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Hauptdarsteller und Regisseur Mel Gibson (Lethal Weapon, Mad Max) nimmt sich in seiner zweiten Regiearbeit das Leben des schottischen Aufständischen William Wallace vor. Doch wer hier auf historische Genauigkeit hofft, dürfte eine böse Überraschung erleben, denn "Braveheart"basiert nur zum Teil auf wahren Begebenheiten. Drehbuchautor Randall Wallace (Wir waren Helden, Pearl Harbor) nahm als kleine Vorlage das Gedicht namens "Wallace", welches den Aufständischen als Volksheld publiziert. Genau der richtige Filmstoff für den sehr religiösen Gibson, der hier zudem als Produzent fungiert. "Braveheart" räumte auch fünf Oscars ab und wurde quasi zum Aushängeschild von Gibsons Karriere als Regisseur.

Als erwachsener Mann kehrt William Wallace (Mel Gibson) in seine alte Heimat zurück. Dort verliebt er sich in Murron (Catherine McCormack), die Beiden heiraten heimlich, da sich die englischen Besatzer laut König Edward I (Patrick McGoohan) auf "Das Recht der ersten Nacht" berufen können. Doch kurze Zeit später kommt es zu einem Zwischenfall, eine Gruppe englischer Soldaten will Murron vergewaltigen, William greift ein und löst damit eine Kettenreaktion aus. Murron wird getötet und William rächt sich blutig an den Mördern. Von nun an ist er mit seinem besten Kumpel Hamish (Brendan Gleeson) und einigen Freiwilligen auf der Flucht. Immer mehr schottische Landsleute stoßen zu William, um mit ihm für Schottland zu kämpfen. Doch obwohl William horente Erfolge verbucht, so kochen die schottischen Adeligen ihr eigenes Süppchen und auch Robert the Bruce (Angus Macfadyen), der Anspruch auf den schottischen Thron hat, weiß nicht so recht auf wessen Seite er stehen soll.

Im Endeffekt haben wir es hier mit einer simplen Rachestory zu tun, die teilweise ziemlich kitschig die Freiheit des Menschen über alles andere stellt und dabei nicht mit Brutalitäten geizt. Gibson erzählt sein fast dreistündiges Epos wuchtig und die oppulente Ausstattung vermag ein authentisches Bild der damaligen Zeit gewährleisten, aber den oft übertriebenen Hype um "Braveheart" kann ich nicht ganz nachvollziehen. Besonders da man sich in der ersten Dreiviertelstunde durch einige Längen kämpfen muss, denn die Kindheit von William und seine heimliche Heirat mit Murron wurden nicht gerade vorteilhaft umgesetzt. Man ist zwar um Ereignisse, oft auch um Humor bemüht, doch so recht will der Funke noch nicht überspringen. Dafür hat es die Optik in sich, Kameramann John Toll liefert hier tolle Bilder Schottlands, die gewollt trist gehalten sind, gemäß des sehr wechselhaften Klimas in Schottland. James Horners rein instrumentaler Score liefert die passende Untermalung, manchmal ein wenig zu triefig, besonders in den gefühlvollen Momenten. Natürlich darf auch mit einem erhöhten Hang zum Pathos gerechnet werden, denn die Kämpfer um Wallace klopfen nicht nur ihre Sprüche, sondern kämpfen sogar weiter, wenn ihnen eine Hand abgehackt wurde. Zusätzlich hat William Visionen von der ermordeten Murron, die dann wirklich zu kitschig ausfallen. Schließlich sieht er in der gesandten Prinzessin Isabelle (Sophie Marceau) seine Murron wieder und verliebt sich in sie. Isabelles eigentlicher Grund William zu unterstützen, ist auch wieder so eine unglaubwürdige Sache und bremst das eigentliche Geschehen nur aus. Die Liebe ist nun mal ein nicht wegzudenkendes Element eines Epos.

Aber es gibt über "Braveheart" nicht nur Negatives zu berichten, der Film erholt sich nach einer mäßigen Einleitung und konzentriert sich dabei nicht nur auf William. Auch der Konflikt von Robert the Bruce ist gelungen, sowie das undurchschaubare Spiel der schottischen Adeligen und Roberts krankem Vater, die ihre eigenen Landsleute verraten. Daneben hat der fiese Edward I mit seinem schwächlichen Sohn zu kämpfen und er muss den Emporkömmling William mit jeder Menge fieser Attacken unterdrücken. Natürlich dürfen hierbei auch die Schlachten nicht fehlen, in welchen man sich manchmal als Zuschauer mittendrin fühlt. Hierbei setzt man auf schnelle Schnitte, eine perfekt positionierte Kamera, so dass der Zuschauer nie den Überblick verliert. Dabei lässt es Gibson teilweise schon rabiat zugehen, dies betrifft ganz besonders die Hinrichtung der Mörder von Murron. Aber die Brutalitäten dominieren nie das Geschehen, sondern sind lediglich Mittel zum Zweck. Was "Braveheart" auch zu Gute kommt ist, dass er nicht auf das konventionelle Hollywood-Ende zusteuert. Um als Held gefeiert zu werden, bedarf es nicht immer eines Happy Ends und hier weiß Gibson schon einen traurigen aber überzeugenden Abschluss zu finden. Dabei füllt Gibson die Hauptrolle als William Wallace sehr suverän aus, Brendan Gleeson (Green Zone, 28 Days Later) und Tommy Flanagan (Sin City, Unbekannter Anrufer) überzeugen als engste Vertraute von Wallace. Es darf mit Recht gesagt werden, dass "Braveheart" bis in die kleinsten Rollen gut besetzt wurde, ein kleines Highlight ist auch Patrick McGoohan als fieser Edward I.

Über zahlreiche geschichtliche Ungenauigkeiten sieht man hinweg, aber in Punkto Pathos und Kitsch übertreibt es Gibson eindeutig. Desweiteren kann er einige Längen nicht mit seinem wuchtigen Erzählstil kaschieren. Dafür ist "Braveheart" optisch brillant, bei vielen Charakteren geht man in die Tiefe und der Zuschauer ist geneigt mit Wallace mitzufiebern. Dank der Sets und der authentischen Ausstattung fühlt man sich ins 13. Jahrhundert zurückversetzt, inklusive einiger harter Kämpfe. Im Endeffekt hat "Braveheart" alles zu bieten, was ein gutes Epos ausmacht, aber ein Überfilm ist es nicht.

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