Review

„Braveheart“ ist vermutlich einer der am meisten überbewerteten Filme, die es je gegeben hat. Ein Meisterwerk über Freiheit, so oder ähnlich wird es angepriesen, die meisten glauben es sogar, dabei sieht die Realität gänzlich anders aus.
Betrachten wir erst mal die positiven Seiten: Da wären zum einen eine durchgehend ansprechende Kulisse und zum anderen einige sehr harte Schlachtszenen, die fast schon zu realistisch erscheinen und eine entsprechende Wirkung erzielen. Soviel zum guten Teil.
Jetzt die andere Seite: Das erste Problem ergibt sich aus Unmengen von historischen Ungenauigkeiten, sowohl inhaltlich als auch optisch. Eine vollständige Aufzählung könnte ein komplettes Buch füllen, es fängt damit an, dass die Zeichnung der Figur des William Wallace völlig danebengeht, vieles wie die hier verwendete blaue Kriegsbemalung zu dem Zeitpunkt längst der Vergangenheit angehörte, anderes wiederum damals noch gar nicht entworfen war, beispielsweise die zur Schau gestellte schottische Flagge usw. usw. usw.
Wesentlich vernichtender für den Film ist jedoch die Tatsache, dass Mel Gibson nicht nur die Hauptrolle übernommen, sondern sich auch auf dem Regiestuhl breitgemacht hat. Das Resultat ist eine Inszenierung, die vor grobschlächtigen Fehlern nur so strotzt, mit einem so miserablen Schnitt, als ob man in aller Hektik einen Rough Cut zurechtgehackt und sich damit zurückgelehnt hätte. Darüber hinaus konnte sich Gibson vor der Kamera nie richtig auf seine Rolle konzentrieren (man sieht ihm förmlich an, wie er darum bemüht ist, ständig die Crew im Auge zu behalten), was zur Folge hatte, dass er auch als Hauptdarsteller nur minderwertige Arbeit geleistet hat. Da kann Sophie Marceau auch nicht mehr viel retten, zumal das Möchtegern-Doppeltalent sie zugunsten seiner One-Man-Show regelrecht verschwendet.
Und wo ist das Freiheitsmotiv? Wo? Es wird stets verbal vorgegeben, auch Gibson trichtert es seinen Männern immerzu ein, doch in Wahrheit rollt hier nur eine Story über einen einsamen Krieger ab, der die einzige Hoffnung seines Volkes darstellt und seine persönliche Rechnung mit den bösen Jungs begleichen will, die seine einstige grosse Liebe auf dem Gewissen haben, wobei natürlich auch noch Verrat im Spiel ist. Eine Beschreibung, wie sie auf zig andere, vorher entstandene Filme zutrifft und nun zum x-ten Mal aufgewärmt wird, im Mittelpunkt diesmal der kleine, rachsüchtige William Wallace, der den Zuschauer Tränen spenden lassen soll, was aber dadurch, dass sich mit der Zeit der Verdacht bestätigt, dass es mit dem Teil über die Freiheit wohl doch nichts mehr wird, geradewegs ins Gegenteil ausartet. Und wenn dann unser vermeintlicher Freiheitskämpfer bei seiner Hinrichtung zum Abschluss wieder das berühmte Wort herausschreit, muss man sich wirklich schon mit beiden Händen am Stuhl festhalten, um nicht vor Lachen in den Teppich zu beissen.
Alles, was Mel Gibson mit diesem Film erreicht hat, ist ein endgültiger Beweis, dass eine gleichzeitige Tätigkeit als Hauptdarsteller und Regisseur seine Fähigkeiten weit übersteigt, sowie eine eindrucksvolle Demonstration darüber, was für ein Geschichtsbanause er ist. Selbst wenn die historischen Mängel allesamt auf das Drehbuch zurück zu führen wären, ändert das nichts daran, dass Gibson in der Schule den Geschichtsunterricht anscheinend genauso geschwänzt hat wie der Autor (und so was schimpft sich tatsächlich Wallace, dz dz dz dz...;-)), denn sonst hätte er das Skript kaum einfach so übernommen. Andererseits sollte man ihm dankbar dafür sein, dass „Braveheart“ nicht zuletzt durch ihn so geworden ist, da der Film einmal mehr zeigt, dass man heutzutage auf solche Auszeichnungen wie die begehrten Oscars (der grösste Witz war der für die beste Regie!) nichts mehr geben kann, und darüber hinaus die Verlogenheit mancher Kritiker zum Ausdruck bringt, die in späteren filmischen Werken mit äusserst exzessiven Gewaltdarstellungen wie z. B. „Der Soldat James Ryan“ diese ignoriert oder gar anerkannt haben, da so etwas zur Verdeutlichung der „Grausamkeit des Krieges“ laut ihren Aussagen in Ordnung, wenn nicht notwendig sei, obwohl es im Falle von „Braveheart“ bei ihnen geheissen hat, dass es auch für ein solches Ziel keiner derartigen Mittel bedarf.

Fazit: Verlogen, kitschig, dilettantisch. Ein total misslungenes Vehikel für Mel Gibson, und ein peinliches dazu. Dann doch lieber 10-mal „Mad Max“ oder „Lethal Weapon“.

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