Das Profilieren an erfolgreichen Ideen, ist bei den Produzenten mittlerweile eine beliebte Methode, um die Massen ins Kino zu locken. Warum man trotzdem immer wieder der Versuchung nicht widerstehen kann, ist das eigentlich erschreckende daran.
Mit „Cellular“ (den stupiden, deutschen Titel der Marke „lost in translation“ sollte man ignorieren) versucht man eine durch „Nicht auflegen!“ ohnehin schon ausgelutschte Idee abermals auszureizen.
Nach einem kurzen heile Welt Geplänkel, bei dem die Protagonisten, nämlich Jessica (Kim Basinger), eine fürsorgliche, glücklich verheiratete Mutter, und der egoistische Draufgänger, Typ Sunnyboy, Ryan (Chris Evans) vorgestellt werden, fängt der Thriller auch schon ziemlich rasant an. Temporeich erlebt der Betrachter, wie Jessica von mehreren Männern aus ihrem Haus entführt wird. Schon bald befindet sich die verzweifelt, ahnungslose Frau eingesperrt auf dem Dachboden eines unbekannten Hauses. Der einzige Ausweg ist ein zerschlagenes Telefon, das Jessica halbwegs reparieren kann. Durch einen ungezielten Anruf erreicht sie Ryan, der fortan in das Spiel involviert ist.
Mit der Grundidee könnte man durchaus noch leben, weil die eignen Ansprüche klar definiert sind, aber aufgrund einiger Störfaktoren funktioniert „Cellular“ nicht einmal als konventioneller Thriller.
Einige Zufälle sind in Hinblick auf den Plot zumeist unumgänglich, allerdings wirkt die Chose durchweg arg konstruiert. Das beste Beispiel hierfür sind die Geschehnisse im Polizeirevier, als Ryan vergeblich versucht irgendeinem Cop die Situation zu schildern. Nachdem der Polizist Mooney (William H. Macy) mit einem kurzen Gespräch mit der verzweifelten Frau ins Boot gezogen wird, bricht im Gebäude natürlich eine Schlägerei aus, wodurch er davon abgehalten wird das Telefonat fortzusetzen. Daraufhin erleidet die Verbindung ausgerechnet im Polizeigebäude eine Störung, wobei das Handy, wohlgemerkt ein Nokia, ansonsten eigentlich im weiteren Verlauf überall funktioniert. Ach wie schön Zufälle sein können, besonders wenn ein wackeliger Plot ausschließlich darauf basiert.
Der Nebeneffekt dieser Pseudodramatik ist übrigens ein äußerst einfallsloser Subplot, in dem der vorsichtig herangeführte Polizist Mooney in eigener Sache ermittelt und schlussendlich, wie überraschend, noch der Held sein darf.
Nokia ist dann auch das Stichwort für weitere filmische Schandtaten, denn eigentlich zählt das schmucke Handy ebenso zu den Hauptdarstellern.
Subtil dosiertes Marketing kann man durchaus tolerieren, aber die plakative Art, mit der ständig die Vorzüge eines Nokia Handys vermittelt werden, zerrt an den Nerven. Im Zuge der Ehrlichkeit fehlte eigentlich nur noch der Hinweis „sponsored by Nokia“, wobei die finanzielle Budgetspritze auch so offensichtlich ist.
Offenbar gehört auch Porsche zu den Sponsoren, immerhin versucht man mit dem blauen Gefährt eines debil, komischen Anwalts das Ganze ein wenig humorvoll zu gestalten.
Derartige Szenen sind signifikant für das Misslingen der Mischung aus Thriller und Komödie.
Man hätte sich selbst ein wenig mehr ernst nehmen sollen, denn die Pseudo-Comedy macht „Cellular“ keinesfalls erträglicher, im Gegenteil.
Spannung und Thrill lösen sich deshalb zumeist völlig im warmen, fröhlichen Sommergefühl auf.
Die dürftige Thriller-Komödien-Mischung hat anscheinend auch bei den Schauspielern Orientierungslosigkeit hervorgerufen.
Kim Basinger fällt von einem Extrem ins andere und glänzt weder durch ihr ständiges Geschrei oder übertriebenes Zittern. Zwischen affektierter Angst und Emotionslosigkeit existiert gar nichts, absolute Leere.
Bei Chris Evans darf man wirklich froh sein, dass wir uns nicht mehr im Zeitalter des Stummfilms befinden, denn seine Mimik verrät nichts über die emotionale Lage.
Jason Statham möchte seinem Charakter als Bösewicht mit Nachdruck Brutalität und Skrupellosigkeit verleihen.
William H. Macy vegetiert in einem völlig sinnlosen Subplot dahin, allerdings unter diesen Umständen recht souverän, zumindest nähert er sich einer akzeptablen Leistung.
Leider wurden die Befürchtungen bestätigt. „Cellular“ lutscht eine ohnehin ausgereizte Idee endgültig aus. Die Kombination aus einem arg konstruierten Plot, plakatives Marketing (der Sponsorenpool bestehend aus Nokia und Porsche lässt grüßen), unmotivierte Schauspieler und deplatzierter Comedy versetzt „Celluar“ den Todesstoß in filmische Abgründe. (2,5/10)