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Mit seinem ambitionierten Historien-Epos "Braveheart" räumte Hollywood-Star Mel Gibson 1996 bei den Oscarverleihungen ab und etablierte sich nach seiner Schauspielkarriere als Action-Held ("Mad Max", "Lethal Weapon") auch als anspruchsvoller und handwerklich reifer Regisseur. Der Film erzählt die Geschichte des legendären schottischen Kriegshelden William Wallace, der die Schotten in den Krieg gegen die brutale Unterdrückung der Engländer führte - und von den zerstrittenen Clans seines eigenen Volks verraten wurde.

Technisch und formal bietet "Braveheart" großes Kino der Spitzenklasse. Aufwendige Kamerafahrten, ein Heer an Statisten für die riesigen Massen- und Schlachtenszenen und eine detailgetreue, schmutzige Ausstattung lassen das Mittelalter von der ersten Sekunde an glaubhaft wiederauferstehen. Dazu kommen, vor allem in den ersten 45 Minuten, ein wunderschöner Soundtrack (komponiert von James Horner) und überwältigende Landschaftspanoramen, die von endlosen schottischen Hochmooren bis zu nebelverhangenen Wäldern eine dichte Atmosphäre aufbauen. Vor diesem oftmals poetisch schönen Hintergrund entwickelt sich die Geschichte um tragische Liebe, tiefe Freundschaft und den Mut, sich gegen die Ungerechtigkeit aufzulehnen - wenn es sein muss, zum Preis des eigenen Lebens.

In vielerlei Hinsicht nimmt "Braveheart" auch einige Aspekte von Gibsons späteren, teils heftig umstrittenen Regiearbeiten "Die Passion Christi" und "Apocalypto" vorweg: So verzichtet er weitestgehend auf schonfärbenden Historien-Kitsch, sondern zeigt das Mittelalter als Epoche bestialischer Gewalt, unmenschlicher Unterdrückung und permanenter Unsicherheit. Dazu bedient er sich besonders in den Schlachtenszenen teils brachialer Gewalt und grausamer Bilder, die Leid und Elend jener Zeit verdeutlichen und jede Mittelalter-Folklore verstummen lassen. Auch die menschenverachtende Willkür, mit der die englischen Herrscher die schottische Bevölkerung misshandeln, wird weder übertrieben noch zurückhaltend geschildert. So macht der Film klar, wie aus einer Atmosphäre konstanter Unterdrückung kämpferische Gewalt und Gegenwehr entstehen können.

Dass das alles nicht ohne Pathos abgeht, ist bei einem großformatigen Hollywood-Film wohl kaum zu vermeiden. So wird dann eben Wallace als blutverschmierter Held vor strahlend blauem Himmel inszeniert und ist das amerikanische Lieblingswort "Freiheit" der zentrale Begriff schlechthin, der am Ende sogar beinahe heilige Bedeutung erlangt. Auch einige dramatische Zeitlupen werden ein wenig zu sehr ausgereizt und den einen oder anderen Anschlussfehler können aufmerksame Zuschauer ebenfalls entdecken. Wirklich irritierend fällt dagegen nur das Ende aus: Wenn Wallace in grausiger Ausführlichkeit gefoltert und mit bombastischer christlicher Symbolhaftigkeit zum Märtyrer verklärt wird, sieht das bereits stark nach "Die Passion Christi" aus - abscheuliche Gewalt als Weg zum Heldentum scheint für Gibson ein zentrales Motiv zu sein.

Dennoch kann "Braveheart" auch anspruchsvollen Zuschauern durchaus gefallen. Dazu tragen die gewaltige Inszenierung, die gekonnt zwischen blutrünstigen Schlachten und romantischen, liebevollen Nächten wechselt, ebenso bei wie die starken Darsteller und die packende, hochdramatisch und oft mit einem Schuss Humor versehene Story. In seinen besten Momenten erinnert der Film an die großen Monumentalfilme der 50er- und 60er-Jahre. Den epischen Atem hat er jedenfalls. Historisch mag hier einiges wackelig sein - filmisch ist das ein fester, kraftvoller Meilenstein im 90er-Kino.

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