Langes Rätselraten. Was könnte wohl das diesjährige Schätzchen der FFF-Sneak werden? Gerüchten zufolge sollte es großes Hollywoodkino werden. Eine Weltpremiere dessen Orchester gerade noch am musikalischen Feinschliff arbeite & die diesen Herbst die deutschen Kinos heimsuchen werde. Nach schleppendem Kartenverkauf wurde es noch etwas konkreter: Ein Horrorfilm, der unter Sicherheitskräften in den Vorführraum eskortiert werde. Die Spannung stieg.
Als dann die Blase platzte machte sich aber schon Ernüchterung breit. Warner Bros.? Kein Alien vs. Predator, aber zumindest teuer. Co-Produziert von der Filmförderung NRW? Franka Potente? Spätestens hier war die Titeleinblendung nicht mehr nötig. Es steht Creep auf dem Speiseplan.
Auch wenn sich bisherige Informationen nicht allzu spektakulär anhörten, sollte man dem Film allgemein & Franka Potente im speziellen nicht unbedingt mit Vorurteilen entgegen treten. Zuerst einmal die Story.
Auf dem Weg zu einem Treffen mit George Clooney himself begibt sich Hobby-Groupy Kate von einer Party ihrer Arbeitskollegen zum Bahnsteig der Londoner U-Bahn. Kurz eingenickt findet sie sich im menschenleeren, verriegelten Bahnhof wieder. Verzweifelt sucht sie nach einem Ausgang, als sie plötzlich doch noch eine Bahn einfahren hört. Im Zug trifft sie einerseits auf ihren Kollegen Zap, der ihre Signale auf der Party leider falsch deutete & sich gleich mal daran macht Kate zu vergewaltigen, & andererseits etwas unbekanntes, daß sich freundlicherweise aber ersteinmal den Schwerenöter schnappt. Panikerfüllt rennt sie aus dem mit im Tunnel haltenden Zug zurück zur letzten Station. Mithilfe eines Obdachlosen versucht sie den Sicherheitsbeamten der Anlage zu finden. Wäre ihnen nicht schon jemand auf den Fersen - oder etwas?
Besonders originell klingt es jedenfalls nicht, was Debütant Christopher Smith uns da vorsetzt. Was folgt ist viel Rumgerenne durch die verlassenen Gänge & Tunnel des U-Bahnsystems, daß uns zumindest einmal Einblicke in deren Ruhephase gibt, ein paar spärliche Morde an den wenigen Menschen, die Kate doch noch antrifft, & viel, viel Dunkelheit. Alles das könnte bei entsprechender Umsetzung natürlich ein spannender Film werden. Das ist es auch eingeschränkt. Nur krankt das ganze Werk am Fehlen von besonderen Merkmalen.
Der Killer sieht aus wie Jasons kleiner Bruder, hat eine merkwürdige Beziehung zu Ratten, lässt Überlebende im Wasser "reifen" & eifert scheinbar seinem Ziehvater in medizinischer Weise allzu eifrig nach. Hätte man da vielleicht noch die ein oder andere Erklärung oder Idee untergebracht oder hätte zumindest die Morde blutiger gestaltet, hätte man sicher wohlwollender richten können. Daß es im Genre vor Logiklöchern nur so wimmelt, ist allseits bekannt. Da hat auch Christopher Smith nicht viel dran geändert. Ärgerlich ist aber wie üblich das ewige Wegrennen, obwohl der Gegner wehrlos am Boden liegt. Hätte man da einmal die Charaktere zuschlagen lassen, wäre der Film vielleicht um einiges schneller fertig oder man hätte zumindest ein paar spannende bis spektakuläre Szenen einbauen können.
Daß in solch einem Film die erste wirklich eklige Szene ein abgebrochener Fingernagel ist, spricht Bände. Ein KJ-Siegel wird der Film jedenfalls nur bekommen, da gegen Ende doch noch ein paar Schocks bildhafter dargestellt werden, daß allerdings für den Gorehound auch nur in unvertretbarem Maße. Ein abgerissener Kopf wäre im Finale sogar mal ausnahmsweise realistischer gewesen als das dann doch eher ernüchternde Ergebnis.
Leider nur Ware von der Stange, den auch unser Exportschlager Franka Potente nicht allzu sehr rausreißen kann. 6/10.