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Offizieller Vierter und Abschliessender Teil der langlebigen Long Arm of The Law Saga, die - hierzulande bis auf den Erstling Hongkong Vice nahezu unbekannt - als mit einer der besten Fortsetzungsreihen des kantonesischen Kinos angesehen werden kann und bis zuletzt seine Qualität zwar nicht mehr steigern, aber immerhin halten konnte. Zwar hat man über die Jahre hinweg immer mehr an fremdartiger Bedrohung und hochgradig wahrnehmbarer Intensität abgenommen, dies aber mit der weiterhin bestehenden Grimmigkeit, dem Beharren auf Ungeschöntheit und druckvollen Actionszenen ausgeglichen. Was die Werke abseits ihrer zuweilen realpolitischen Aussagen und ihrem Bezug als Zeitdokument auch immer zu ausgeprägten Hochgeschwindigkeitsreissern machte, die jeweils mehrere ungehobelt-eindrucksvolle Stunt- und Effektszenen vorweisen konnten.
Underground Express ist da löblicherweise keine Ausnahme.

Schon vorher hat man sich immer mit dem Schicksal von Festlandchinesen beschäftigt, die oft illegalen Weges nach HK gelangten und dort ihr Glück und die Erfüllung eines Traumes suchten. Zumeist ebenfalls mit nicht koscheren Mitteln, weswegen in der Regel auch die Schusswaffe als einschneidende Massnahme verwendet wurde und man sich rasch in der angehäuften Gefahrenlinie sah. Als praktisch Ausgestossene aus der Gesellschaft, die weder Heim noch Familie noch Rückzugsort vorweisen konnten, sondern in der Männergruppe auf sich selber verlassen mussten, sass man auch in der Politik zwischen zwei Stühlen; die Extreme beider Staaten mit ungewisser Zukunft, die in wenigen Jahren unweigerlich "vereinigt" werden, aber bis dahin ihr kapitalistisches bzw. kommunistisches System definitiv und in jedem Fall durchdrücken.
Zwei Nachbarländer mit komplett unterschiedlichen Absichten, durch eine schmale Grenze getrennt und durch die ablaufende Zeit bedrängt.
Für die Kantonesen, die unter westlicher Führung erstarkt waren, war das Blutbad auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking in der Nacht vom 03. auf 04. Juni 1989 ein Vorgeschmack auf Kommendes; das, was die chinesischen Studenten fordern - nämlich Achtung der Menschenrechte, Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Begrenzung der Macht der Partei sowie demokratische Verfassung - sahen die Menschen auf der anderen Seite genau von den Leuten bedroht, die jetzt das Feuer auf die Wehrlosen eröffneten.

Filmographisch betrachtet gab es vorher und auch eine Weile nach dem schockierenden Ereignis, das die Welt lähmte und empörte, oftmals eine versuchte Annäherung vor allem zwischen den Polizeikräften beider Länder. Die notgedrungene Zusammenarbeit für einen Fall, die letztlich doch Freundschaft oder zumindest Achtung und Respekt für den jeweilig Anderen bereithielt. Underground Express zeigt nichts von Alledem, lässt stattdessen beide Seiten nicht wirklich gut wegkommen, aber kanzelt die Chinesen zumindest in der staatlichen Hirarchie [ = Diktatur ] vollständig als entweder korrupt, feige, duckmäuserisch, aufgeblasen-grossmäulig oder je nach Situation gleich alles in Einem ab. Analog dazu liegt die Zentralperspektive auf einem Bündnis von Kriminellen, die einmal im Leben etwas Gutes tun; allerdings sicher nicht aus patriotischen Gründen, sondern natürlich wegen Geld:

Prinicipal Au Yeung Cheuk vom Associated Student Government möchte nach den Unruhen auf jeden Fall drei seiner weiblichen Studentenführer aus China holen, fürchtet aber entsprechende Repressalien seitens der Obrigkeit und engagiert heimlich eine Verbrechereinheit. Er bietet Bing [ Elvis Tsui ] und seinen Mannen wie Fire [ Ronny Ching ], Shik [ Frankie Chin ] und Doggy [ Chen Jing ] 800.000 HK$ für die Aufgabe; kaum schaffen sie die gemeinsame Flucht, da heften sich schon die Herren in Grün an ihre Fersen. Comrade Yuen Cho vom Politic Defense Bureau will die Studentinnen. Sein Gegenspieler Superintendent David Wong möchte die sonst als Räuber Tätigen hinter Gittern sehen. Eine Kooperation ist ausgeschlossen. Und die Banditen zerstreiten sich um die ausbleibende Entlohnung.

Generell kommt es im Film Schlag auf Schlag, was auch den Einstieg durch seine wie krampfhaft wirkende Grobschlächtigkeit und der kantigen Assoziationsströme schwerfallen lässt. Regisseur Michael Mak, der neben seinem Bruder Johnny Mak für die gesamte Serie verantwortlich ist und mittlerweile auch schmerzlich aus dem Filmbusiness vermisst wird - da er nach 1997 und dieser Quadrologie wahrscheinlich im sozialistischen Umerziehungslager steckt - , inszeniert wie weiland Namensvetter Michael Winner. Ja keine Bewegung zuviel. Ganz prägnant. Rhetorisch ungeheuer klar. Immer auf den Punkt. Selbst wenn man eine Handlung zeigen oder ein Dialog bringen muss so aufs Nötigste abgekürzt wie nur möglich. Harte Schnitte mitten ins Geschehen hinein, fast wie auf Standbilder reduziert, hektische und unheilsschwangere Atmosphäre in einem bevorzugt wenig heimeligen Setting. Und ja ausserhalb des Studios. Die Figuren getrieben durch ihren kühlen Professionalismus, jeder Handgriff sitzt, jede Tat ist minutiös vorbereitet und einstudiert. Das Blind-auf-den-Anderen-Verlassen Können als Trumpf. Der Sprung ins Ungewisse als die Tugend. Ein Kino der Präsenz, das zuweilen sehr naiv und vor allem darstellerisch hölzern wirken mag, aber nur auf das Einfachste beschränkt ist. Eine gleichmässige Anspannung mit einem unwiderstehlichen Zug nach vorn, der zuweilen in Überstürzung und Übermotivation ausarten kann, sich aber nie in Hysterie breitmacht.

Im Gegenteil; zwar wird auch gerade in Angriff, Bedrängung und Gegenwehr der Rhythmus rapide geändert und die Taktzahl hin zu schroffer Schnörkellosigkeit entscheidend erhöht, so darf man sich doch an einer übersichtlichen Fotographie erfreuen, die nicht auf eigenen Tatendrang zurückgreifen muss, um ein sehr agiles Bild zeichnen zu können. Heftiges Dauerfeuer von unzähliger Statisterie, massiver Bewegungswechsel im Kugelhagel, tösende Explosionen in dichter Nähe von Mensch, Maschine und Gebäuden, die von der Wucht von Sprengsätzen, Handgranaten und Raketenwerfern durch die Gegend geschleudert werden. Blitzartige Reflexe und hoher Bodycount gestalten die leidenschaftlich-eindringlichen Einlagen zu einem ausufernden Kleinkrieg an der border patrol oder weiten ein ganzes Fischerdorf zu einem erbitterten, bald mit Patronenhülsen übersäten Schlachtfeld aus. Der zehnminütige Showdown sieht die übriggebliebenen Recken auf einem Frachter gar gegen die halbe Volks- und Freiheitsarmee antreten, mittlerweile hat man sich an die astronomische Exzessivität aber bereits gewöhnt; auch das Ende selber ist bereits gängig vorhersehbar.

Da der Film anders als seine drei Artgenossen verstärkt auf die Positionsänderung und damit den Vorwärts-Antrieb setzt, entstehen auch nicht mehr die Momente der Ruhe vor dem Sturm. Man nimmt nicht genug Zeit, sich um die Spannung vor der Konfrontation zu kümmern, die Schauwerte fest in den narrativen Kontext zu ankern und begnügt sich mit einer ganz oberflächlichen Interpretation. Auch hier wird mal palavert, aber dann auch schon zumeist mit einem aggressiven Unterton, der schnell in mehr Regung und mehr Gewalt anschwellen kann, und ansonsten nicht allzuviel zu bieten hat. Ein bisschen atemlos wirkt die Mobilität und die einhergehend permanente Translokation schon, zumal auch gerade jetzt schon der Bekanntheits- und damit Abnutzungsgrad dieser Methode fällig wird und das Ganze mit einem eigentümlichen Déjà-vu-Gefühl füllt. Und die Geschichte noch weniger als ihre Vorgänger nicht besonders emotional einspannen kann. Mit reichlich polemischer Plakativität auf der mentalen, der verbalen und auch der physischen Ebene gesegnet erschafft man allerdings einen Kreislauf der Exzesse; ein Geschehen muss prompt vom Nächsten getoppt werden, um innerhalb der konservativen Form samt einer Vom-Saulus-zum-Paulus Mentalität weiterhin einwirken zu können. Der bestehende Groll gegen die Festlandchinesen und die realen, wenn hier wohl auch im Vorurteil exorbitant dargestellten Aktivitäten wie Folter, Bestechung, Erpressung, Amtsmissbrauch und Willkür werden eifrig zur Anstachelung der eigenen Gefühle benutzt; durch seine offensichtlich gewollte Drastik und fehlende Subtilität erreicht das Werk aber nie die nuancierte Dezenz, die ihm ein ernsthaftes Gewissen oder gar eine Anklagefunktion verschafft.

So vergreifen sich die Chinesen in Holzschnittartiger Dramatisation bevorzugt an Älteren, Frauen und Kindern, die dann auch ohne zu Zögern beseitigt werden. Da werden Passanten auf offener Strasse nach ihrer Gesinnung gefragt und an die Wand gestellt und Hinrichtungen nach stundenlanger Pein gerne auch von Angesicht zu Angesicht und mit spürbarer Freude vollzogen. Traf leider Gottes alles zu, allerdings weidet man sich von Seiten der Filmemacher ebenso daran und zieht sein affektives Alibi daraus. So brutal wie simpel. So sind der nicht sadistische Rest alles hasenherzige Memmen, die nach oben buckeln und nach unten treten, sich gerne zusätzliches Gehalt in die Tasche stecken, aber auch dann nur vorgeblich ein Auge zudrücken und lieber den sofortigen Tötungsbefehl geben. Und wenn sie mal in die Bredouille kommen, wird nicht das nationale Gesicht bewahrt, sondern mit weissen Fahnen hinter dem Schutzschild einer unschuldigen Geisel versteckt.
Eine gelungene Provokation ja. Erhellende Kenntnisse oder gesellschaftlicher Kommentar nein.

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