Review

"So ist das Leben !" - Mit diesen Worten aus dem Off endet der Film.

Was will er uns damit sagen ?

- Bis auf wenige Höhepunkte dümpelt es so vor sich hin ?
- Die Dinge entwickeln sich halt irgendwie, ohne das wir groß Einfluß darauf nehmen können ?

Die Frage könnte eher lauten :

- wollen wir das im Kino sehen ? - Nicht ohne Grund hören viele Filme nach dem ersten Kuß auf.

Aber gehen wir erst mal an den Anfang des Films zurück.

Mirabelle (Claire Danes) ist ein Mädchen vom Lande, daß in Los Angeles versucht als Künstlerin Fuß zu fassen. Wie sich jeder denken kann ist das nicht so einfach und so fristet sie ihr Dasein als Handschuh-Verkäuferin in einem Einkaufstempel.

Der Film beginnt mit der Schilderung ihres Alltags - ihrer gepflegten, aber einfachen Wohnung, wo sie ihr Doppelbett eben nur zur Hälfte ausfüllt, beim Abstottern ihres Studentenkredites und natürlich beim Besuch im Waschcenter. Und da begegnet sie Jeremy ( Jason Schwartzman), einem mittellosen Musiker, der sich allerdings gänzlich ungeschickt anstellt.

Einfach um der Einsamkeit zu entkommen trifft sie sich mit ihm und hat mit ihm eine kurze Affaire.
Diese endet als sie Ray Porter ( Steve Martin) begegnet, einem deutlich älteren und sehr wohlhabenden Geschäftsmann, der ihr den Hof macht. Sie läßt sich auf eine Beziehung mit ihm ein, obwohl er ihr zu vermitteln versucht, daß für ihn der Sex im Vordergrund steht, was ihr aber nicht klar ist....

Klingt nach Komödie mit Steve Martin in der Hauptrolle ?

Hätte es werden können, aber das entspräche ja nicht dem vorgestellten Motto. Andererseits ist das sehr sympathisch, denn der Film geht tatsächlich ganz eigene Wege....

Er erzählt die Grundsituation ohne aufregende Höhepunkte, aber durchaus anrührend.

- Mirabelle's Leben wirkt irgendwie traurig ,die gepflegte Einsamkeit in der Großstadt ist zu spüren und als man zu einem späteren Zeitpunkt erfährt, daß sie Antidepressiva nimmt, kann man das verstehen.
- Jeremy ist ein Chaot, unordentlich und ungepflegt, der sein Leben nicht auf die Reihe kriegt und so wirkt als hätte er noch nie eine Freundin gehabt. Dabei ist er aber ein anständiger Kerl.
- Auch Ray Porter ist nicht der große Charmeur und Unterhalter. Steve Martin gibt ihn total zurückhaltend, natürlich erfahren und distinguiert und im Werben um eine Frau routiniert, aber ohne sprachliche Auffälligkeit. Auch sein Reichtum hat nichts protziges.

Die Entwicklung der jeweiligen Beziehungen verläuft ganz normal ohne Riesenemotionen, ohne Streits oder Tränen. Selbst nach Trennungen oder Enttäuschungen wirken die Beteiligten zwar mitgenommen, aber gefaßt. Im Gegensatz dazu werden selbst tolle Ereignisse wie die große Feier in New York, an der Mirabelle ihr erstes für sie maßgeschneidertes Kleid trägt, relativiert, in dem eben auch die damit verbundene Einsamkeit gezeigt wird. Auch der Sex hat etwas sehr Normales...

"So ist das Leben !"

Aber ist das Leben wirklich so ? - Natürlich mag für einen äußeren Betrachter irgendein normales Leben stinklangweilig wirken, aber die Kunst des Kinos liegt ja gerade darin, persönliche Begeisterung auch bei normalen Dingen so auf die Leinwand zu übertragen, daß jeder sie nachempfinden kann....

Gerade durch Übertreibung werden Dinge erst realistisch, ähnlich wie bei Theaterschauspieler , die überschminkt werden, damit sie für den Zuschauer im Scheinwerferlicht normal aussehen und nicht blass.

Und irgendwie kommt der ganze Film blass daher.

Man fragt sich zum Einen ,warum eine tolle Frau wie Mirabelle , hervorragend verkörpert von Claire Daines, zuerst nur von einem Loser wie Jeremy angesprochen wird, während ihre plakative superblondierte, Brust-raus-Kollegin , die objektiv nicht besser aussieht, ständig angequatscht wird.

Will hier der Film uns weismachen, daß der normale Kerl nur solche Frauen bevorzugt ? - Das paßt dann aber doch eher in eine Klischee beladene Klamotte, die das hier nicht sein soll.

Auch der Loser Jeremy kommt bei mir nicht an. Der ungeschickte Kerl mit dem guten Herzen ist ja eine Paraderolle, aber man merkt das sehr viel dazu gehört, diese auch zu verkörpern. Typen wie Jack Lemmon sind bei mir immer sehr gut angekommen, Jeremy geht mir eher auf die Nerven.

Und der alte Ray Porter, bei dem man immer mehr merkt, daß er in Mirabelle verliebt ist, aber aus Angst sie wieder zu verlieren, seine Gefühle nicht leben kann, ist zwar in seiner Lebensart sicherlich für eine junge Frau attraktiv, aber charismatisch wirkt er dabei nicht.

So gleitet der Film auch in seinem Tempo medioker dahin ,ohne wirkliche Spannung zu entwickeln. Man folgt den guten Schauspielern bei ihrem (all)täglichen Treiben bis zum ruhigen Schluß....immer mal unterbrochen von einer kleinen Pointe (z.B. erwischt Mirabelle per Fernglas zufällig Jeremy bei der Selbstbefriedigung), die aber in diesem Film nicht richtig passen wollen und deshalb auch nicht lustig sind. Ein bißchen wie den Versuch, doch ein wenig "American Pie" in die Realität zu mischen, aber das schadet eher dem sonst ernsthaften Ansinnen.

- Kurzes BREAK vor dem Fazit :

Steve Martin hat den Film nicht nur gespielt, produziert und das Buch geschrieben, nein, der Anlaß war für ihn ein ähnliches Erlebnis mit einer jungen Frau, daß er hier verarbeitet hat, wohl verarbeiten mußte.

Vielleicht hat er deshalb den Ray Porter so zurückhaltend angelegt, ihn selbst kann ich mir auch privat nicht so vorstellen. Vielleicht ist deshalb Jeremy nicht so richtig sympathisch und natürlich Mirabelle gleichzeitig so toll.
Und wahrscheinlich hat er sich deshalb so bemüht den ganzen Film so "NORMAL" wie möglich wirken zu lassen.

Unter diesem Gesichtspunkt werden viele Mängel nachvollziehbar, besonders auch der unsägliche persönliche Kommentar von Steve Martin aus dem Off, der eben vermitteln will, daß er die ganze Sache überwunden hat .Natürlich spürt er noch den Schmerz, aber seine Altersweisheit läßt ihn diese Erfahrung eben auch als bereichernd ansehen.

"So ist das Leben !"

Fazit : Als Selbsttherapie funktioniert der Film hervorragend und ist dabei durchaus interessant gerade in seinem Bemühen alles so normal wie möglich zu zeigen , als Kinofilm bleibt das Werk dabei leider genau auf dieser Linie der Mittelmäßigkeit (6/10).

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