Unter den Filmen, die man aus nicht erklärbaren Gründen immer wieder sehen kann, rangiert "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3" sicher unter den vorderen Plätzen. Zwar oftmals unter der Rubrik Krimi eingereiht, ist der Film eher ein Geiselnahmethriller unter ungewöhnlichen Vorzeichen (allein die Idee, im New Yorker U-Bahn-System einen Zug zu kidnappen, ist reizvoll genug), der unter beklemmendem Zeitdruck das Möglichste aus seiner Ausgangssituation herausholt und dabei den Humor nicht außer acht läßt.
Behandelt wird das wie ein ganz gewöhnlicher Tag, der plötzlich eine kriminelle Wendung nimmt, bei dem die Zuschauer mit dem ermittelnden Bahnpolizisten miträtseln dürfen, wie sich gerade die Geiselnehmer aus ihrer schier ausweglosen Situation wieder herauswinden. Der Plan ist dabei nur den vier unauffällig gekleideten Herren geläufig, deren Identität noch dazu durch ihre Decknahmen Brown, Blue, Green und Grey verschleiert wird.
Dabei schwenkt der Film immer wieder geschickt hin und her, fokussiert mal auf den vier Geiselnehmern, die man halb scheitern lassen und halb gewinnen lassen will, dann wieder auf die unschuldigen Insassen des Zuges, die zwar halbwegs human behandelt werden, die jedoch dann wieder mitansehen müssen, wie gnadenlos die Männer vorgehen, wenn der Plan nicht befolgt wird.
Die menschliche Komponente bringt dann wieder ausgerechnet Walter Matthau als Bahnpolizist Garber ins Spiel, der wie immer Ernst und Humor ohne weiteres in seiner Person vereinigt und die Sympathien stets auf seiner Seite hat, wirkt er doch kompetent, knuddelig und fehl am Platz zugleich. Mit ihm fiebert man wiederum in dem Wettlauf gegen die Zeit mit, die Forderungen der Männer zu erfüllen. Das geforderte Geld innerhalb von einer Stunde heranzuschaffen kulminiert dann in einer wunderbar geschnittenen, unruhigen Montage, in der das Geld erst sortiert und dann von zwei Polizisten durch die Stadt eskortiert wird, während die Uhr gnadenlos heruntertickt.
Den gewissen Realismusanspruch liefert der Film noch in Form von reichlich Kompetenzstreitigkeiten zwischen den ermittelnden Behörden, durch die Zusammenarbeit derselben und der Sichtweise der Stadtobrigen (der Bürgermeister, der letztendlich zu entscheiden hat, ist jedoch eine weichliche Lusche, die hypochondrisch an Krankheiten laborierend die Entscheidungsgewalt gern anderen zuschiebt), die entscheiden müssen, ob sie zahlen oder durch Geiseltod politischen Selbstmord begehen wollen.
Wenn diese Spannungskurve erst einmal erlischt, geht gleich die nächste Zündschnur hoch, denn der Fluchtweg der Geiselnehmer ist von der raffinierten Sorte und paart die intuitive Lösung des Falls durch Garber mit nervenaufreibender Action rund um einen führerlosen, rasenden Eisenbahnwaggon.
Und das Finale schließlich ist lakonisches 70er-Kino pur, eine humorvoll-ruhige Schlußpointe, in der Garber den letzten Flüchtigen identifiziert, ein Schmunzeln wert und gleichzeitig ein witziges Aha-Erlebnis, wie scheinbar unwichtige Dinge während eines Films am Ende an Gewicht gewinnen können. Der letzte Blick Matthaus durch den Türspalt jedenfalls wiegt den ganzen Film auf.
"Stoppt die Todesfahrt..." ist jedenfalls Unterhaltung in Reinkultur quer durch mehrere Genres und darüber hinaus auch bei mehrfachem Sehen immer noch sauspannend. A real classic. (9/10)