Eigentlich galt Jean Claude van Damme in den meisten Kreisen ja schon als abgeschrieben. Nach katastrophalen Streifen wie „Universal Soldier: Die Rückkehr“, die allesamt miserable Einspielergebnisse erzielten und ihn letztendlich zurecht aus der Kinowelt verbannten, schien das Schicksal der sich nun auf Videopremieren beschränkenden „Muscles from Brusells“ endgültig besiegelt. Doch „Replicant“ ist seit Jahren wieder ein Film mit van Damme, der es wert ist, gesehen zu werden und beweist, dass er doch noch nicht ganz so weit unten gelandet ist wie z. B. der in den Weiten der C-Movie-Riege verschollene Dolph Lundgren. Regie führte erneut Ex-Hong Kong-Regisseur Ringo Lam, der bereits „Maximum Risk“, den bis dahin letzten ansehnlichen van Damme-Film, inszenierte und es insgesamt vermochte, mit diesem in etwa gleich zu ziehen. Zwar ist „Replicant“ nicht so farbenprächtig und actionüberladen wie Lams Hollywood-Debüt, dafür aber storymäßig und vor allem schauspielerisch auf höherem Niveau. Dies liegt zum einen an van Damme, der in „Maximum Risk“ eine meist armselige Figur machte (z. B. die Szene in der Bank, als er sich die Nachricht seines verstorbenen Zwillingsbruders anhört und versucht, Betroffenheit zu zeigen), hier aber eine überraschend gute Vorstellung abgibt. O.K., die Darstellung als kaltblütiger, „The Watcher“ entliehener Serienkiller geht ziemlich daneben (mitunter wirkt er sogar unfreiwillig komisch), doch in der Rolle des Klons liefert van Damme nach „Hard Target“ zweifellos seine beste Leistung ab. Zum anderen hat er mit Michael Rooker einen solide agierenden, in dem Bereich nicht unerfahrenen („The 6th Day“) Partner an seiner Seite, während Natasha Henstridge in „Maximum Risk“ nur für ihre Nacktszene wirklich tauglich war.
Dass „Replicant“ nicht an van Dammes alte Erfolgsstreifen heranreicht, liegt einerseits an der Handlung. Diverse Ereignisse wie das Ende sind zwar offen und nicht so leicht aus zu rechnen, können aber über den stereotypen Verlauf, der grösstenteils von einem Hin und Her zwischen „Cop-marschiert-mit-Klon-zum-Tatort“ und „Cop-kettet-Klon-an-und-macht-mit-ihm-Pause“ eingenommen wird, nicht hinwegtäuschen. Weiterhin fehlt es Film an Verfolgungsjagden, Explosionen, Kämpfen, kurz gesagt: An Action! Anscheinend wollte man van Damme mehr Platz für seine Darstellung des Klons lassen, aber die Action dermaßen im Zaum zu halten, war einfach zu viel des Guten, da van Dammes Leistung nur für seine Verhältnisse beeindruckend ist und die Rolle ohnehin nicht das Potenzial hat, um das mangelnde Tempo auf zu wiegen. Ganz ohne Action ist der Film natürlich nicht, und diese wurde von Lam auch hervorragend in Szene gesetzt, nur gibt es davon halt nicht genug, wenn auch von allem etwas.
Hätte man besagte Defizite ein wenig ausgebügelt, wäre „Replicant“ wahrscheinlich so etwas wie ein van Damme-Film in „alten Zeiten“ geworden, so hatte er leider nicht das Zeug, ins Kino zu kommen. Wenn man allerdings bedenkt, dass der um einiges schwächere „Collateral Damage“ im Kino lief und Schwarzenegger auch zukünftig noch auf der Leinwand zu sehen sein wird, obwohl seine Machwerke in letzter Zeit ähnlich enttäuschend waren, dürfte es mehr als Spekulation sein, dass es dabei offenbar mehr auf den Hauptdarsteller als auf den Film selber ankommt.
Fazit: Recht ordentlicher van Damme-Film, der nicht das Zeug hat, ihm die Rückkehr ins Kino zu verschaffen, nach seinen letzten Gurken à la „Inferno“ aber eine klare und unerwartete Steigerung darstellt.