New Option 7: Confrontation
Rühmliche Ausnahme in der Handlungsstruktur der Serie: Man greift direkt auf den Vorgänger New Option 6 - Saviour zurück anstatt wie üblich auf lange vergangene Ereignisse zu blenden. Lagen teilweise zwei Episoden dazwischen und musste die Erinnerung daran folglicherweise unweigerlich verblassen, so schafft man diesmal den kompakten Anschluss.
Für einen Neueinstieg ist es natürlich längst zu spät; für alle Anderen ist auch bei längerer Pause das Wiederaufnehmen der verschiedenen Geschichten kein Problem, zumal man die ersten Minuten eh einen knappen Recap in Form der letztlich entscheidenen Szene verabreicht bekommt:
SDU - Mitglied Lucky Lun [ Otto Wong ] wurde bei einem Einsatz schwer verletzt. Der Schütze war sein Vorgesetzter Hon Gin [ Raymond Wong ], der dadurch dem Gesuchten Jason [ Benny Lai ] die Flucht ermöglicht.
Nach der Kunst des Cliffhangers blendet man natürlich prompt ins Hospiz und verweilt dort leider auch eine geraume Zeit. Das Mischverhältnis aus in etwa 60% Soap und 40% Cop als oberflächliche Bezeichnung der Saga verschiebt sich dabei noch mehr in Richtung des Persönlich Dramatischen; das Berufliche der Beteiligten, die immerhin die neue Spezialeinheit HKs und letzte Hoffnung gegen das Verbrechen darstellen sollen, wird wieder weiter an den Wegesrand gedrückt. Die Folge ist eine Verzögerung der in den vorherigen Ereignissen erst beschleunigten Vorgänge; nach etwa 15min Ausrollen nach diesen Aufregungen steht das Tempo erstmal wieder auf Stillstand. Aufgrund der Zugehörigkeit der Saga zu einer allumfassenden Langzeitbetrachtung statt einem abgetrennten 90minüter und der daraus beruhenden dauerhaften Ankopplung an die Veränderungen geschieht hier alles eine Spur ausführlicher als gewohnt. Man bekommt nicht nur Szenen zu Gesicht, auf die sonst nie eingegangen wäre, sondern diese auch in einer Form der Ausschweifung, für die man normalerweise gar keinen Platz für hätte und auch gut darauf verzichten kann. Da wird erst lange übers Essen geredet, dann wird gekocht, dann wird gegessen, dabei gestritten, gegangen, wiedergekommen, weitergegessen; alles in einem Wulst an Buchstaben.
Dass andere Serien dieses Problem nicht haben unterscheidet den New Option Zehnteiler von der - in der rein äusseren Beschaffenheit nicht unähnlichen - The Shield. Dort ist viel mehr Druck und Anspannung vorhanden, obwohl gerade auch Wachsamkeit und Anteilnahme auf den Charakteren liegt; man dieses aber nicht unnötig in die Belanglosigkeit rein- und dort breittreten muss. Stattdessen schweift man im Inhalt eher ab in Richtung NYPD Blue, die sich auch mehr auf das Zusammenleben Mann - Frau fixiert. Nur dass man nicht das ständige Wiederholen derselben Sachverhalte Tat - Festnahme - Verhör - Gegenüberstellung / Beziehungsprobleme hat und deswegen einfach ein bestimmter Bildungsstand erforderlich ist.
Die hier einwirkenden Aufgaben und Schwierigkeiten des Mischproduktes entwickeln sich zumindest geringfügig weiter oder lösen sich nach einer Auflösung / Aussetzung ganz ab. Hon Gin hat nach seiner "Rettungstat" natürlich das Problem, dass gleich zwei Zeugen am Leben sind und ihn auch beide noch mehr reinreissen können. Nach einem rasch klärenden Gespräch mit Lucky Lun ist eine Plotoption schon wieder vernichtet, aber Jason auf der kriminellen Seite und sein triadenführender Vater Fatso [ Wong Tin Lam ] sind nicht so leicht ruhig zustellen. Wirklich Fortschritte macht man hier nicht; abgesehen von einigen Einspielern und gegenseitigen Repressalien hat man sich eine steigernde Anspannung für das noch kommende Axion aufgespart. Schliesslich müssen noch weitere 270min gefüllt werden, die vorausschauend mit fertig bezogenen Schemata subsumiert werden können. Der mittlerweile doch überschaubare Personenkreis und die jedesmal wiederauftauchenden Komplikationen zwischen den Ewiggleichen grenzen die Möglichkeiten von Impuls und Auftrieb doch merklich ein.
Immerhin hat man ein Konstruktionsprinzip durchdacht, dessen Schwerpunkte und Ergebnisse erkennbar sind und dann auch mit dem Ausganspunkt modifiziert, erweitert und so verbessert werden können. Schliesslich lassen sich neue Wege schnell eröffnen, ohne die alten zu gefährden und so dauerhaft im Interesse der Zuschauer zu positionieren. Als frisch wird ein Kronzeugenprozess wegen Internationaler Geldwäsche und ein Killer in den Raum geworfen, der die Aussagen noch vor dem Erscheinen vor Gericht verhindern möchte; die SDU wird zum Schutz der Gefährdeten abgestellt. Wobei Teamleader Stone Wong [ Michael Wong ] auch irgendwann erkennt, dass sein alter Kumpel Hank [ Edmond Leung ] dahinter steckt.
Der Strang wurde auch in Episode 6 als offene Linie angerissen und verstärkt durch seine zunehmende Entfaltung samt Hintergrundgeschichte ebenfalls die Verkettung der Umstände; der Konnex und der hierbei mal glatte Übergang ist dann auch das einzig herausragende Merkmal.
Auf der visuellen Seite bleibt man natürlich den Gepflogenheiten treu. Es ist nunmal TV bzw. DTV, also eine asketisch strenge Arbeit bar jeder stilistischen Explosion. Das Mitplätschern mit dem Strom von Dialogen. Wer von allen Zwängen befreite Ausdrucksmittel, eine virtuose Schnittarbeit und Licht- und Farbexperimente erwartet, muss enttäuscht werden und kann sich auf das Gegenteil davon einstellen. Also vulgärer ästhetischer Rationalismus, oft gestellt und einseitig wirkend. Einzig die Kamera kippt mal in die Schräglage oder schleicht ein bisschen in abwechselnden Perspektiven um die Figuren herum, aber das war es dann auch an gestalterischer Inszenierung. Auffällig ist nur noch die häufige Verzögerung der Geschwindigkeiten - im Finale sogar fast bis zum Stillstand; wenigstens noch durch einen diabolisch minimalistischen Score untermalt.
Action bleibt rar, hat dann aber einige kleine Ideen und wirkt in der sonstigen Banalität auch relativ hart.
Dass es immer noch nicht so richtig klappt und man jetzt bestimmt nicht gleich Lust und Laune auf die noch ausstehenden Fortsetzungen hat, liegt vor allem daran, dass man auch sehr schlecht gecastet ist. Wenn die Freundin des verletzten Lucky Lun die einzig wirklich positiv Auffallende in der Angelegenheit ist, hat man gemeinhin ein Problem. Raymond Wong spielt sich durch, ohne sich wirklich Anzustrengen. Michael Wong scheint alle naselang seine Dialoge zu vergessen und sich mit Hilfe von Improvisation über Wasser zu halten, man sieht ihm richtig beim Nachdenken und Worte suchen zu. Der Rest ist nicht wirklich besser. Einzig Wong Tin Lam machts gescheit: Er bleibt ganz einfach ständig am gedeckten Essenstisch sitzen.