Eine Handvoll junger Männer hält eine junge Frau gefangen und setzten sie den furchtbarsten Qualen aus, die man sich nur vorstellen kann. Hierzu zählen laute Musik, Schläge, Tritte, Zangenkniffe und das Bewerfen mit Innereien. Alles steuert auf ein schreckliches Ende zu.
Ahja, „Guinea Pig“. Eine Reihe, die die wohl jedem Fan des „extremen Films“ geläufig sein müsste, da der Name doch seit Jahrzehnten Abscheu und Entzücken zugleich hervorrufen kann. „Devil's Experiment“ stellt den ersten Beitrag dar und schockiert seit fast 40 Jahren die Schergen der Zensurbehörden und Splatterfans, die sich mitunter einig sind, dass „das hier dann doch zu weit geht“. Doch woher kommt die Sprengkraft?
Letztendlich hat man es hier mit purem, reduziertem Sadismus zu tun. Noch vor Blair Witch und co haben die Japaner bei „Devils's Experiment“ auf Wackelkamera und Realismus gesetzt, wobei sie fast alle anderen Tugenden der Filmkunst ignoriert haben. Es gibt (bis auf einige Texttafeln) keine Handlung, keine Motivation, keinen Sinn und noch nicht mal einen nennenswerten Score. Selbst die Sets sind so minimalistisch, dass sie an einen luftleeren Raum erinnern, fast schon, als trüge sich das alles in einer höllisch anmutenden Parallelwelt zu. Der Zuschauer bekommt nur die unmenschlichen Gewaltakte geboten und kann sich durch nichts ablenken.
Gerade der Realismus ist bei diesen Taten der bestimmende Faktor. Statt ausladender Special FX gibt es endlose Backpfeifen, Tritte und stumpfe Brutalität. Die Entmenschlichung findet hier auf mehreren Ebenen statt. Einerseits wird die scheinbar unschuldige Frau zum absoluten Objekt degradiert und nach Belieben misshandelt und getötet, was natürlich eine relativ starke Wirkung erzielt. Andererseits sind die Charaktere so kalt und unbeschrieben, dass man das Gefühl bekommt, man hätte es mit purer, menschgewordener Triebabfuhr zu tun. Interessant ist hierbei, dass sogar das Opfer über weiteste Strecken vollkommen apathisch wirkt und eben nicht schreit und sich wehrt. „Devil's Experiment“ kann schon alleine hierdurch ein Gefühl des allumfassenden Nihilismus heraufbeschwören, in dem es keinerlei Raum für Emotion oder Hoffnung gibt.
Die Gewalttaten selbst werden ausgiebigst zelebriert und in ihrer gesamten erniedrigenden Monotonie gezeigt. Manch menschenverachtender Zyniker wird hier vielleicht einen gewissen Einfallsreichtum anmerken, aber Spaß macht das Ganze wahrlich nie. Natürlich ist Erwachsenenzensur in jeder Form strikt abzulehnen, aber es sei doch eingeräumt, dass die rechtlichen Probleme, die der Film immer schon gehabt hat, zumindest nachvollziehbar erscheinen. Klassischer Gore tritt erst spät auf, dann aber auf sehr effektive Weise. Die Einschnitte in den Handrücken und vor allem das Durchdringen des Auges sind vielleicht keine Glanzleistungen auf Ittenbach-Niveau, aber dennoch verdammt überzeugend. Spärliche Genauigkeit ist hier das Zauberwort und auch hier haben die Japaner gute Arbeit geleistet.
Fazit: „Guinea Pig – Devil's Experiment“ zeigt kalte, grausame Gewalt ohne Sinn und Verstand und kann genau daraus seine Stärke ziehen. Sicherlich gibt es verschiedenste Beweggründe, einen solchen Film zu konsumieren, letztendlich lässt sich aber festhalten, dass eine gewisse Menschenverachtung so perfekt eingefangen wurde, dass es extrem lebensecht wirkt. Gerade die sperrigen und eintönigen Aspekte des Films unterstreichen seine Qualitäten und die Unkonsumierbarkeit tut ihr übriges. Genau wie irgendein willkürliches Real Death Video rangiert „Devil's Experiment“ zwischen absolut trivial und erschütternd und stellt somit ein reelles Abbild menschlicher Abgründe dar. Von „gut“ oder „schlecht“ kann man hier sicherlich nicht reden, aber aufgrund der Effektivität fällt die Bewertung hoch aus.