kurz angerissen*
Wenn man nicht gerade Lust hat, die echten 90er-Jahre-Klassiker aus der heiligen Dreifaltigkeit Action, Horror und Science Fiction durchzuackern, kann man sich auch einfach zwei knappe Stunden "Death Machine" gönnen... und bekommt puren 90er-Zeitgeist hochkonzentriert im Mixer püriert und in den Thermobecher eingefüllt. Ängste aus Kabeln und Metall, nichts beschriebe das Genre-Kino dieser Zeit treffender als die Entfremdung vom Fleischlichen, wie es die 80er noch geprägt hatte. Der neue Feind ist die Technologie, seine Abgesandten sind Killerroboter und Hacker. Da passt es doch, wenn man Ikonen wie den Terminator oder RoboCop zu etwas Monströsem aufbläst, in diesem Fall eine von sensorischen Reizen getriebene, völlig gefühllos agierende Tötungsmaschine in Form eines überdimensionalen Raubtiers, dem man weder eine Kugel in den Kopf jagen noch ein Messer in den Brustkorb rammen kann.
"Death Machine" hat einfach alles, was seine Referenzen einst zur Vorgabe machten: Skrupellose Manager und Karrieristen, knallharte Special Forces, einen fiesen Sonderling und Nebenfiguren, so offensichtlich nach bekannten Regisseuren und Filmfiguren benannt, dass es schmerzt. Das gesamte Setdesign lebt von anonymen Büroflächen, die nach und nach von dem einen großen Spezialeffekt niedergerissen werden wie Träume von einer zivilisierten Zukunft in einer digitalisierten Gesellschaft. Der Techno-Vibe, den Regisseur Stephen Norrington später auch "Blade" beimischen würde, pulsiert bereits mit Hochdruck, während Brad Dourif als Freak mit kränklichem Teint in einer Zentrale voller Schmuddelheftchen und Actionfiguren die Anzugträgerschaft gehörig auf Trab hält mit einer Erfindung, die wie eine Verlängerung seines Intellekts funktioniert. Wie üblich schlägt hier die Intelligenz des befremdlichen Außenseiters die Schaumschlägerei des Restfelds, einhergehend mit der Erkenntnis, dass Vertrauen in die Kontrollierbarkeit neuer Technologie so naiv ist, dass man genauso gut dem Inneren von Pandoras Box einen Freischein erteilen könnte.
Natürlich ist das alles kreuzblöde, aber dank der effektvoll montierten Spezialeffekte (in Sachen On-Set-Tricks sticht der Kampf in einem Aufzug heraus, ansonsten wird viel fehlendes Budget mit Schnitttechniken und Monster-Vision kaschiert) und der gellenden Selbstironie darf man dieses Worst-Of-Best der wichtigsten Genrewerke der 80er und 90er fünfzehn Jahre nach dem als nahe Zukunft gesetzten Handlungsjahr 2003 durchaus mit dem Schmunzeln nehmen, das ihm gebührt.
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