"Dein Herz ist frei. Hab den Mut ihm zu folgen."
Im 13. Jahrhundert verscheidet der schottische König ohne die Benennung eines Thronfolgers. Edward I. (Patrick McGoohan), König von England, nutzt die Situation zu seinem Vorteil und reißt Schottland an sich. Allerdings kann er seine Herrschaftsposition selbst durch Besatzungstruppen, Mord und Vergewaltigung nicht festigen.
William Wallace (Mel Gibson) verlor durch die Engländer bereits seine Familie und wuchs außerhalb der Insel auf. Nach der Rückkehr in seine Heimat liegt ihm nichts an den politischen Gegebenheiten, die der schottische Adel versucht mit Edward I. auszuhandeln. Heimlich heiratet er Murron (Catherine McCormack), die allerdings kurz nach der Vermählung von englischen Soldaten hingerichtet wird. Dadurch beginnt Wallace einen persönlichen Rachefeldzug, der schnell Aufmerksamkeit in den benachbarten Ländereien auf sich zieht. Immer mehr seiner Landsleute folgen ihm. Für die endgültige Freiheit Schottlands ist aber nicht nur ein Sieg auf dem Schlachtfeld entscheidend. Der Schlüssel liegt in der Einigkeit der Edelleute, die immer noch zerstritten sind.
Es ist selten, dass ein Film auch noch nach Jahren seiner Produktion seine Wucht und Intensität beinhält. Mel Gibson ("Die Passion Christi", "Apocalypto") präsentiert "Braveheart" dermaßen zeitlos, dass sich die im 21. Jahrhundert obligatorischen Hochglanzbilder, die das Schlachtenepos nicht enthält, überhaupt nicht missen lassen. Die Geschichte um den schottischen Freiheitskämpfers William Wallace ist dem Regisseur und Hauptdartsteller ebenso wichtig, wie eine unterhaltsamer Rahmen. "Braveheart" ist dadurch nicht immer historisch korrekt, allerdings durchgehend einprägsam.
Wallace aufbäumen gegen beinahe 100 Jahre Raub, Mord und Unterdrückung wird in furiosen Aufnahmen festgehalten. Die wildromantische, raue Schönheit der schottischen Landschaft bildet die perfekte Kulisse für die Lebensgeschichte des schottischen Nationalhelden und die lebendigen, realitätsnahen blutig-dramatischen Schlachten, die einen Großteil der Faszination des Films ausmachen.
Das Mittelalter wird nicht geschönt dargestellt, sondern in dreckigen, unwirtlichen Bildern zum Leben erweckt. Und auch das rohe Verhalten der handelnden Personen und die Brutalität der Kampfhandlungen tragen zur Gesamtauthentizität des Films bei. Die Intrigen am englischen Königshof sowie unter den machthungrigen schottischen Edelleuten sorgen für erfrischende Wendungen innerhalb der Handlung.
Herausragend sind bei “Braveheart” bereits erwähnte Schlachten. Neben kleinerem Geplänkel ziehen zwei groß angelegte Massensequenzen die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich. Der Aufprall der Armeen ist brachial inszeniert, die einzelnen Zweikämpfe roh und ausschließlich durch Tötungsszenen dokumentiert. Die Kameraperspektiven vermitteln derweil ein gewaltiges Mittendrin-Gefühl.
Die Pausen dazwischen dienen dem Aufbau und der Zeichnung filmgebundener Charaktere. "Braveheart" zeigt dabei nicht nur ihren abhärtenden Werdegang, sondern offenbart auch deren sensibles Innenleben.
Ungewöhnlich ist der Einsatz musikalischer Mittel. Während der bombastische Soundtrack vor allem die ruhigeren Szenen mit Ohrwurmthemen abdeckt, sind die brachialen Schlachten völligst ohne musikalische Untermalung. "Braveheart" spielt während diesen einzig die opulenten Bilder aus.
Beeindruckend ist ebenso die visuelle Präsenz von Mel Gibson, während dieser parallel Regie führt. Die Wandlung von feinfühligem Romantiker zu unerbittlichem Kämpfer ist geradezu greifbar. Ebenso glaubhaft erscheinen die Figuren von Sophie Marceau ("Die Welt ist nicht genug"), Angus Macfadyen ("Saw III") und Catherine McCormack ("28 Weeks Later"), die ihr schauspielerisches Talent einfließen lassen. Brendan Gleeson ("28 Days Later", "Lake Placid"), Tommy Flanagan ("Im Körper des Feindes", "Sin City"), David O'Hara ("Doomsday") und Patrick McGoohan ("Die Jury") können dies allerdings noch einen Tick besser.
"Braveheart" ist ungemein wuchtig, brachial, emotional und gleichzeitig unterhaltsam. Die greifbaren Figuren und deren ausgezeichnete Besetzung heben das grandiose Schlachtengemälde von der Konkurrenz ab. Eindringliche Bilder und keltisch angehauchte Musik sorgen für eine dichte Atmosphäre. Natürlich ist ein pathetischer Unterton nicht von der Hand zu weisen, dies verlangt das Thema um den Freiheitskampf eines Landes aber ab.
10 / 10