Review

„The Grudge“ goes American Bürgerkrieg
Kann man so machen, ist ja schließlich legitim, eine Spukhausgeschichte zu erzählen und diese in eine Western-Kulisse zu verpacken, nur um über die altbekannten, abgenudelten Schockeffekte hinwegzutäuschen.
Zumindest ist die Story so wirr aufgebaut, dass sie gegen Ende noch Raum für blühende Fantasien des Betrachters einräumt.

Dabei ist der Kern der Geschichte primitiv hoch drei:
Gegen 1860 überfallen fünf krumme Typen und Miss Annabelle eine Bank und flüchten mit dem erbeuteten Gold in ein leerstehendes Farmhaus.
Das Haus hat natürlich eine düstere Vorgeschichte, die mit Dämonen und Geistererscheinungen für reihenweise unnatürliches Ableben der Flüchtigen sorgt.

Ich muss gestehen: Der Beginn hat mir am ehesten zugesagt, denn der Rest bietet nur eine unausgegorene Grudge-Grütze mit dauerhaften Gewitter und lahmarschigem Erzähltempo.
Jedoch splattert es in den ersten Minuten gewaltig, wenn die Bankräuber zur Tat schreiten, Kehlen aufgeschlitzt werden, ein halbes Gesicht weggeballert wird und auch ein Kleinkind im Kugelhagel getroffen wird.
Donnerwetter, wie unkonventionell für einen klassischen Bankraub.
Doch kurz darauf erscheint auf dem Weg durch das Kornfeld das erste felllose Mutantenbeißerchen und schon sind alle Hoffnungen dahin.
Naja, hier eigentlich noch nicht, denn es hätte noch so etwas wie „Resident Evil Zero“ draus werden können.

Aber mit der Ankunft im Farmhaus zerplatzen dann doch die letzten Hoffnungen, einen durchdachten Schocker serviert zu bekommen.
Die Schablonencharaktere werden oberflächlich eingeführt, einige Figuren konnte ich bis zum Schluss nicht mit Namen rufen, sympathisch ist hier auch niemand, weil kein Darsteller ernsthaft an Produktivität interessiert ist.

Schlimmer ist aber, dass die Handlung kaum voran getrieben wird und man in einigen sehr langen Takes nur ein paar Figuren dabei zusieht, wie sie durch das Häusele schleichen, - das Gewitter, der Dauerregen nebst Sturm und wabernden Hüllkurven im Soundhintergrund setzen recht früh ein.

Und es ringt und grudget an allen Ecken und Enden: Hier mal ein Geisterarm, der das erste Opfer blitzschnell in den Brunnen herunter reißt, dann ein Geistermädchen in einer Zimmerecke kauernd, das sich dann mit grimmiger Fratze an den Kameramann wendet, ein Dämon auf dem Dachboden der Scheune…ja, Kinder die Angst machen, werden hier eingesperrt.
Ach so, Hintergrund: Einst wollte ein Idiot seine todkranke Frau retten, indem er zunächst Sklaven malträtierte und weil das nicht funktionierte, seine beiden Kinder opferte.
Jetzt rächen sich die Seelen der Toten und ergreifen Besitz von denen der Störenfriede.

Und was machen jene Störenfriede im Haus?
Zwei gehen zum Schiffe versenken nach oben ( eine davon ist Miss Annabelle), die anderen Pokern und saufen Whisky, ein Rassist hackt auf dem ehemaligen schwarzen Sklaven rum, dem anderen wird eine Kugel entfernt, ein Ritualbuch wird gefunden, später auch die dazugehörige Voodoopuppe, einer sieht eine bemitleidenswerte Sklavin, der von unsichtbarer Hand etwas aus dem Bauch geholt wird und jeder misstraut jedem, weil die Beute aus unerfindlichen Gründen noch nicht aufgeteilt wurde.
Am Ende ist das Gold aber fast komplett verschwunden, aus genauso unerfindlichen Gründen, warum einer der Gangster dahingeschieden ist und ein anderer gar als Vogelscheuchenersatz am Kreuz hängt, wo sich doch vorher noch ein Fremder befand.

In den letzten Minuten dürfen die Überlebenden noch durchs Kornfeld wuseln, Bestien kommen auch hinzu und über den merkwürdigen Ausgang darf man lange rätseln, genauso, warum dieses Teil denn überhaupt „Dead Birds“ heißt, wo doch lediglich einer auf einen toten Vogel tritt.

Aber die Dämonen – und Geisterfratzen sehen okay aus, noch gelungener ist die Gestaltung der Felllosen ausgefallen, die Bluteffekte zu Beginn auch und gegen Finale ist sogar ein wenig Tempo drin, was zuvor gemieden wurde, weil man eher auf Atmosphäre und Schockeffekte setzt.
Doch beides punktet nicht wirklich, die Südstaaten-Villa entfaltet selten ihre bedrohliche Wirkung und die Schockeffekte haben eine lange Vorlaufzeit und treffen selten ins Schwarze.

Abschließend: Schlecht ist der Film nicht, er kaschiert mit den Bürgerkriegsrequisiten zeitweise ganz gut die zigfach zuvor gebotenen Fratzen und man darf nachhaltig noch ein wenig darüber nachdenken, wer sich da in was verwandelt und warum überhaupt.
Für auftauchende Logiklöcher kann man sich im Anschluss entweder beim Regisseur oder aus mangelndem Ideenreichtum bei sich selbst beschweren.
4,5 von 10

Details
Ähnliche Filme