Review

„Freedom is just a word... until you lose it.“

Bei dem dramatischen Action-Thriller „Born American“ (aka „Arctic Heat“) handelt es sich um eine amerikanisch-finnische Co-Produktion aus dem Jahre 1986, in deren Gestalt der spätere „Hollywood-Genre-Fachmann“ Renny Harlin (siehe u.a. „the Long Kiss Goodnight“) sein Spielfilm-Debüt feierte und welche ursprünglich gar mal eine Zeit lang (primär aufgrund bestimmter gebotener Inhalte) sowohl in eben jenem skandinavischen Lande als auch in der benachbarten Sowjetunion einem Aufführungsverbot unterlag. Obgleich an sich nicht mehr als ein ziemlich belangloser Streifen ohne Tiefgang und/oder echter politischer Brisanz, ist in diesem Kontext jedoch zu beachten, dass damals ja noch der „kalte Krieg“ herrschte – weshalb sich so manche getroffene Entscheidung (vor allem in Anbetracht des „Propaganda-Faktors“ sowie der seit langem schon in der betreffenden regionalen Historie verwurzelten „angespannten Beziehungslage“) durchaus nachvollziehen lässt. Wenn man es denn möchte, könnte man das Werk in etwa als „Red Dawn“ meets „Midnight Express“ umschreiben – im Gegensatz zu letztgenannten Titeln erinnert sich heutzutage allerdings kaum mehr wirklich jemand an den hier nun zur Besprechung vorliegenden...

Erzählt wird die Geschichte dreier „US-Boys“ – genau genommen Savoy (Mike Norris), K.C. (David Coburn) und Mitch (Steve Durham) – welche im Rahmen eines Ausflugs gerade hoch im Norden Finnlands unterwegs sind. Während einem bei K.C. flugs der Begriff „Nerd“ in den Sinn gelangt, handelt es sich bei seinen Kumpels (im Prinzip) um kaum mehr als „typische Jocks“ – und so verwundert es wenig, dass ersterer solche Dinge wie ein Fotoapparat und Reisehandbuch eingepackt hat, wohingegen die anderen beiden Bier sowie (warum auch immer) ein Gewehr plus Pfeil&Bogen mit sich führen. Nunja, jedenfalls geht es ihnen darum, gemeinsam einige spaßige Tage zu verbringen. Inzwischen leicht angetrunken, kommen sie irgendwann (in unmittelbarer Nähe des Polarkreises) auf die „glorreiche Idee“, die Grenze zur UdSSR zu überqueren: Statt dass sie es bei dem Jux belassen, einen Schlagbaum als Limbo-Stange zu verwenden, dringen sie im Folgenden gar noch weiter ins „feindliche Staatsgebiet“ vor – unabhängig der Tatsache, dass sich einer ihrer Rucksäcke im Stacheldraht verfängt sowie ihre Anwesenheit automatisch geschaltete Flutlichter aktiviert. Anstatt sofort (u.a. im Schutz der Dunkelheit) umzukehren, warten sie dagegen erst einmal den nächsten Morgen ab – allerdings hat eine Patrouille ihren Übertritt derweil bereits registriert und ist (selbstverständlich) zudem schon fleißig dabei, ein „aufgestocktes Suchkommando“ (komplett mit Hunden und so) zusammenzustellen...

Konfrontiert mit der Situation, verstecken sie sich auf der Ladefläche eines Lasters und fahren mit diesem ein zusätzliches Stück tiefer ins Landesinnere – bis jener in einem kleinen, abgelegenen Dörfchen hält und sie sich dort kurzerhand eine junge Frau (Laura Heimo als Irina) „greifen“, um ihr einige Fragen zu stellen. Der vorgetragenen Bitte „Please, help us! Don´t Scream...“ ungeachtet, schreit sie aber dennoch – so wie es jede in ihrer Lage wohl tun würde – worauf Mitch und Savoy postwendend von einigen aufgebrachten Ansässigen überwältigt sowie öffentlich der Tötung eines anderen Mädels beschuldigt werden. Deren Ermordung wurde dem Zuschauer übrigens gleich zu Beginn des Streifens (im Zuge eines Neugier-erweckenden kleinen Prologs) aufgezeigt – und das parallel zur Schlachtung eines Tieres, ähnlich wie 1979 bei „Apocalypse Now“. In Wahrheit fiel sie dem örtlichen Priester zum Opfer – Irina war Zeuge der Tat, schwieg (bis jetzt) jedoch aus Angst. Nun aber unterstützt sie K.C. (aus Solidarität) dabei, seine Freunde zu lokalisieren, bevor jene seitens der Männer hingerichtet werden: Daraus hervorgehend, entbrennt sogleich eine wüste Auseinandersetzung, die wiederum in etlichen erschossenen Einheimischen und (herbeigeeilten) russischen Soldaten resultiert – ebenso wie in einer Vielzahl zerstörter Häuser, vornehmlich dank des Einsatzes von Dynamit, welches Irina ihnen zuvor aus dem Lager eines Ladens besorgt und ausgehändigt hatte...

Reich an Shoot-Outs, Explosionen und anderweitiger Action (u.a. per „Zugabe“ eines Lkws), bewies Harlin mit dieser knapp achtminütigen Sequenz schon früh innerhalb seiner Karriere, dass er ein „fähiger Handwerker“ in diesem Bereich des Filmemachens ist – eine Annahme bzw. Beobachtung, welche bereits vier Jahre später in Gestalt des „Stirb Langsam“-Sequels „Die Harder“ (1990) ihre eindrucksvolle Bestätigung erfuhr. Das Problem im Vorliegenden ist allerdings folgendes: Die drei Amerikaner haben echt dumme Entscheidungen getroffen, sind unrechtmäßig an jenem Ort und haben nun (überdies) auch noch eine Menge Zerstörung und Blutvergießen angerichtet – im Grunde verdienen sie es, genau dafür eine entsprechend harte Strafe zu erhalten. Man kann also sagen, dass sich mein persönliches Mitgefühl mit ihnen „in Grenzen hielt“, als sie kurz darauf beim Versuch erwischt werden, den „eisernen Vorhang“ ein neuerliches Mal zu passieren – überrascht und ohne Deckung im Lichtfeld der plötzlich aufleuchtenden Scheinwerfer stehend. Erwartungsgemäß schenkt man dem Trio im anschließenden Verhör keinerlei Glauben: Stattdessen hält man sie für „westliche Terroristen“ und „bearbeitet“ sie so lange, bis sie den vorgebrachten Beschuldigungen nicht mehr widersprechen – hauptsächlich da man den „besonders renitent auftretenden“ Mitch bis hin zu eben jenem Geständnis (u.a. per Zuführen von Stromschlägen) zunehmend intensiverer Folter aussetzt…

In einen Gulag gesperrt, müssen sie fortan sowohl tagsüber harte körperliche Arbeit in einem Stahlwerk ableisten als auch in der verbleibenden Zeit gegen die misslichen Umstände ihrer Unterbringung (kalte, fensterlose Massenzellen, Ratten, schlimme hygienische Bedingungen, gewalttätige Schwerverbrecher etc.) „ankämpfen“. Während Mitch nach einer Schlägerei in einen anderen Trakt verlegt wird, K.C. aufgrund einer infizierten Verletzung kontinuierlich an Kraft verliert und Savoy unnachgiebig mit Irina in Kontakt zu treten versucht, welche (von Seiten der Behörden) mittlerweile als „Kollaborateurin“ verurteilt wurde, kümmert sich ein britischer Diplomat (Albert Salmi) indes im Auftrag des US-Konsulats um die Angelegenheit – allerdings ist jener korrupt und mit dem Gefängnisleiter befreundet, der ihn wiederum zügig mit Wodka, Kaviar und einer (als „Sex-Sklavin“ missbrauchten) weiblichen Inhaftierten „zufrieden zu stellen“ vermag: Prompt werden alle weiterführenden Bemühungen eingestellt. In dieser (übrigens einige Monate umspannenden) Phase des Verlaufs steht in erster Linie der zehrende Alltag der Männer im Fokus – was zwar nicht unbedingt übermäßig aufregend beizuwohnen ist, immerhin aber einen relativ authentischen Eindruck heraufbeschwört. Spätestens als K.C. verstirbt und Savoy erfährt, dass sich Irina das eigene Leben genommen hat, wird ihm klar: Er muss hier raus bzw. es zumindest versuchen – schließlich hat er inzwischen ja kaum mehr etwas zu verlieren…

Um seine Aussichten auf einen Erfolg des angestrebten Vorhabens zu verbessern, sucht er nun erst einmal einen offenbar recht einflussreichen „Leidensgenossen“ auf, bei dem es sich um einen im Kellergewölbe der Gebäudeanlage hausenden Amerikaner handelt, der allen nur als „the Admiral“ (Thalmus Rasulala) bekannt ist und behauptet, früher für die CIA tätig gewesen zu sein – bevor er jener Organisation (seines erlangten Wissens wegen) irgendwann jedoch „zu gefährlich“ wurde. Seither hat er sich an diesem Ort versteckt gehalten und alle gesammelten Informationen bzw. Geheimnisse in Form eines Buches niedergeschrieben. Jener willigt ein, Savoy zu helfen – sofern der sein Werk (im Gegenzug) „außer Landes schafft“ und es „zurück in den Staaten“ dann einem vertrauten Kameraden überreicht. Bis hin zur Ausführung ihres Plans quartiert ihn „der Admiral“ nun kurzerhand in einem „rustikal eingerichteten“ Raum ein – komplett mit Bett, Badewanne, bereitgestelltem Rasierzeug sowie angenehmem Tageslicht! Für sich allein betrachtet ist das ja schon unglaubwürdig genug – aber es geht sogar noch weiter: Dem kleinen eingeweihten Kreis gehört außerdem noch die junge Mitgefangene Nadja (Piita Vuosalmi) an, für welche Savoy sogleich „gewisse Gefühle“ entwickelt – was letztlich (in direkter zeitlicher Nähe zu einer dieser klassischen „'80er-Jahre-Trainings-Montagen“) in einer ebenso kitschigen wie deplatziert und aufgesetzt anmutenden Liebesszene mündet…

Wie es sich herausstellt, gibt es unter dem eigentlichen Gefängnis (sozusagen) noch ein zusätzliches, quasi inoffizielles, in das sich nicht einmal die Wachleute trauen und in welches all die irren und/oder besonders aggressiven Insassen gesperrt werden – unter ihnen auch Mitch. In einem „großen Saal“ jenes Tunnel-Systems wird regelmäßig ein „menschliches Schachspiel“ veranstaltet – u.a. zur Belustigung des von den Umständen der Unterbringung „verrohten“ Publikums – komplett mit lebenden Personen anstelle der spezifischen Figuren sowie jeweils umgehend vollstreckten Todesurteilen für die betreffenden Verlierer. Es ist ein gleichermaßen bizarres wie reizvolles Szenario – aus welchem der Film jedoch nahezu überhaupt nichts macht! Der interessanteste Aspekt des gesamten Werks, fast schon beiläufig abgehandelt – oder wie es ein Kritiker („Ninja Dixon“) mal ausdrückte: „The most wasted opportunity in the history of b-action movie cinema.“ Die unmittelbar daran anknüpfende Flucht weist dann wiederum einige solide arrangierte Schießereien und Explosionen auf – wonach es für die Geflohenen ja aber noch immer gilt, erneut irgendwie die gut gesicherte Grenze „gen Westen“ zu überqueren. Die Action an sich kommt „im typischen Stil jenes Jahrzehnts“ arrangiert daher und ist überwiegend anständig anzusehen. Auf diesem Gebiet hat die Crew (ohne Frage) echt kompetente Arbeit geleistet – vielleicht auch dank der zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen: Bis dato war nämlich noch kein in jenem Lande realisierter Streifen teurer…

Ursprünglich war es angedacht, dass Chuck Norris himself die Hauptrolle bekleidet – allerdings musste der schlussendlich aus dem Projekt aussteigen, als es zu Verzögerungen des terminierten Drehbeginns kam. Für ihn sprang daraufhin sein Filius Mike („Death Ring“) ein, der in etwa über genauso wenig Schauspieltalent wie sein „alter Herr“ verfügt, wohl aber den Anforderungen der Rolle weitestgehend gerecht wird. Seine emotionalen, zu allem Überfluss auch noch in Zeitlupe präsentierten „Noooooo!“-Schreie sind indes „unfreiwillige Komik“ pur – wohingegen die Darbietungen Steve Durhams (TV´s „Brimstone“) und David Coburns (TV´s „Captain Planet“) jeweils als „befriedigend bis ausreichend“ einzustufen sind. Im Grunde fehlt allen drei Akteuren das nötige Maß an Charisma – obendrein verhindert das dümmliche Verhalten ihrer Charaktere den Aufbau einer „ergiebigen Connection“ zum Zuschauer. Des Weiteren treten u.a. noch Albert Salmi („Caddyshack“), Thalmus Rasulala („New Jack City“) und Vesa Vierikko („Talvisota“) innerhalb der Cast-Reihen in Erscheinung – welche übrigens fast durchweg von Finnen ausgefüllt werden, inklusive der russischen Parts. Generell werden die Sowjets arg einseitig und niederträchtig (sprich: in keinem sehr schmeichelhaften Licht) portraitiert: Es ist unverkennbar, wie die Verantwortlichen jenes Nachbarland (mitsamt der zugehörigen Bevölkerung) ansahen bzw. teils gar bis heute ansehen – eine auch 2011 bei Renny´s „5 Days of War“ klar (negativ) zur Geltung gekommene Gegebenheit…

Das von Harlin und Produzent Markus Selin („101 Reykjavik“) co-verfasste Skript weist eine hohe Zahl verschiedener Klischees und Logik-Schwächen auf, reiht eine Menge kaum mehr als halbherzig ausgestaltete Ideen aneinander und nimmt sich dabei einfach viel zu ernst: Ohne einem „inhaltlichen Augenzwinkern“ fällt es einem nunmal schwerer, über so manche Details des Gebotenen „wohlwollend hinwegzusehen“: Das sang- und klanglose Verschwinden Irinas aus der Handlung, die triviale „Romanze“ zwischen Nadja und Savoy sowie diverse weitere Irritationen und Unglaubwürdigkeiten trüben das Gesamtbild schon merklich. Im Gegensatz zum (spärlichen) generierten Grad an Spannung gelingt es zumindest aber der im Gulag erzeugten (düster-trostlos-kalten) Atmosphäre, einen passabel zu überzeugen. Darüber hinaus kann sich die Umsetzung des Ganzen, speziell in Anbetracht einiger der Entstehungsumstände, durchaus sehen lassen – sporadischer „erkennbarer Unebenheiten“ zum Trotz. Für den im Vorfeld noch höchst unerfahrenen Regisseur bot sich mit diesem Streifen hier jedenfalls geradezu die perfekte Möglichkeit, sein handwerkliches Können sogleich auf „internationaler Ebene“ zu beweisen – bekanntermaßen mit Erfolg: Bereits im Jahre 1988 folgten für ihn die beiden US-Horror-Flicks „Prison“ und „A Nightmare on Elm Street 4: the Dream Master“, auf deren „Fundament“ er seine weitere Karriere dann ja (ergiebig) aufzubauen vermochte…

Fazit: Ein augenfälliges Produkt der vom „kalten Krieg“ (und dem entsprechenden russischen Feindbild) geprägten Achtzigern, markiert Renny Harlin´s Spielfilmdebüt „Born American“ (1986) eine keineswegs ununterhaltsame Kombination aus hartem Survival-Thriller, düsterem Gefängnis-Drama und stumpfem „Action-Kracher“ – allerdings krankt der allumfassende Eindruck (leider) nicht ungravierend an der zugrunde liegenden, relativ uninspiriert verfassten, reich an Schwächen sowie ungenutztem Potential daherkommenden Drehbuchvorlage…

knappe „5 von 10“

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