Review

Der zweiten Film rund um ein „Cellular“ (so der Originaltitel) aus der Feder von Drehbuchautor Lary Cohen setzt auf bekannte Probleme und Schwierigkeiten von Handys und bastelt drumherum einen im Grunde recht banalen aber dafür umso temporeicheren Thrillerplot. In den knappen 90 Minuten Laufzeit gönnt sich der Film keine Auszeit und überzeugt neben seiner atemlosen Inszenierung durch einen sympathischen und recht hochkarätigen Cast.
Biolehrerin Jessica (Kim Basinger) wird dem skrupellosen Ethan (Jason Statham) scheinbar grundlos verschleppt und eingesperrt. Als es ihr gelingt, ein beschädigtes Telefon zu reparieren, bekommt sie den ahnungslosen Sunnyboys Ryan (Chris Evans) an die Strippe und bittet verzweifelt um Hilfe. Von der Polizei, in Person des ausgebrannten Streifenpolizisten Mooney (William H. Macey) im Stich gelassen, ist Ryan der einzige, der Jessica helfen kann.
Die Grundkonstellation wirkt natürlich erst einmal reichlich konstruiert. Es ist völlig unlogisch, warum sich die Gangster ein Telefon auf ihren Dachboden legen lassen, ausgerechnet diesen dann als Zelle benutzen, ohne das Telefon vorher zu entfernen, nur um abschließend jenes Telefon vor den Augen der verstörten Jessica mit einem Vorschlaghammer zu zerstören. Nun gut, somit hat unsere Heldin ihren potentiellen Draht zur Außenwelt, der unpraktischerweise aber genau so zerstört worden ist, dass man nur noch eine zufällige Nummer (!!!) wählen kann. Reichlich abstrus freilich und unzweifelhaft darauf ausgelegt eine möglichst passende Plattform für einen spannenden und minimalistischen Thrillerplot zu schaffen. Etwas zu minimalistisch muss sich der Drehbuchautor gedacht haben und erfindet neben Retter-Ryan den kauzigen „Ich bin zu alt für diesen Scheiß“ Cop Mooney, der nach anfänglicher Abweisung Ryans nach und nach der Entführung auf die Schliche kommt. Nebenbei spielen auch noch Jessicas Ehemann Craig, Ryans Freundin Chloe und Mooneys Chef Tanner, prominent besetzt durch Richard –Der Sentinel- Burgi, Jessica –Blade Trinitiy- Biel, und Noah Emmerich nicht unerhebliche Rollen. Etwas arg verfranst könnte man meinen, „Final Call“ erweist sich allerdings als dermaßen gradlinig und straff inszeniert, dass die angesprochenen Schwächen während des Filmgenusses nicht als solche wahrzunehmen sind– zu hoch ist das Tempo, das praktisch ab der zweiten Minute gehalten wird, zu verwirrend die zunächst ungeklärten Umstände der Entführung der unschuldigen Biolehrerin. Die gelungene Inszenierung der atemlosen Hatz durch Los Angeles, die ständig neue Richtungen einschlägt, trägt ihren Teil zu dem hohen Tempo bei. Dass Regisseur David R. Ellis Action respektive Autounfälle inszenieren kann, hat er schon in „Final Destination 2“ (2003) bewiesen. Die kurzen aber heftigen Karambolagen, die Ryan auf den Straßen Los Angeles anrichten wirken dementsprechend professionell. Mit zunehmend nihilistischer Freude, zieht Ryan auf der Suche nach der verschwundenen Jessica eine Schneise der Verwüstung durch Los Angeles, klaut Autos, erbeutet mit vorgehaltener Waffe Handyladegeräte und spielt Geisterfahrer. Die Wandlung vom Sunnyboy zum verantwortungsbewussten Retter ist natürlich obligat und etwas klischeehaft, wird von Newcomer Chris Evans aber sympathisch verkörpert. Gleiches gilt für einen gut aufgelegten William H. Macy, dessen Part als amtsmüder, aber hartnäckiger Bulle natürlich genauso schablonenhaft ist. Kim Basinger ist für eine Biolehrerin ein wenig zu wehrhaft, mutiert in einer Szene gar zu einer wahren Kampfamazone, verkörpert ihren Part als verstörtes Entführungsopfer und liebende Mutter aber solide. Jason Statham, hier einmal als Bösewicht, spielt wie immer Jason Statham und wird in dieser Form und bei gleich bleibender Rollenauswahl mühelos der nächste Bruce Willis werden.
Als sich der Thrillerplot vor der Kulisse eines sommerlichen Kaliforniens dem Ende neigt, fällt positiv auf, dass auf einen finalen Plottwist verzichtet wurde. In anderen Thrillern wird an solcher Stelle gerne eine „Ich stelle den kompletten Handlungsverlauf auf den Kopf Wendung“ konstruiert, die meist genauso überraschend wie unplausibel ist. Eine solche Wendung besitzt „Final Call“ glücklicherweise nicht, weswegen manche die Auflösung als „zu banal“ kritisieren mögen. Insgesamt bietet der Streifen 90 Minuten rasante Unterhaltung, die kleinere Schwächen und Logiklöcher locker zu überspielen vermag.

Daran werde ich mich noch lange erinnern:
William H. Macy rettet nach einer Schießerei den Goldfisch

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