders verbissen und zielstrebig geltende Palmer auf ihn ansetzt wird.
Es stellt sich jedoch heraus, dass Keats sehr loyal gegenüber seiner Firma sowie den Mitarbeitern ist, weshalb er das Angebot dankend ablehnt und sich weiter auf die Markeinführung seines Produkts konzentriert. In der Folgezeit häufen sich aber die Gerüchte, dass er tatsächlich das Unternehmen wechseln will, was nicht nur seinen Mentor Franklin (Michael Clarke Duncan) zunehmend unruhiger werden lässt – auch seine Frau Emily (Estella Warren) beginnt sich zu fragen, ob ein Wechsel nicht vorteilhafter zum Vorankommen im Geschäft sei, zumal Palmer sie ebenfalls mit Geschenken und Zukunftsprognosen zu beeinflussen versucht.
Anfangs sind es noch Annehmlichkeiten und Vergünstigungen, später aufdringliche Überzeugungsversuche, welche mehr und mehr einen aggressiven Unterton erhalten. Als Keats wiederholt konsequent seine Ablehnung bekräftigt, beginnt Palmer dessen Geschäftspartner gegeneinander auszuspielen und schreckt auch nicht vor Psychoterror gegenüber der Familie zurück. Als sich der Druck des Auftraggebers verstärkt und Keats Ruf in der Öffentlichkeit durch die Geschäftsvorfälle zu leiden droht, setzt Vincent alles auf eine Karte: Ein Versagen kommt für ihn nicht in Frage – auch wenn das bedeutet, Mittel wie Erpressung oder gar Mord einzusetzen…
„Pursued“ hätte ein guter, thematisch aktueller Thriller werden können, doch leider raubt gleich die erste Szene ein Großteil des vorhandenen Potentials: Direkt zu Beginn wird die Figur „Vincent Palmer“ als rücksichtsloser, eiskalter Psychopath eingeführt, der die Frau eines Geschäftsmannes tötet sowie diesen im Anschluss durch die mögliche Spuren- und Beweisauslegung dazu zwingt, auf sein Angebot einzugehen. Man weiß also, zu was er fähig ist, und so kann man sich problemlos den weiteren Verlauf ausmalen, als Keats nicht auf seine Rekrutierungsversuche eingeht. Es wäre von Vorteil gewesen, die Figur geheimnisvoller und bedrohlicher zu gestalten – auf diese Weise hätte man leicht Spannung erzeugen können, anstatt einem vorhersehbaren Schema zu verfallen.
Zusätzlich wird Palmer als Person mit starken psychischen Störungen dargestellt (er schnüffelt etwa reinen Sauerstoff und muss Medikamente einnehmen, um sich unter Kontrolle zu halten), was (zusammen mit den Morden) der Glaubwürdigkeit schadet, da er so ins Klischeebehaftete abrutscht. Ich hätte mir gewünscht, ihn einfach nur als einen ambitionierten „Headhunter“ präsentiert zu bekommen, der seinen Job sehr ernst nimmt und diesen konsequent durchzieht. Eine realistische Herangehensweise hätte extrem viel Potential bieten können: Mit einigen Änderungen wäre es möglich gewesen, aus der Geschichte einen spannenden Thriller um Machtansprüche, Stalking oder Wirtschaftskriminalität (-Spionage / -Terrorismus) zu machen – alle Ansätze werden bestenfalls nur kurz erwähnt oder angerissen, nicht aber annähernd ausgeschöpft.
Die Darsteller geben sich redlich Mühe, gegen das schwache Skript anzuspielen, doch das allein reicht leider nicht: Gil Bellows (TV´s „Ally McBeal“) spielt Keats als standhaften Jedermann, doch seine Rolle ist einfach nicht gut genug ausgearbeitet worden, um in der gewollten Form den Film zu tragen. Slater hat schon oft „offbeat“-Charktere gespielt, was er zudem überzeugend beherrscht – gegen die Drehbuch-bedingte Degradierung zur Klischeefigur kommt er aber auch nicht an, was dem Zuschauer im Verlauf einige Nerven kostet. Estella Warren („Driven“), die mich zuletzt in „the Cooler“ überzeugt hat, macht ihre Sache gut, genauso wie Michael Clarke Duncan („Daredevil“) als todkranker Mentor und Geschäftspartner. Trotz der eher oberflächlichen Rollen gehört die Besetzung eindeutig zu den Pluspunkten des Films.
Regisseur Kristoffer Tabori hat zuvor hauptsächlich TV-Produktionen (“Profiler“/“1-800-Missing“) inszeniert, und genau so sieht dieses Werk auch aus – solide, aber unspektakulär. Einzig zum Schluss kommt kurzzeitig Spannung auf, doch gestaltet sich der Showdown derart konventionell, dass diese schnell wieder verpufft. Zudem fallen Kleinigkeiten negativ ins Gewicht, die einfach nicht hätten sein müssen: Die Idee mit dem „Ortungs-Drink“ ist ziemlicher Unsinn, und als Zuschauer kann man sich an fünf Fingern abzählen, dass diese Erfindung unter Garantie am Ende noch zum Einsatz kommt (= richtig!). Wenn Keats im Rahmen seiner Probleme mit Palmer einen ausführlichen Vortrag über Wanzen und Minikameras von einem Sicherheitsbeamten erhält, er aber in einer der nächsten Szenen einen Kugelschreiber als Geschenk entgegennimmt – überprüft er diesen etwa? Nein. Ist da eine Kamera drin? Jip. Solche Kleinigkeiten nerven einfach, sowie einige Logikfehler: Wenn jemand aus einigen Metern Entfernung erschossen wird, ist es kaum glaubwürdig, wenn man dem Opfer nur die Waffe in die Hand drücken muss, um alle überzeugen zu können, es wäre Selbstmord – man braucht kein Experte oder „CSI“-Fan zu sein, um das als unsinnig zu erkennen…
Fazit: „Pursued“ ist ein anständig besetzter Film mit einer interessanten Prämisse, der aber an seinem oberflächlichen Drehbuch, dem ungeschickten Aufbau sowie der vorhersehbaren und spannungsarmen Inszenierung krankt … 3 von 10.