Mit "Guinea Pig" hält der auf solch ein krasses Erlebnis vorbereitete Zuschauer ein legendenumwobenes Direct-to-Video-Filmchen in den Händen, welches kaum dazu angetan ist, die Vorbehalte der etablierten Kritik gegen das Horrorgenre zu relativieren. In dem von der Laufzeit glücklicherweise ziemlich kurzen "Guinea Pig" geht es nämlich nur darum, dass gezeigt wird, wie eine Frau von drei maskierten Männern tagelang zu Tode gefoltert wird. Eine Spielfilmhandlung sucht man vergebens, was im Einklang mit der Tatsache, keine Credits vorzufinden (Übrigens ein Trick, den sich Produzent Saturo Ogura bei dem Findlay-Streifen "Big Snuff" abgeschaut hat!), dazu führte, dass man "Guinea Pig" schnell als Snuff-Movie und als "echt" abgestempelt wissen wollte (Frei nach dem Motto "wer suchet, der findet"!). Betrachtet man jedoch einige läppische Details, so stellt man fest, dass zumindest teilweise auf Spezialeffekte zurückgegriffen wurde und das Ganze nur die Ausgeburt eines kranken, aber immerhin geschäftsträchtigen Hirns ist. Laut Thomas Weissers "Japanese Cinema"-Buch ist dies ein Manga-Illustrator namens Hideshi Hino, der auch den dritten Teil der "Guinea Pig"-Reihe abgedreht hat. Der nächste Film der Serie, "Androids of the Notre Dame", weicht durch das Erzählen einer Geschichte zwar vom Konzept ab, ist aber trotzdem nicht leichter zu verdauen.
© Selbstverlag Frank Trebbin