Review

Mit „Der Damm des Teufels“ versucht jetzt auch die Schweiz etwas verspätet auf die Mysterywelle der letzten Jahre aufzuspringen.
Die in Scheidung lebende Ärztin Elena Della Pietra (Giorgia Senesi) erfährt, dass von einer verstorbenen Tante ein Haus in einem Bergdorf. Mit ihrer Tochter Giorgia (Astrid Casali) will sie dort vorbeischauen. Damit hat man dann schon mal direkt alle bekannten Zutaten für einen Mysterythriller zusammen, denn die Konstellation allein erziehende Mutter mit Kind ist spätestens seit „The Sixth Sense“ und „Ring“ Standard im Genre.
So werden Kind und Kegel in die Karre gepfercht. An einer entlegenen Brücke erzählt Mutter Töchterchen dann noch eine Legende, dass die Erbauer der Brücke einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hätten – natürlich steht genau in dem Moment ein unheimlicher, gut gekleideter Fremder neben ihnen, damit wir auch schon mal die obligatorischen gruseligen Vorzeichen haben, die sich bald noch häufen.

Im Dorf wird Elena als Fremde direkt argwöhnisch begutachtet und als man erfährt, wessen Erbin sie ist, umso mehr. Irgendetwas Seltsames muss mit ihrer Verwandtschaft zu tun haben. Und welche Rolle spielt der große Staudamm, der das Dorf zu Reichtum brachte?
Für einen fast auf Amateur-Niveau gedrehten Film kann sich „Der Damm des Teufels“ durchaus sehen lassen. Zwar merkt man vor allem der tristen Optik das niedrige Budget an, aber der Film kann trotzdem ein paar nette visuelle Ideen aufweisen (Kamerafahrt im Zeitraffer über das Dorf zum Damm, „weinendes“ Heiligenbild usw.) mit denen man dies zumindest teilweise zu kaschieren versteht. Auch die Location des Schweizer Bergdorfs ist noch schön unverbraucht, auch wenn die Bergidylle nicht immer zum Versuch von Gruselstimmung passen mag.
Ansonsten wird der übliche Gruselplot durchgezogen. Natürlich hat die Stadt ein düsteres Geheimnis, in das natürlich auch Mutter, Tochter und der titelgebende Staudamm irgendwie verstrickt sind. Leider kennt man derartige Filme zur Genüge und nach spätestens 30 Minuten hat auch wirklich jeder die Auflösung erraten. So kommt nicht allzu viel Spannung auf, da auch der restliche Handlungsverlauf (seltsame Todesfälle, Verdächtigung der Fremden usw.) glatt aus dem Standardhandbuch für Mysterygrusel abgeschrieben sein könnte.

Wird der Plot immerhin noch sehr flott vom Leder gezogen, weshalb die Laufzeit gerade mal ca. 80 Minuten beträgt, so spart man bei dem Tempo leider auch zu sehr mit Erklärungen. Selbst wenn am Ende das Rätsel gelöst ist, weiß man immer noch nicht, warum einige Leute sterben mussten, da der Pakt ja an sich besiegelt war. Das passiert, wenn man nur die Formeln diverser Mysteryfilme der letzten Jahre (die Anzahl der De Ja Vu Erlebnisse ist hoch) kopiert, aber das Strickmuster nur teilweise versteht. So sind auch Subplots wenig geschickt eingeflochten: Zwischendurch verliebt sich Elena in Rekordzeit in den einzig normalen Typen im Dorf, obwohl sie Männern sonst abgeschworen hatte usw.
Bei Herstellungsland und Budget muss man seine Erwartungen an die Leistungen der Schauspieler zwar etwas senken, aber diese spielen überraschend gut. Zwar ist auch hier ein wenig geklaut worden (der männliche Hauptdarsteller wurde doch etwas auf den Look von David Arquette zurechtgemacht), aber trotzdem sind ihre Performances alles in allem ziemlich überzeugend.

Zwar sind Regie und Schauspieler überraschend gut, aber leider kopiert das Drehbuch von „Der Damm des Teufels“ zu sehr bekannte Vorbilder ohne deren Muster zu verstehen, deshalb unterm Durchschnitt.

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