Regisseur Harold Becker ist ein sehr routinierter Thrillerregisseur. "Sea of Love" ist ein guter Copthriller, der allerdings unter dem Mangel an neuen Ideen leidet. Becker zeigt uns seine eher maue Story in schönen, langsam eingefangenen Bildern, und Al Pacino spielt einmal mehr umwerfend gut. Aber der Rest ist leider nur oberer Durschschnitt.
Die Story des einsamen, verkommenen Polizisten, der sich in eine Verdächtige verliebt und dadurch zu neuer Lebenskraft findet, ist nicht gerade ein Geistesblitz der Innovation, sondern eher eine schnörkellose Variation bereits bekannter Polizeifilm-Themen. Und so macht der FIlm in seiner Inszenierung gar keinen Hehl daraus, worauf die Geschichte hinarbeitet. Fängt der Film mit den interessanten und wirklich spannenden Ermittlungen bezüglich mehrerer Männermorde an, schlägt er schnell in das Drama um, dass den Polizisten Frank Keller (Pacino) zwischen Liebe, Zweifel und Pflichtbewusstsein porträtiert. Zwischendurch zeigt der Film Fragmente des Buddythrillers, indem dem eher düsteren Pacino-Charakters der lockere Sidekick Sherman (John Goodman) zur Seite gestellt wird. Nach der Hälfte des Filmes steht die Beziehung zwischen Frank und Helen (Ellen Barkin) im Vordergrund. Zu offensichtlich und zu platt lässt Regisseur Becker die Ahnung in dem Zuschauer aufkeimen, Helen könnte die gesuchte Mörderin sein. Jedoch bietet sie Keller auf der anderen Seite viel zu sehr Lebenselixier, als dass man mit einem herzzerreißenden Ende rechnen könnte.
Und so erzählt Becker seine vorhersehbare Geschichte zwar interessant und sicherlich auch mit gewissem Reiz, jedoch mangelt es ihm wirklich an Fähigkeit den Zuschauer zu überraschen und ihm Angst einzuflößen. Die größte Stärke des Films sind seine durchweg fabelhaften Darsteller. Ellen Barkin mimt die grobschlächtige, leicht proletarische Arbeiterfrau, John Goodman spielt (leider) nur sein Image des dicken Spaßmachers. Daneben dürfen wir Schauspielergrößen wie Paul Calderon, Samuel L. Jackson, John Spencer und Michael Rooker bewundern.
Wer mal wieder einen gut gefilmten und toll gespielten Thriller aus den Endachtzigern sehen möchte, und Abstriche in Sachen Spannungsaufbau und Story hinnehmen kann, dem sei "Sea of Love" durchaus zu empfehlen. Ansonsten gibt es in dem Thrillergenre durchaus interessantere Vertreter.