Review

Die französische Archäologiestudentin Martine besucht mit einer Freundin irgendwelche römischen Ruinen, dort treiben sich einige Hippies herum, die sie animieren einen Trip zu versuchen. Sie ist gerade kurz davor, sich verführen zu lassen, als eine Polizeirazzia sie hopp nimmt. Offenbar hat jemand ihr ein Päckchen Heroin in die Manteltasche gesteckt. Die Freundin, die in einiger Entfernung gestanden hat, entkommt offenbar.
Martine kommt in ein von Nonnen geführtes Gefängnis, in dem die üblichen, aus Frauenknastfilmen bekannten Zustände herrschen. Sie freundet sich jedoch zumindest mit den Mitgefangenen an, auch wenn sie anfangs einen abschreckenden Eindruck gemacht haben. Die Frauen sind von Anfang an sehr rebellisch, die Nonnen triefen vor Bigotterie und Wärter nur aus der Entfernung zu sehen. Als eine Gefangene, der man eine ärztliche Behandlung verweigert hat, an den Folgen einer illegalen Abtreibung stirbt, kommt es zum allgemeinen Aufstand, der mehr anarchistische als auf einen Ausbruch zielgerichtete Züge trägt. Akten werden verbrannt, die Gefangenen tanzen, ein Fernsehteam filmt vom Dach die Szenen. Der Wendepunkt ist der Selbstmord einer Gefangenen, die sich vom Dach eines Gefängnisturms stürzt, daraufhin treten die Bullen in Aktion und die Rädelsführerinnen - darunter Martine - werden auf eine Gefängnisinsel verfrachtet, wo im Arbeitsalltag hoffnungslose Stimmung herrscht. Die einzige rebellische Aktion ist das Strangulieren des vom Gefängnisdirektor geliebten Hunds.

Der Film hat alle üblichen Szenen, die ein WIP-Film aufweisen muß: intime Durchsuchung, Dusche, Speisesaal, Catfight, tragischer Tod eines Häftlings, lesbische Liebe, usw. Trotzdem ist er als Genrefilm bestenfalls Mittelmaß. Grausamkeiten und Sexszenen sind - jedenfalls in der mir vorliegenden deutschen Videofassung - harmlos. Spannung kommt keine auf. Charakterstudien erwartet man ohnehin nicht. Womit der Film - wieder nicht untypisch - zu punkten versucht, sind die beiden Hauptdarstellerinnen. Martine, die Unschuldige, und eine dunkle, sehr temperamentvolle Gefangene, die so etwas wie die Queen Bee zu sein scheint, aber kein strenges Regiment führt, sondern mehr die impulsive Seele des Ganzen ist. Beide natürlich ausgesprochen hübsch, aber auch als Schauspielerinnen akzeptabel. Was auffällt ist die von Anfang an herrschende kollektive rebellische Stimmung, die sich auch schon vor dem Aufstand zeigt, die Tanzszenen, die keineswegs eingeschüchterten Häftlinge. Das ist natürlich durchaus ein direktes Abbild der gesellschaftlichen Unruhe im Italien der Siebziger Jahre. Natürlich haben wir hier nicht Fellinis "Orchesterprobe" (eine Parabel auf das italienische Chaos, in der auch viel geschrien, gezündelt und letztlich gescheitert wird), aber wie sich dies in einen typischen trashigen Exploitationsfilm durchschlägt, ist schon bemerkenswert und letztlich sogar signifikanter als es die künstlerischen Produkte der selbst politisch engagierten Regisseure Italiens von Pasolini bis Antonioni selbst, und ist jedenfalls erfreulicher als die oftmals reaktionäre Tendenz vergleichbarer US-Streifen (eine der löblichen Ausnahmen: Jackson County Jail). Unterhaltsam genug um sich einmal angesehen zu werden und darüber hinaus ein Dokument des Zeitgeistes, aber ganz sicher kein Meilenstein des Genres, lautet daher mein Fazit.

Details
Ähnliche Filme