Als 1995 mit dem angenehm ungehobelten Dragon Killer [ DT: American Yakuza 2 ] das auch hierzulande veröffentlichte Regiedebüt eines gewissen Anthony Lau Wing erschien, wusste kaum einer etwas mit dem Namen des Filmemachers und Hauptdarstellers in Personalunion anzufangen. Mittlerweile sieht dies schon anders aus. Lau hat sich verspätet Image und Anerkennung verschafft, was vor allem mit der nachträglichen Publikation der Shaw Brothers Bibliothek zusammenhing; in denen er zwar sicherlich auch nicht als der Bekannteste herausragt, aber z.b. mit Der Mann mit der Stahlkette [ 1980 ], Chun Fang - Das blutige Geheimnis [ 1982 ] und Im Geheimdienst des gelben Drachen [ 1984 ] auch seinen Anteil im Eastern beigetragen hat.
Erregte schon die erste Regiearbeit unwesentliches Aufsehen und resümierte der Filmdienst nicht von ungefähr "Schwach inszenierter Actionfilm, der die übliche Mixtur aus Klamauk, zahlreichen Kämpfen und hemmungsloser Sentimentalität abspult.", so schliesst sich die zweite Tätigkeit Baroness dem in allen Belangen an.
Aufsehen wird dabei allerhöchstens über die Mitwirkung von Anthony Wong erlangt, was allerdings auch nur ein geißelndes Täschungsmanöver darstellt. Zum einen hat Wong besonders in dem fraglichen Zeitraum desöfters in dürftigen Vorhaben mitgespielt und stellte die Tatsache seines Castings so gar keine Schlussfolgerung bezüglich der Qualität dar. Und zum anderen agiert er hier allerhöchstens als wichtigere Randfigur nah an der Karikatur und war sich selbst dafür zu schade, seine Sätze im Synchronstudio noch einmal einzusprechen; da nützt es auch nicht mehr viel, dass er gross auf dem Cover präsent ist. Ebenso irreführend verhält sich leider auch der Film; packt zwar in den ersten Minuten eine durchaus stramme Packung Action in den Raum - Diebstahl, car chase incl. einem Turnus von Explosionen, Beschuss durch einen Hubschrauber und ganz nebenbei noch ein vereitelter Drogendeal -, aber belässt es dann auch erstmal dabei und hat hiermit auch schon die aufwendigste Sequenz hinter sich gebracht.
Im Mittelpunkt steht eine vierköpfige Verbrecherorganisation rund um Wong Kam Or [ Anthony Lau Wing ], die in Shenzhen hinter zwei zusammengehörigen Juwelen her sind und sich dabei nicht nur untereinander zerstreiten, sondern es auch mit den Polizisten unter Captain Pang [ Anthony Wong ] zu tun kriegen. Als der Undercover Sunny [ Chin Kar Lok ] enttarnt wird und sich mit der Touristikführerin Grace Wong [ Cheung Nga-Yan ] und einem der mittlerweile gestohlenen Diamanten versteckt, wird es brenzlig.
Die Geschichte möchte vom Corey Yuen Kwai Erfolg Enter the Eagles - And Now You're Dead [ 1998 ] profitieren, lässt aber schnell seine narrativen Hosen runter und bekommt sie auch nur mit viel Wohlwollen nicht ganz verloren. Gedreht wurde das Projekt höchstwahrscheinlich in der Republika ng Pilipinas, wofür das aufgenommene Bildmaterial außer Frage stehend hinweist; derartig unschönes, graues und irgendwie auch hartes Aussehen bekommt man sonst nur in diversen Phillip Ko Angeboten gereicht. Die Optik wirkt erst im Rohzustand, dann übelwollend und schliesslich auch ein bisschen widerlich; kann man aber für die Zugehörigkeit zum B - oder eher noch C - Film durchaus gelten lassen, auch wenn man das Auge eher angreift als ihm schmeichelt. Auch die geklaute Szenenmusik, die in bestimmt Hunderten ähnlich archaisch gehaltenen Vertreten seit Ende der 80er eingesetzt wird, zeugt nicht gerade für ein feistes Bankkonto. Was sich ebenfalls in dem Cast abseits von Wong und Chin niederschlug: Alles Nulltalente, von denen die Meisten schon optisch nicht unbedingt vor die Linse gehören und dies auch nicht durch glorreiches Schauspiel wettmachen.
Dass man ein halbes Dutzend Langnasen in die Geschichte miteinbezieht, darunter auch einen actor namens Stallone [!], macht dann den Kohl auch nicht mehr fett.
Kann man in seiner als Hommage an ebenfalls die 80er Jahre oder direkt als öffentliche Respektsbezeugung gegenüber eben wieder Phillip Ko, Johnny Wang oder auch Godfrey Ho werten; was dann letztlich auf das Gleiche hinausläuft.
In dieser Herangehensweise der inszenatorischen Lehnstreue an die Urväter asiatischen modern day Actionschunds formuliert, kann man das ausgediente Skript natürlich durchwinken.
Zwar folgt man einer klassisch - flitterhaften Fassade und stellt aufgebautes Konfliktpotential in einem latent bedrohlichen Alltag mit nur vorgeblicher Harmonie bereit, füllt dies aber mit einem schlichtweg zu massigen Quantum an Widerspruch und Inkonsequenz. Ein schlichter Caper - Plot, der nach schalkhafter Auswuchtung jeglichen Resonanzboden verliert und nicht mehr zu einer Projektion aufregender Erfahrungen einlädt. Die fadenscheinige Erzählung befindet sich mitsamt seiner naiven handlungsleitenden Themen in einem unbedarften Phantasieland, in dem Abwegigkeit in unerschöpflicher Kreativität den dominanten Grundzug darstellt. Im Dialog ist man auf einen geringen und eindimensional gerichteten Wortschatz reduziert, was man durch eine manchmal unnötig agile Kamera ausgleichen möchte; die auch schon mal forsch ihren Sicherheitsabstand aufhebt und sich selber vorwitzig in den Bildkader drängt.
Auch die versuchte Einbindung vermeintlich aufregender Einbruchstouren incl. Austricksen von Wachen, Einhacken in die Sicherheitssysteme und das Überwinden schier unmöglicher Hindernisse ist ein stetiger Quell unabsichtlicher Komik; zur grossen Freude der Zuschauer wird eine Ungereimtheit an die andere gereiht, ohne auch nur annähernd Rücksicht auf ein bisschen Wahrscheinlichkeit zu legen. Da befindet man sich keine 5m von den kaffeetrinkenden Guards entfernt, und tippt nicht nur fleissig in den Laptop, sondern kommuniziert auch noch per Funk und macht ähnlichen Schabernack. Auch daß die Schicht der Aufpasser immer nur jeweils 10min dauert, kann man eigentlich Niemandem erzählen, ohne Fragezeichen und Gelächter auszulösen.
Dieser humoristische Ansatz gesprengter Denkdimensionen stellt sich mittig als alleiniger Rettungsanker heraus. Für die dargebrachten melodramatischen Entwicklungsphasen wie Waisenerinnerung, kranke Oma ohne Geld für Operationen, häufige Hospitalbesuche und Liebesdinge hat man als Betrachter so gar keinen Nerv. Und für mehr als mild anschauliche, aber auch seltene Adrenalinamplituden jeweils zu Beginn und am Ende reicht Wollen, Können oder Finanzen nicht; womöglich alle drei Faktoren im Verbund.
Das auch hier vorherrschende Erwecken der Geister der Erinnerung vollzieht sich genreüblich an den möglichst schauerlichsten Schauplätzen: Eine ausgediente Strasse mit abgeschottenem Parkplatz. Ein sogar für Pauschalurlauber recht stumpf gehaltenes Hotel ohne weitere Annehmlichkeiten. Ein trüber Hafen mit abgetragenem Putz und herumliegenden Bauschutt. Wenn die klägliche Gegend nicht gerade von erfreulich feurigen Detonationen erhellt wird, muss man sich mit einem Dutzend Stössen aus der Maschinenpistole begnügen, wobei die Umsetzung der Gefechte daran knabbert, dass man ausser entzaubernden Schuss - Gegenschuss Aufnahmen keinen wirklichen drive ins Geschehen bekommt. Oft sieht man die Gegner des zumindest immer grossen Polizeiaufgebotes bloss unblutig fallen; manchmal hört man sogar mehr, als das man zu sehen bekommt. Im Gegenzug erhält man dafür einen überraschend brutal wirkenden Ausklang, der im kalten "Realismus" mit mehreren sinnlosen Opfern und einem dezidiert deftigen Kopfschuss abschliesst.
Versucht emotionale Überzeugung oder wenigstens ein über die harsche Oberfläche hinausgehendes Interesse wie noch beim Vorgängerfilm wird nicht annähernd erreicht, da der Plot so gar nicht auf dem Schicksal individueller Figuren aufzubauen vermag. Vielmehr liefert man ein widerspenstiges Nacheinander grober Pinselstriche, unausgegoren und unausgewogen. Unterhaltsam durch den kapriziösen Schlingerkurs von Anschlussfehlern und die nichtpolierte Gangart.