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Mit „Gladiator“ kam das Epos wieder so richtig in Mode, doch bereits fünf Jahre zuvor legte Mel Gibson diesen wuchtigen Historienschinken mit hohem Unterhaltungswert hin.
Im Zentrum der Geschichte steht William Wallace, der zu einer Zeit aufwächst, in welcher der machtgierige englische König die komplette britische Insel unter seine Herrschaft zwingen will. Auch Schottland verleibt er seinem Reich ein und ermordet viele Clanführer mit Hinterlist. Williams Vater und Bruder fallen im Kampf für die Freiheit, woraufhin William noch im Knabenalter zu seinem Onkel kommt, der ihn aufzieht. Die Figur des William Wallace gab es wirklich und „Braveheart“ präsentiert sich dementsprechend als recht realistisches Heldenepos.
Als junger Mann kehrt William (Mel Gibson) in sein Heimatdorf zurück, hält sich jedoch aus politischen Angelegenheiten heraus. Die englische Herrschaft, die dreist das jus primae noctis von frisch verheirateten Paaren fordert, erträgt er stillschweigend und freit heimlich Murron MacClannough (Catherine McCormack) aus seinem Dorf, die er heimlich heiratet. Mit einigem Augenzwinkern gibt Gibson den jungen verliebten Mann, wenngleich „Braveheart“ in dem romantischen Part doch kleine Längen hat.

Doch das Glück währt nicht lange: Als sich Murron Belästigung durch englische Soldaten erwehrt, ermordet man sie, was William hilflos mit ansehen. Rasend vor Wut zettelt William einen Aufstand an und erledigt die komplette britische Garnison. Getrieben von Rache beginnt er einen Feldzug gegen die englischen Truppen zu organisieren…
„Braveheart“ erweist sich als bewegendes, gelungenes Epos, das vor allem mit den gut verteilten Schlachtszenen punktet. Diese sind jedoch nicht so elegant wie z.B. in „Gladiator“ oder „Last Samurai“, sondern roh, blutig und brutal. Mit Breitschwertern, Morgensternen und was die Waffenkammer noch so hergibt, schlägt man sich die Köpfe, egal ob in kleinerem Rahmen (Aufstand im Dorf usw.) oder im großen Stile (diverse Feldschlachten). Gibson inszeniert das Hauen und Stechen ebenso archaisch wie mitreißend, egal ob William bloß einen Verräter in dessen Schlafgemach richtet oder englische Reiter eine breite Front schottischer Infanterie attackieren.

Da macht es auch kaum was auf, dass die Story nicht unbedingt komplex ist. Williams große Ziele sind Rache sowie Freiheit, wobei er letzteres auch unermüdlich proklamiert, während die schottischen Lords, die ihn unterstützen nicht so edel sind und eher an eigene Vorteile denken. Daraus ergibt sich dann das übliche Maß an Verrat und Kalkül, das den Aufstand zu kippen droht und zu einem Ende führt, das man nicht unbedingt so erwartet. Hänger hat die Geschichte kaum und so vergehen die fast drei Stunden Spielzeit erfrischend kurzweilig.
Natürlich dürfen auch die großen Gefühle nicht fehlen und auch in der Hinsicht überzeugt „Braveheart“ zumeist. Wallace’ große Ansprache über Freiheit, als die schottischen Truppen wankelmütig werden, verursacht Gänsehaut und hat Filmgeschichte geschrieben. Doch auch sonst kann man die Gefühle der Figuren mitfühlen, z.B. wenn ein vor Rache dürstender William Wallace seine Gegner gnadenlos dahinschlachtet. Mit etwas Humor betrachtet „Braveheart“ das englische Königshaus, dessen Prinz schwul ist und so gar kein Interesse an seiner Gemahlin Isabelle (Sophie Marceau) zeigt, was dann auch die teilweise extreme schwarz-weiß Malerei (Wallace und loyale Schotten = gut, Engländer und verräterische Schotten = böse) abmindert.

Einige Schwächen hat „Braveheart“ dann jedoch, denn gelegentlich gleitet das Gefühlskino in Pathos ab. So ist die Marter am Ende schon so ausgewalzt, als habe Gibson bereits für „Die Passion Christi“ üben wollen, und William Wallace wird gelegentlich so heroisch und edel dargestellt, dass es nicht mehr zu ertragen ist. Zum Glück sind solche Momente eher selten ebenso wie die Versuche eine Romanze zwischen Wallace und Isabelle zu etablieren. Dieser Ansatz wirkt nämlich wenig überzeugend und die Szenen zwischen Freiheitskämpfer und Prinzengemahlin sind eher schnarchig als packend, doch glücklicherweise gibt es auch hiervon nur wenige.
Schauspielerisch kann Mel Gibson jedoch keinen Vorwurf machen, der einen sehr überzeugend Freiheitskämpfer abgibt. Anfangs noch mit dem Augenzwinkern früherer Actionrollen, doch später mit grimmigem Ernst verkörpert er den Helden. Sophie Marceau hingegen wirkt recht blass und ist unterfordert, doch die Riege der Nebendarsteller (u.a. Catherine McCormack, Brian Cox und Brendan Gleeson) liefert dafür durch die Bank weg gute Leistungen ab.

So bleibt trotz gelegentlicher pathetischer Aussetzer ein bewegendes und vor allem kurzweiliges Historienepos, das mit erfrischend wuchtigen, rohen Kampfszenen aufwartet.

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