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Der Regisseur Wes Anderson ist schon ein komischer Kauz. Zumindest sind seine Filme komisch und kauzig. Zudem legt der Regisseur in beiden Disziplinen kontinuierlich zu. War „Rushmore“ eine sehr liebevolle Komödie mit einem leicht skurrilen Touch, war „The Royal Tenenbaums“ schon sehr viel verspulter. Dennoch legt „Die Tiefseetaucher“ noch mal eine Schüppe drauf.

Wieder ausgestattet mit einem Star-Ensemble, dreht Anderson seinen bis dato skurrilsten Film. Angelehnt an die Geschichte Jaques Cousteaus stellt er die Abenteuer des Tiefseeforschers Steve Zissou (gewohnt großartig: Bill Murray) und seiner Crew dar. Die Komik des Films besteht weniger aus Gags oder klassischen Jokes, sondern aus detailreichen Absurditäten. Da wird eine kleine bunte Echse vom Knie geschnippst, während am Strand ein buntes Krabbenweibchen dem Männchen die Scheren ausreißt. Anderson schärft den Blick des Zuschauers auf die Kleinigkeiten von Zissous Welt.

Neben diesen skurrilen und scheinbar nebensächlichen Kleinigkeiten, gibt es zudem auch große, unerwartet kommende Sequenzen, die den Zuschauer entweder ungläubig mit dem Kopf schütteln oder auch die Kinnlade runterfallen lassen, wie z.B. die Actionszene, in der Bill Murray als Racheengel im Taucheranzug eine ganze Horde Piraten allein mit seiner Pistole aufmischt. Solche Szenen machen den Film unberechenbar. Nie ist man sich sicher, was als Nächstes kommt. Erwartet man etwa einige Lacher, bietet Anderson tiefsinnige Gespräche über das Alter oder Vater-Sohn-Beziehungen. Im nächsten Moment unterhält der Film mit der nächsten skurrilen Actionsequenz (allerliebst ist auch die Infiltrierung der Ping-Insel mitsamt mitreißendem Soundtrack).

Für den gewollt zwiespältigen Eindruck des Films ist auch der Soundtrack mitverantwortlich. Dieser fiept, zirpt und quiekt, was das Casio-Keyboard hergibt. Selbiges ist dann auch für den gewollt eintönigen Beat verantwortlich, der das Ganze unterlegt. Dieses Zusammenspiel aus teils absurden Bildern und der ungewöhnlichen Musik ergibt einen stets surrealen Eindruck, den „Die Tiefseetaucher“ beim Zuschauer hinterläßt. Dabei gewährt Anderson immer wieder interessante Kameraeinstellungen, die das Publikum immer wieder faszinieren. Dabei ist z.B. ein Rundgang durchs Schiff erwähnenswert, der in einem großen Rumpfquerschnitt gedreht wurde. Neben dem eben erwähnten Score, sollen zudem die zahlreichen Musikstücke Anerkennung finden, die während des gesamten Films zu hören sind. Einige bekannte David Bowie-Stücke wurden auf portugiesisch übersetzt und mit einer Akustikgitarre begleitet. Diese wunderbaren Songs schaffen eine maritime und anheimelnde Atmosphäre, die dafür sorgt, dass man sich auf der „Belafonte“ (Name des Schiffs) zuhause fühlt.

Anderson brauchte natürlich auch einige Schauspieler, die diesen Quatsch mitmachen. Da hat er einige Hochkaräter gefunden. Allen voran natürlich Bill Murray, der in allen Anderson-Poduktionen mitgewirkt hat. Er gibt den alternden Starforscher schön vielschichtig. Mal manisch, mal resigniert, dann wieder voller Elan. An der Renaissance des wunderbaren Bill Murray ist Anderson nicht ganz unschuldig, besetzte er doch den Comedy-Titan im Überraschungserfolg „Rushmore“. Neu im Team Anderson ist Willem Dafoe, der den schwäbelnden Klaus Daimler (sic!) schön überdreht darstellt. In weiteren Rollen sind zudem Anjelica Huston, Cate Blanchett, Jeff Goldblum und Owen Wilson zu sehen. Es ist schön zu sehen, wie sich so tolle Schauspieler selbst nicht so ernst nehmen und (fast) alle die rote Zissou-Mütze aufsetzen, um einen Jaguar-Hai zu jagen.

Anderson hat mit „Die Tiefseetaucher“ einen erfrischenden Film geschaffen, der eine ganz eigene Stimmung beim Zuschauer erzeugt. Fast möchte man selbst dem Zissou-Fanclub beitreten. Der Film erschafft eine träumerische Atmosphäre, die immer wieder von skurrilen Actionszenen, aber auch nachdenklichen Momenten gebrochen wird. Dennoch hat Anderson die Spitze der Fahnenstange erreicht, was die Skurrilität seiner Filme angeht. Mehr von dieser Anderson-Zutat würde auf Lasten der Geschichte und der Glaubwürdikeit gehen. Lebte z.B. „Rushmore“ ganz von der Beziehung der Hauptdarsteller untereinander, verkommt die hier eigentlich interessante Beziehung Zissous zu seinem Sohn beinahe zur Nebensächlichkeit. Dies ist schade, gerade wenn so tolle Schauspieler an Bord sind.

Fazit:

8 / 10

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