New York City. Vier Männer, die sich Mr. Blue, Grey, Brown und Green nennen, betreten nach und nach einen U-Bahn-Zug. Sie überwältigen das Zugpersonal, nehmen Geiseln und begeben sich mit dem Führerfahrzeug auf eine unheilvolle Fahrt hinein in die Unterwelt der Millionen-Metropole. Lösegelder für die Entführten werden per Bordfunk gefordert und Bahnpolizist Garber versucht, mit dem Anführer der vier Gangster zu verhandeln. Doch deren Anführer scheint gnadenlos zu sein, denn er setzt der Stadt ein kaum einzuhaltendes Ultimatum, welches auch angesichts der wenig kooperativ auftretenden Vertretern der New Yorker Polizei abzulaufen droht…
Joseph Sargents „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3“ ist klassisches Action-Thriller-Kino und dazu noch eine der ersten Blaupause für moderne Heist- bzw. Caper-Movies, denn bis dato gab es kaum eine abwegigere Idee wie die, eine U-Bahn zu entführen. Ok, Zugüberfälle durch Jesse James, Butch Cassidy und Co. sowie auch Bankeinbrüche, Rififi und der Raub von ganzen Geldtransportern an einem Freitag in Las Vegas waren dem Kinogänger 1974 nicht unbekannt, doch einen ganzen U-Bahn-Zug… und das inmitten einer Großstadt…, nein, das war neues, unbekanntes Terrain. Klar, heute überbieten sich Blockbuster-Filme mit immer absurderen Action- und Spannungs-Tableaus, um die You-Tube-Generation wenigstens für kurze Momente zu fesseln, doch damals blieb man gerne eher auf dem Boden der Tatsachen – was schon der analogen Tricktechnik geschuldet war. Filme wie „Speed“, „Money Train“ oder sogar „Stirb langsam“ weisen unzählige Elemente auf, die direkt aus der Ideenkiste von Joseph Sargent und Drehbuchautor Peter Stone stammen, und der Farbencode der Gangster findet Wiederverwendung bei Quentin Tarantinos „Reservoir Dogs“. Hinzukommt, dass selbst der verschmitzt-schnodderige Humor, der immer wieder bei dem von der ersten bis zur letzten Minute durchgehend spannenden „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3“ durchblitzt, im US-Mainstream-Action-Kino nicht gerade weit verbreitet war – was man heute wohl nicht mehr behaupten kann. Ein Kabinettstückchen ganz besonderer Güte ist da der Schluss, mit der beiläufigen Entlarvung des letzten Täters, aber auch das sich langsam steigernde, psychologisch ausgefeilte Fernduell zwischen Walter Matthau und Robert Shaw ist eigentlich fast schon legendär. Vergleicht man einmal das 2009er-Remake von Tony Scott mit dem Original, so merkt man schnell, wie mitunter seelenlos heutzutage Spannung und Thrill erzeugt wird. Gelackte Bilder und schnelle Schnitte sind halt nicht alles.
So ist es wirklich sehr, sehr schön, dass man „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3“ endlich einmal in einer der Wichtigkeit des Films angemessenen HD-Veröffentlichung wiederentdecken darf – denn unzählige TV-Ausstrahlungen hatten wir ja schon genug. Das Bild der bei OFDb Filmworks jüngst erschienenen Blu-ray geht angesichts des Alters des Films völlig in Ordnung, der Mono-Ton auch. Bildformat: 2,35:1. Des weiteren mit Martin Balsam, Hector Elizondo, Earl Hindman u. a.
© Selbstverlag Frank Trebbin