Review

Auf den ersten Blick könnte man sich fragen, was Franka Potente, eine der wenigen deutschen Schauspielerinnen die es mittlerweile sogar in Hollywood schon zu Star-Ruhm geschafft hat, in einem kleinen schmutzigen Horrorfilm zu suchen hat? Hat sie das wirklich nötig? Auf die Frage allerdings antwortete die Potente ganz locker: "Ich mag Horrorfilme und fand die Idee einfach geil"! Nun gut, jetzt könnte man natürlich Angst bekommen, dass Franka sich nun einige ihrer Sympathien verspielen könnte. Doch glücklicherweise ist ihre Leistung hier, als auch der Film an sich, von der annehmbaren Sorte!

"Creep" ist ein schmutziger kleiner Horrorfilm, der ganz und gar aufs Horror-Publikum zugeschnitten wurde. Das fängt schon bei der Story an, die natürlich keinerlei Bäume auszureisen vermag, aber fürs Genre durchaus passend ist. Es geht um ein merkwürdiges Wesen, welches in den Abwasser-Kanälen der U-Bahn haust. Es jagt seine Opfer und schlitzt sie genüsslich auf. Eben typisch Horrorfilm. Irgendwelche Innovationen sollte man nicht verlangen, über Klischees sollte man sich auch nicht aufregen und Logiklöcher dürfen einem keine Zahnschmerzen bereiten. Dann allerdings, kann einen die Story (für Genre-Verhältnisse) wirklich zufrieden stellen.

Allerdings muss man sich zu Beginn erst einmal, nach dem gelungenen, aber typischen, Grusel-Auftakt in der Kanalisation, auf gut 10 Minuten nerviges Teenie-Gehabe einstellen. Franka Potente macht hier mal einen auf Mitte 20 und labert sich auf einer Party um Kopf und Kragen, zumindest für den Zuschauer. Danach geht es allerdings ab in die U-Bahn und der Horror und Frankas Ausspielung ihres eigentlichen Talents, darf beginnen.

Dabei setzt Regisseur Christopher Smith auf eine gute Mischung aus atmosphärischem Thrill und blutigem Splatter. Allerdings alles schön der Reihe nach! Zuerst einmal werden einem schweißtreibende Minuten im U-Bahn-Schacht geboten. Sowohl die Kulissen, als auch die kühle Beleuchtung und der knackige Score, können für Herzflattern sorgen. Dabei jagt Franka hauptsächlich schwitzend und verängstig durch die verlassen U-Bahn-Schächte und kann dieses Gefühl durchaus auf den Zuschauer übertragen. Und genauso wie ihre Figur, fragt sich auch der Zuschauer was sich da unten befindet und vor allem, wo das viele Blut plötzlich herkommt.

Denn aus dem atmosphärischen Horror-Thriller wird dann, nach und nach, ein ziemlich blutiges Gemetzel. Es wird einem das Gesicht und die Figur des Creep offenbart und wir dürfen (oder müssen) ihm nun bei seinem blutigen Spielereien zuschauen. Dabei sägt er einem Sicherheitsmann schon mal, in guter alter "Freitag der 13 Part 4-Manier", die Kehle durch oder drückt einem seiner Opfer zuerst die Augen aus und dann denn Kopf gegen eine große Schraube, die aus der Wand ragt. Und bis zu seinem blutigen Tod, fließen noch einige Liter an Kunstblut, die die hier vergebene FSK 16-Freigabe durchaus fragwürdig erscheinen lassen.

Schade nur, dass dem Zuschauer leider in keinster Weise irgend etwas zum Creep erklärt wird. Weder wird einem erzählt, wie der Creep so deformiert wurde (oder kam er schon so auf die Welt?), warum er sich aus dem öffentlichen Leben gerade in die U-Bahn-Kanalisation verzogen hat und vor allem, was sein Motiv, für all diese abscheulichen Taten, ist. Dem Zuschauer bleibt der Creep als fragwürdiges Irgendwas zurück, den man wirklich in keinster Weise näher kennen lernen kann, weil man absolut keine Chance dazu erhält. Freunde der Interpretation dürften sich, nach diesem Streifen jedenfalls, in wahre Diskussionsrunden begeben. Ich persönlich hätte aber ruhig etwas mehr erfahren wollen, über diesen bedauernswerten und wirklich deftig brutalen Massenmörder.

Was die Inszenierung der Gore-Effekte angeht, da muss man den Machern allerdings wieder ein Lob aussprechen. Wie schon bei Filmen wie "Wrong Turn", so wurde auch hier, auf die gute alte Hand-Made-Methode Wert gelegt. Sprich die Splatter-Effekte kommen nicht aus dem Computer, sondern sind allesamt von Hand gemacht und wirken dadurch natürlich noch ne ganze Ecke deftiger, als sie sowieso schon sind. Als alter Horror-Freak sieht man das natürlich mit Wohlwollen!

In punkto Schauspielerleistung kann allerdings nur Franka Potente eine gute Figur machen. Die Junges-Mädchen-Opfer-Rolle bringt sie hier wirklich gut zur Geltung und kann die Emotionen der Figur, wie schon erwähnt, gut auf den Zuschauer einfließen lassen. Allerdings sollte man ihr endlich mal verbieten, sich selbst zu synchronisieren. Denn das kann sie, im Gegensatz zur Schauspielerei, wirklich überhaupt nicht. Alle anderen Darsteller bleiben dagegen durchgängig blass, vor allem der Darsteller des Creeps hat mich doch sehr enttäuscht! Schade eigentlich!

Fazit: Spannendes, atmosphärisches und, zum späteren Zeitpunkt, auch ziemlich blutiges Gruselstück, dem es zwar vollkommen an Innovation mangelt, aber dafür Altbekanntes passend auf die Leinwand zu bringen vermag. Durch seine leckere Optik und dem knackigen Score, kommt wirklich ein wohliges Knistern in der Luft auf und die Splattereffekte können sich sehen lassen. Bei den Schauspielern sollte man sich allerdings einzig und allein auf Franka konzentrieren, denn in diesem Punkt ist sonst leider überhaupt nichts Gutes zu erwarten, selbst fürs Genre. Insgesamt gesehen also ein solides Grusel-Produkt für zwischendurch, dass allerdings besser schmeckt, als so manch anderes Produkt dieser Sorte!

Wertung: 6,5+/10 Punkte

Details
Ähnliche Filme