Ein Mann kämpft für die Freiheit einer ganzen Nation.
Neulich, im Mittelalter. Der Schotte William Wallace heiratet still und heimlich seine Geliebte, damit die erste Nacht mit ihr nicht an den englischen Besatzer geht, wie es einst guter Brauch war. Dumm nur, daß sich das Mädel einer Vergewaltigung durch Soldaten des Königs widersetzt, denn mit dem Tode wird bestraft, wer einen Soldaten verletzt. Und schon haben wir das älteste Motiv der Filmgeschichte, die Rache ( für was auch immer...). Zunächst tötet Wallace die Beteiligten am Mord seiner Frau, doch dann, aus heiterem Himmel, wird diese Aktion für ihn zum Anlaß für den Kampf um die Freiheit Schottlands von der britischen Herrschaft, grausam ausgeübt durch König Edward Longshanks. Wallace gelingt es, die schottische Bevölkerung hinter sich zu bringen und mehrere Gefechte dank listenreicher Taktik zu gewinnen, doch nicht gefeit ist er gegen den Verrat aus Reihen der schottischen Adligen, der ihn in die Hände des Königs fallen läßt. Aber ein wahrer Volksheld stößt auch auf der Streckbank noch den Ruf nach Freiheit aus, und so einen sich die Schotten nach Wallaces Tod und erringen ihre Unabhängigkeit.
Sicher gibt es bei „Braveheart“ eine ganze Menge historischer Ungereimtheiten und auch Verdrehungen der Tatsachen. Doch wenn man sich über die Unabhängigkeitsbestrebungen der Schotten um 1300 informieren will, sollte man dies mittels vieler Bücher tun und nicht den amerikanischen Weg der „education by the movies“ wählen. Der Film kann nur Anlaß sein, sich mit den geschichtlichen Begebenheiten zu befassen, Erbsenzählerei ist sicher fehl am Platz. Dies einmal vorausgeschickt darf gesagt werden, daß „Braveheart“ ein großes und teils sehr blutiges Spektakel ist. Die Massenschlachten sind hervorragend choreographiert, und entgegen den üblichen Gegebenheiten werden Köpfe, Beine und mehr deutlich sichtbar abgetrennt, zerstückelt und anderweitig zerstört, wie es eben durch mittelalterliche Kriegskunst der Fall ist.
Kritik aber kann und muß geübt werden, auch wenn der Streifen fünf Oscars bekommen hat. Es dauert nämlich leider eine Weile, bis der Film Fahrt aufnimmt, und sicher ist der Regisseur Gibson in den Darsteller Gibson vernarrt – ein Schelm, wer Arges dabei denkt, wenn des Darstellers Gesicht ständig in Großaufnahme gezeigt wird. Das verschenkt die eine oder andere Möglichkeit, denn dadurch bleiben die anderen Darsteller weitestgehend farblos, einzig König Longshanks vermag noch zu gefallen. Das pathetische Ende ist sicher völlig überzogen, paßt aber zur Hybris des Herrn Gibson – überhaupt, ein Australier, der einen schottischen Nationalhelden spielt, wo gibt es denn so was. Nun aber genug genörgelt, es gibt viel zu wenig Filme, die im Mittelalter spielen, und die wenigen, die es gibt, sind meist nicht gut ( man denke nur an Richard Geres schlimme Darbietung im „ersten Ritter“ ), „Braveheart“ ist da eine sehr angenehme und positive Überraschung, mit Schwächen. 8/10