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Asiatischen Horrorfilmen gehen langsam ein wenig die Ideen aus, immer nur langhaarige Geister die langsam durch die Gänge schlurfen sind zwar ungeschlagen unheimlich, aber irgendwann hat man sich satt gegruselt. In Three Monster, oder auch Three Extremes bringen gleich drei mehr oder weniger genrefremde Regisseure frischen Wind in die Gruselecke und liefern eine einzigartige Sammlung schauriger Geschichten ab. Da es sich bei besagten Herrn um niemand anderen als Takashi Miike, Chan-wook Park und den etwas unbekannteren Fruit Chan handelt, wissen Importfreunde bereits was sie erwartet und Neulingen bietet sich gleich die Gelegenheit sich mit dem Schaffen von drei asiatischen Regieassen vertraut zu machen. Besprechen wir die Filme doch im Einzelnen.

Zum Auftakt serviert Takashi Miike seinen Beitrag, Made in Japan: Box. Was als klassische Geistergeschichte beginnt entpuppt sich als ziemlich phantasievolles Psychodrama, man könnte diese Episode auch als asiatischen David Lynch Film beschreiben. Da mich Miikes’s bisherige Arbeiten häufiger enttäuscht als begeistert haben, war ich von Box, welcher die Geschichte einer Frau erzählt die von furchtbaren Träumen vom Tod ihrer Schwester geplagt wird, wirklich beeindruckt. Gerade der Abstecher ins klassische Geisterfilm-Genre One Missed Call kam leider nicht über bestenfalls Genredurchschnitt hinaus. Box bewegt sich aber stilistisch und emotional auf einem Level den ich Miike kaum zugetraut hätte. Seinen patentierten Schock Holzhammer lässt er glücklicherweise in der Kiste und konzentriert sich darauf mit kühlen Bildern, ewig langen Einstellungen und einem faszinierenden Farbenspiel den Zuschauer in die Geschichte zu ziehen und zu fesseln. Dies gelingt hervorragend, aber neben der höchst ästhetischen Optik begeistert vor allem der Sound. Das Spiel mit der Stille treibt Box zur Perfektion. Gelegentlich wird der Ton komplett abgedreht um dann sehr effektvoll wieder einzusetzen um die Aufmerksamkeit des Publikums zurückzuerlangen. Die Auflösung welche Miike für das surrealistischen Geschehen bietet, mag zwar etwas enttäuschend erscheinen, da sie eben kein typischer Schocker ist, macht aber Sinn und gibt dem ganzen sogar selbigen. Das Ende wertet den Film insgesamt noch einmal auf, was Box zu Miike's bisher schönster und vielleicht sogar intelligentester Arbeit macht.
Einzelwertung: 9/10

Der Hongkong Beitrag von Fruit Chan, Dumplings, dreht dann die Ekelschraube in Regionen, die man eher von Miike erwartet hätte. Eine Schauspielerin testet ein geheimnisvolles Verjüngungsmittel, muss aber bei Nachforschungen über dessen Inhalt herausfinden, dass sie bisher abgetriebene Föten verspeist hat. Klingt eklig? Ist es auch! Chan scheint wohl Angst gehabt zu haben zwischen Miike und Park ekeltechnisch unterzugehen und hat sich daher hauptsächlich auf die Schockwirkung konzentriert. Diese Intention geht zwar auf, dennoch schwächelt Dumplings an einigen anderen Stellen. Mit Bei Ling und Tony Leung fährt er zwar die bekanntesten Darsteller auf, diese liefern aber nicht immer überzeugende Performances. Gegenüber dem sehr gemächlichen Box liegt das Tempo wesentlich höher, richtig fesseln, kann das Gezeigte aber dennoch nicht. Vielleicht liegt es daran, dass die Fassung für Three Monster eine zusammengestutzte Version eines längeren Films ist (mit dem ich allerdings nicht vergleichen kann, da ich nur diese Fassung kenne). Gewisse Lücken und Stolpersteine in der Dramaturgie fallen leider deutlich auf. Dennoch ist der Film sauber inszeniert, Kamera und Look überzeugen, als Abwechslung zu dem anspruchsvollerem Rahmenprogramm ist Dumplings allemal recht gelungen.
Einzelwertung: 6/10

Das Beste zum Schluss. Die Episode von Koreas Regie-Gott Chan-wook Park namens Cut ist ohne Zweifel das Highlight dieser exklusiven Kollektion erhabener Regiewerke. In dem Film geht es um einen Regisseur, der plötzlich in seiner Wohnung von einem Unbekannten gekidnappt wird und in den Kulissen seines Filmes vor die die Wahl gestellt wird, entweder er tötet ein wildfremdes Mädchen oder der Unbekannte hackt seiner Frau, einer Pianistin alle fünf Minuten einen Finger ab. Die Inszenierung ist dabei virtuos, die Kamera fliegt völlig entfesselt durch die Gegend was dem Kammerspiel sichtlich gut tut, Herr Park hat sich hier scheinbar einiges bei David Fincher abgeschaut. Aber neben der superben Inszenierung ist es vor allem das Spiel mit dem Zuschauer welches Cut auszeichnet, der Film springt zwischen nervenzereisender Dramatik und scheinbarer Entspannung ständig hin und her und wirkt so beklemmend fesselnd. Die Darsteller geben ihr Bestes um die rasanten Wechsel (der Hauptteil des Films spielt in Echtzeit) zwischen Hass, Verzweiflung und Hoffnung authentisch und glaubwürdig zu transportieren. Denn obwohl nicht wirklich viel geschieht ist das gefühlte Tempo von Cut fast schon schwindelerregend hoch. Das grausige Finale schlägt dann noch mal kräftig auf den Magen, nur die Notwendigkeit eines weiteren Plottwists am Ende darf angezweifelt werden. Allerdings steht auch dieser in Punkto Intensität dem Rest des Films in nichts nach, daher will ich es auch gar nicht wirklich kritisieren. Hier muss jeder selbst entscheiden, wie gut ihm die Auflösung gefällt.
Einzelwertung: 10/10

Fazit: Three Monster ist so ziemlich das Beste, was das asiatische Horrorkino seit Kairo zustande gebracht hat. Sei es der surreale Grusler Box, der eklige Schocker Dumplings oder der nervenzerfetzende Psychothriller Cut, für reichlich Abwechslung ist gesorgt. Auch wenn Dumplings im Sandwich der beiden Geniestreiche Box und Cut etwas unglücklich abschneidet, ist das Gesamtpaket Three Monster genial. Fans werden sowieso zugreifen, aber auch Menschen, die mit Asiahorror wenig am Hut hatten, finden hier einen guten Überblick über verschiede Aspekte, welche das Genre im vergleich zu US-Produktionen so gut machen. Daher die Gesamtwertung: 9/10

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