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Auch wenn beide Filme direkt nichts gemein haben, so handelt es sich bei "Final Call" dennoch um den zweiten Teil der von Drehbuchautor Larry Cohen geplanten Phone-Trilogie, die mit "Nicht auflegen!" begonnen wurde. Glücklicherweise kopiert Cohen in der Fortsetzung das Szenario nicht 1 zu 1, sondern lenkt sie storymäßig in die entgegengesetzte Richtung. Beschränkte sich "Nicht auflegen!" fast zu 95% auf einen einzigen Handlungsort, so wird in "Final Call" nun nahezu ganz Los Angeles zum Platz des Geschehens. Auch was die Darsteller angeht braucht sich die Fortsetzung nicht hinter dem Vorgänger zu verstecken.

Physiklehrerin Jessica Martin (Kim Basinger) wird entführt und in einem Dachboden eingesperrt. Dort zertrümmern ihre brutalen Entführer das Wandtelefon. Jessica bastelt es wieder zusammen und kann eine wahllose Nummer wählen. Sie erreicht den Surfer Ryan (Chris Evans), der ihr Flehen um Hilfe zunächst für einen schlechten Scherz hält. Doch er hält ihr die Strippe und wird so in eine brenzlige Situation auf Leben und Tod verwickelt. Er versucht, die Cops zu alarmieren und Jessicas kleinen Sohn vor einer weiteren Entführung zu bewahren...

Mag Chris Evans (Fantastic Four) schauspielerisch mit Colin Farrell nicht mithalten können, so vollbringt er dennoch eine ordentliche Leistung und verhält sich auch seiner Rolle entsprechend. Problemlos nimmt man ihm den anfangs unbeschwerten Sonnyboy ab, aber auch als Retter wider Willen schlägt er sich ordentlich. Mehr Schauspielerfahrung kann da Kim Basinger (The Sentinel) mitbringen, die ihren Part dementsprechend routiniert über die Bühne zieht. Als guter Cop ist hier William H. Macy (Jurassic Park 3) unterwegs, der zudem noch für etwas ungewollte Komik herhalten muss. Die bösen Cops und lokalen Schurken werden hingegen von Jason Statham (The Transporter) und Noah Emmerich (Windtalkers) gut verkörpert. Somit darf Statham beweißen, dass er nicht nur einen guten Action-Hero abgibt, sondern auch ein fähiger Bad Guy ist. In Nebenrollen agieren dann noch Jessica Biel (Blade: Trinity) und Richard Burgi (Dick und Jane).

Bezog "Nicht auflegen!" sein Potential aus Dialogen, Spannung und dem permanent gleichen Handlungsort, so wandeln Autor Cohen und Regisseur David R. Ellis (Final Destination 2) Letzteres ins Gegenteil um. Denn Ryan wird regelrecht dem Herzkasper nahe durch Los Angeles gehetzt. Dabei muss er sich nicht nur mit etlichen Personen herumschlagen, die ihm Steine in den Weg legen, sondern bekommt es auch mit den alltäglichen Funktionsproblemen eines Handys zu tun. So beginnt allmählich der Akku zu streiken, und später kreuzt er ein anderes Funknetz. Immerzu muss sich Ryan zu anderen Stationen begeben, um Jessica zu helfen, weshalb er mehr als einmal auch gegen die Zeit kämpfen muss. Neben dem Hauptplot um Ryans Rettungsversuche werden in "Final Call" noch zwei sekundäre Handlungsstränge aufgebaut. Der eine ist Jessicas Entführung, aus der sich das Geschehen ursprünglich aufbaut, und ihren Fluchtversuchen vor den korrupten Bullen. Die zweite Nebenhandlung handelt von dem guten Cop Mooney, der anfangs den Berufs wechseln will, aber ab Filmmitte auch aktiv eingreifen muss, obwohl er Ryan zu Beginn wenig Beachtung schenkt. Im Finale am Pier werden alle drei Handlungsstränge dann zu einem Strang verknüpft. Im Gegensatz zum Vorgänger herrscht hier auch ab und zu etwas Situationskomik sowie etwas deplatzierter Humor (Mooneys Gesichtsmaske usw.), weshalb sich der Film nicht ganz so bierernst nimmt wie "Nicht auflegen!", wo Kiefer Sutherland als Sniper mehr auf schwarzen Humor legte. Gewürzt wird die Handlung dann noch mit der einen oder anderen Moralbotschaft über Verantwortung, was aber nicht stört, da man es nicht gleich mit dem Holzhammer serviert bekommt. Die Musikuntermalung geht auch in Ordnung. Hinzu kommt, dass "Final Call" für eine 12er Freigabe eine überraschend höheren Härtegrad vorweisen kann als "Nicht auflegen!" mit einer Freigabe ab 16. Dies liegt aber eher daran, dass im Vorgänger die Härte eher auf der psychologischen als auf der physischen Ebene statt findet. Action gibt es natürlich auch, zumal man ein paar nette Crashs und Zweikämpfe zu sehen bekommt.

Alles in allem ist "Final Call" ein würdiger Nachfolger und kann den Vorgänger sogar in manchen Bereichen noch toppen. Bin mal gespannt wie der dritte Teil wird.

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