Review

Der erste Schock sitzt tief.
New Option 8: The Campaign verlangt in etwa 15min mehr Laufzeit als die anderen Folgen und gliedert sich damit eindeutig gegenüber den vorhergehenden Episoden ab.
Da aber in New Option 7: The Confrontation am Ende eine Erzählung zum Abschluss gebracht wurde, kann man sich hierbei auf eine weitgehend alleinstehende Geschichte freuen, die dann überraschenderweise auch noch relativ eng behandelt wird.
Gleicht sich demnach wieder aus, obwohl auch hier die Frage angemessen berechtigt sein dürfte, ob man nicht einfach durch geschickte Trimmung die überschüssige Minutenanzahl auf das bisher gewohnte Gardemaß zurechtstutzen konnte. Genug vorhandenes Material für den Schneideraum und seine Resterampe ist nämlich vorhanden, was man besonders mit fortlaufender Erzählung mitbekommt. Aber das Problem besteht ja nicht erst seit gestern und ein plötzlich angezogenes Tempo würde den Gewohnheitszuschauer sicherlich auch verwirren.

Das Faszinosum der Saga besteht ja darin, dass man das Risiko einer Langzeitbetrachtung seiner Figuren eingeht und nicht etwa einzeln und abgeschottet voneinander zu konsumieren ist. Es gibt feste, stetig auftauchende Personen, die über die Wochen und Monate hinweg auch ihre Beziehung zueinander umstellen. Dazu gehören vor allem Stone [ Michael Wong ], der seine SDU Truppe als Verstärkung der OCTB bereithält und dadurch desöfteren mit Senior Inspector Hon Gin [ Raymond Wong ] zusammenarbeiten muss. Hierbei bekommen sie bereits in den ersten Minuten des Openers den Auftrag, sich an die Bande eines Gauners ranzuwerfen, der über seine Hotels und Einkaufszentren an die persönlichen Daten seiner Kunden gelangt und damit gefälschte Kreditkarten bestückt.

Die Einleitung erfolgt fix. Sogar die Bearbeitung des Falles geht dann sofort vonstatten. Der Aufbau ist streng einteilig und lässt die üblichen Ver- und Entwicklungen missen. Normalerweise ist man als Zuschauer gewohnt, sich erst den diversen persönlichen Problemen dieser und jener Beteiligter zu widmen. In dem abgeschottenen Mikrokosmos hat Jeder etwas mit dem Anderen zu tun; es gibt keine Figur, die nur so allein für sich steht, sondern man ist miteinander verwandt, verbandelt oder wäre dies gern. Kontaktaufnahme, die Anknüpfung daran und die Festigung der Beziehungen fällt diesmal flach; hat aber auch in den sieben davorgesetzten Einspielern zur Genüge gewidmet und darf auch einmal ausgesetzt werden.

Stones Gurkentruppe - bestehend aus einem Haufen kindischer Twens, die man sicher nur ungern am Abzug von Scharfschützen- und Maschinengewehr sehen möchte - hat auch Pause. Einer liegt verletzt im Krankenhaus, der Rest ist bis auf den bisher vernachlässigten Directionless Mo [ Eddie Pang ] ausnahmsweise grösstenteils weg vom Bild. Anerkennend nimmt man zur Kenntnis, dass sich die erweiterte Zunahme von Mo besser in den Handlungsrahmen eingliedert als angenommen und dass selbst Freizeitbeschäftigungen und wahrhaftige Larifari - Gespräche immer etwas mit dem Fall selber zu tun haben.
Auch wenn man nur folgenden Dialog zweier Cops zum Besten gibt:
"Hey, what do people who use counterfeit credit cards look like ?"
"I don't know, what they look like."
"Oh !"
- Einmischung von Hon Gin -
"Hey, don't you two have brains ? Scriptwriters sometimes talk nonsense since they rarely have brains, but you are two policemen. Use your brain !"

Skurrile Weltansichten.
Sicherlich sieht ein richtiges Drehbuch anders aus, aber angesichts bisheriger Ergebnisse steigert man sich zumindest anfänglich geradezu enorm; erweitert nicht nur bestehende Konstellationen, sondern vergrössert auch den Spielraum. Statt der inneren Erfahrungswelt diesmal die äussere, geht es doch gar nach China; die Festlandanbindung sorgt für eine ganz andere Dimension und kann auch endlich mal neue Bilder abseits der Urbanität bieten.
Das am südöstlichen Rand des Yunnan-Guizhou-Plateaus gelegene Guangxi, ein autonomes Gebiet im Rang einer Provinz, wird hierbei sowohl von seiner reichen als der kontrastierend gegenüberliegenen Seite der Armut gezeigt. Der Gegensatz zwischen der Kriminalität der Gauner, die die Entlohnung harter Arbeit einfacher Menschen für sich beanspruchen und den mittellosen Dorfbewohnern, die in kargen Hütten mit dem wenigen Übriggebliebenen zurecht kommen müssen, ist dabei sicher mit dem Holzhammer serviert. Aber zumindest ist man in der Lage, überhaupt eine Aussage zu treffen und sich nicht wie bisher durchgezogen einzig auf häufig unsinniges Palaver zu verlassen.
Zu einem Reisevideo wird man trotz der vorhandenen kunstvoll erodierte Karstlandschaft, den jadegrünen Flüssen und "Dem von Vogelgesang und Blütenduft erfüllten Berg" nicht - weil man sie nicht zeigt. Drehgenehmigung anscheinend zu teuer dafür; wer die Serie verfolgt hat weiss, dass hier mit No Budget gearbeitet wird.

Also geht man auf die Wiese und findet dort auch zwei Baracken, die der eigentlichen Herkunft der Serie als Actiongülle zum ersten Mal überhaupt Rechnung tragen.
Bisher wollte man immer verbergen, aus welcher Ecke der Unterhaltung man kommt und stellte sich deswegen einige Positionen höher und schräger, als man es sich leisten konnte. Allein schon der kaum vorhandene Actioneinsatz - es geht immerhin um eine schwer bewaffnete Spezialeinheit - zeigte deutlich auf, dass man keine annehmbare Finanzierung bewerkstelligen konnte und sich deswegen in Tarnung und Täuschung ergehen muss. Die stattdessen eingebrachten Soapelemente mit ihrem geringen Konfliktpotenzial interessieren sicherlich die Wenigsten und dürften bei eventueller Kaufentscheidung wohl kaum eine weitere Rolle spielen. Zumindest Cover und Backinformation stellen auch immer die Waffen und deren Einsatz in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
In den Schuttbauten und dem umherliegenden Gebüsch werden sie dann auch endlich mal gezückt; die Szenerie erfreut jeden C - und D - Movie Liebhaber bis ins Herz und brennt sich dort auch für ewig ein. Dass nach zehn Sekunden schon wieder vorbei mit dem Munitionshagel ist und eine einzelne Handgranate gleich den vermeintlichen Wirkungskreis von 50m hat, kann man dann auch leicht verschmerzen.
Dass in der kompletten zweiten Hälfte gar nichts mehr passiert, ausser die stundenlange Suche nach der - durch die Handgranate vorübergehend erblindeten - Tochter von Stone und dabei im Schleichtempo Dorf, Wald und Aquädukt durchforstet wird, ist dann aber schon Verhohnung der zahlenden Kundschaft.
Directionless Mo ist jetzt getreu seines Namens so richtig aufgeschmissen.
Hier gibt man sich anscheinend das Etikett allergrösster Alltagsnähe und zeichnet wirklich jeden kleinsten Schritt von Suchenden und Gesuchte auf.

"What stupid phone is it ? Always cut off at the critical moment" bringt als Abschluss noch einmal die Ansicht nahe, dass nunmehr auch selbst Autoren und Regisseur wissen, was für eine Art Erzeugnis sie hier abliefern - nämlich kein Film für die Zuschauer, sondern einer gegen sie - und dies während des ganzen Leerlaufes mit ein bisschen Selbstironie zu überspielen versuchen. Anders kann man sich auch nicht erklären, dass Stones chinesischer Gegenüber ausgerechnet Big Stone heisst.

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