Review

"Wie das "Meerschweinchen" laufen lernte..." oder "Was beim ersten Date alles schief laufen kann..."

Die Personen: eine namenlose junge Frau und ihre Peiniger.
Die Handlung: die junge Frau wird zu Tode gefoltert.
Schritt 1: die 100 Ohrfeigen des Todes.
Schritt 2: am Boden liegen und getreten werden.
Schritt 3: an einem Bürostuhl festgekettet gedreht werden, bis einem schlecht wird.
Schritt 4: die Kneifzange.
Schritt 5: mit siedendem Öl übergossen werden.
Schritt 6: A Dinner for Maggots.
Schritt 7: die gefährliche Augen-OP.

Jaja, die ganze GUINEA PIG-Reihe ist schon ein echter Fall für sich. Hier wird gefoltert, gedemütigt und erniedrigt was das Zeug hält und - und das ist das besondere an Teil 1 - das alles noch im Stile einer schmuddeligen Dokumentation, welcher mittels wackliger Kameraführung und dem kompletten Fehlen von Dialogen tatsächlich so etwas ähnliches wie Authentizität einverleibt wurde.
GUINEA PIG 1 wirkt stellenweise also tatsächlich "echt", sprich: wie ein echtes Snuff-Filmchen.
Die schauspielerische Leistung unseres weiblichen Versuchskaninchens entlarvt den Streifen aber dann doch als Fake. Beispiel: Als dem Mädel die Fingernägel gezogen werden, macht sie kaum einen Muxer, als sie aber später mit tierischen Abfällen überhäuft wird schreit sie plötzlich wie am Spieß. Da stimmen doch die Relationen irgendwie nicht, oder!?

Von Spannung, Action und Humor kann hier also nicht wirklich die Rede sein, ...es sei denn natürlich man geht gerne nur mit Regenmantel bekleidet spazieren oder reißt Schmetterlingen gerne die Flügel aus.
Bleibt die Frage offen, für wen oder was dieser Film gemacht worden ist.
Tja, ich für meinen Teil glaube, der Film will
1.) schockieren, was ihm auch tatsächlich gelingt (die Ohrfeigen z.B. sehen alle sehr echt aus und hören sich auch so an...)
und 2.) cineastische Grenzen ausloten und auschecken, wie weit man im Film eigentlich gehen kann. Und dies macht er auch ganz tüchtig.

Wer sich aber nun haltloses Splatter-Gematsche erwartet, wird mit ziemlicher Sicherheit eine mittlere Enttäuschung erleben. Schwerpunkt mäßig wird hier nämlich gefoltert, was nicht zwangsweise mit übermäßigem Blutverlust verbunden sein muss. Der Höhepunkt des Gores ist die bereits oben erwähnte "Augen-OP", in welcher ein Augapfel mit einem spitzen Gegenstand aus der Höhle gefriemelt wird.
Aber wir haben's mit GUINEA PIG 1 natürlich trotzdem mit einem hammerharten, pechschwarzen und Würgereiz hervorrufenden Stück Film zu tun, was, wie bereits erwähnt, vor allem auf die Tatsache zurück zu führen ist, dass die dargestellte Folter sehr "echt" rüberkommt. Außerdem sind die FX einfach klasse (Nix Amateur-Niveau!) und stellen meiner Meinung nach sogar die des in Splatter-Kreisen hochgelobten zweiten Teils in den Schatten.

Fazit also:
Kultiger kleiner Folterfilm, für den man sich fast schon schämen muss, wenn man ihn im Regal stehen hat.
Harter Tabak ohne wirklichen Unterhaltungswert, aber ziemlich herbem Nachgeschmack.
Für einen beschaulichen Abend mit der Freundin also gänzlich ungeeignet!

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