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U-Bahn-Fahren ist der Horror, jetzt haben die Briten es mal mit dem Verpassen der öffentlichen Verkehrsmittel probiert und die Ergebnisse sind auch nicht gerade besonders angenehm.
Regisseur Christopher Smith hat sich für die gruselige Mär von der Studentin, die sich versehentlich in einer Londoner Tube-Station einschließen läßt und sich mit einem monströsen Verfolger auseinander setzen muß, Hilfe aus Deutschland geholt und die Rolle mit Franka Potente besetzt, die sich nun durch die dunklen Tunnels hetzen lassen muß.

Das ist ausreichend Gehalt für eine atmosphärische Verfolgungsjagd, für einen ganzen Film reicht es aber leider doch nicht, denn die klaustrophobische Situation wird zwar tunlichst ausgereizt, stolpert aber über zu viele Logiklöcher.
Das größte ist der Killer selbst, ein monströs-verwachsenes Geschöpf (eben der Creep halt), daß in einer unterirdischen medizinischen Station haust und dorthin arme Seelen verschleppt, um seinem Traum von einer chirurgischen Karriere zu frönen.

Das wäre an sich Stoff für einen brauchbaren Roman, aber leider wird dem Zuschauer keine Erklärung dafür geboten, daß sich der Creep nun ausgerechnet in dieser Nacht daran macht, sämtlichen Anwesenden im U-Bahnnetz das Lebenslicht auszupusten. Da müssen der Reihe nach alle dran glauben, die unserer Franka in irgendeiner Art und Weise mal helfen könnten: der Fahrer, der böse Bekannte mit sexuellen Absichten, das Junkie-Pärchen, der Mann in der Notfallzentrale! Der Creep ist überall und meuchelt, daß es nur so suppt und spritzt.
Trotzdem ist das noch relativ spannend, ungefähr bis zur Filmmitte, wenn nämlich die Vorräte verbraucht und das Mädel mit seinem Designerkleid endlich in einem unterirdischen Lager in die Enge getrieben ist. „Buh!“ macht da der Finsterling, als er das letzte Licht auspustet und unseren Schauspielexport verschleppt.

Was dann folgt, ist eine von den üblichen Fluchten nach vorn, bei denen praktisch wie nebenbei ein paar Hinweise ausgestreut werden, welcher Herkunft unser Muntantenmörder denn nun ist. Ich will ja nicht zu viel verraten, aber auch hier hakts ziemlich, denn offenbar im einschulfähigen Alter dort zurückgelassen oder vergessen, sind die Talente des Meuchlers beachtlich und sind kaum erklärbar.
Daß er sich dann noch an dem Junkie-Mädel wie ein Mad-Scientist-Gynäkologe versucht, als dies zur Geschichte nichts mehr beitragen kann, außer einem ekligen Effekt, wirkt nur noch aufgesetzter.

Am Ende gibt’s dann zum Glück nicht mehr ganz das große Schlachtenfeuerwerk, stattdessen versucht sich Smith an blutbefleckter Intimität und Spannung statt ganz großer Gewalt, aber gesplattert hat die Geschichte dann eh schon genug.

Insgesamt ein in ein zwei Hälften fallender und irgendwie nie so ganz befriedigender Grusler mit ungewöhnlichen Locations, der aber so angestrengt bemüht ist, ganz anders wie die Dutzendware zu sein, daß er nie zu einem befriedigenden Ganzen zusammenwächst.
Trotzdem längst nicht so schlecht oder langweilig, wie er ständig gehandelt wird. (6/10)

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