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„Final Sanction“ vom berühmt-berüchtigten Trash-Spezialisten David A. Prior gehört zu jenen B-Actionfilmen, bei denen man nicht weiß, ob sie von den historischen Ereignissen überholt wurden oder die Zeichen der Zeit auf ihre ganz eigene Weise erkannten.
„Final Sanction“ jedenfalls wurde 1990, nur ein Jahr vor der Auflösung der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Krieges, veröffentlicht, doch in diesem Film wird der Kalte Krieg kurzzeitig so richtig heiß, als (aus nicht näher erläuterten Gründen) sowohl die USA als auch Russland Atomraketen auf das jeweilige Gegnerland abfeuern. Aus Kostengründen griff Prior dafür auf Stock Footage von echten Nukleartests sowie Szenen aus dem berühmten TV-Film „Der Tag danach“ zurück, die vom Material gar nicht zum Restfilm passen und in diesem B-Action-Kontext sogar reichlich pietätlos wirken.
Immerhin stehen auch in „Final Sanction“ die Zeichen auf Entspannung, denn beide Blockmächte beschließen weitere Leben zu schonen und den Konflikt auf ungewohnte Weise zu klären. Jede Seite stellt einen Elitekrieger, die sich zum Duell auf Leben und Tod treffen. Diese Prämisse muss man erstmal schlucken, denn in der Realität würde die unterlegene Seite das Ergebnis des Kampfes für ungültig erklären und einfach weiterbomben, denn wenn man eh schon ein paar tausend Zivilisten beim nuklearen Erstschlag eingeäschert hat, dann ist der Ruf eh ruiniert. Aber immerhin hat „Final Sanction“ damit ein relatives Alleinstellungsmerkmal, auch wenn es ähnliche Szenarien hin und wieder gab, etwa mit Riesenrobotern als Stellvertreterkrieger in „Robotjox“.

Die Sowjetunion schickt den Spetsnaz-Soldaten Sergeant Sergi Schvackov (Robert Z’Dar) ins Rennen. Die USA entscheiden sich für Sergeant Tom Batanic (Ted Prior). Der sitzt zwar wegen Tötung seiner eigenen Einheit im Militärgefängnis, aber soll aufgrund eines ominösen psychologischen Profils der beste Mann für den Job sein…
Der geneigte Zuschauer mag sich fragen, wie der Kampf von nur zwei Personen selbst bei einer knackig-kurzen Laufzeit von rund 80 Minuten einen kompletten B-Actioner tragen soll. Die Antwort: Gar nicht, denn rund die Hälfte der Laufzeit geht erstmal für die Exposition drauf, bei der man die Kontrahenten mehr schlecht als recht kennenlernt. Sergi ist die typische Russen-Kampfmaschine, die einen ominösen Psychotest mit Bravour besteht, auch wenn die Kriterien dafür nie erklärt werden. Außerdem beherrscht er die Spetsnaz-Spezialität tödlicher Klappspatenwürfe so gut, dass er die Dinger gleich im Fünferpack mit sich rumschleppt. Wurfmesser oder Ninjasterne als Ergänzung zu einem Klappspaten wären vermutlich zu einfach oder zu leicht gewesen. Tom dagegen demonstriert schon bei einer Schlägerei im Gefängnishof, dass er krasse Special Moves draufhat, z.B. dem Gegner in die Eier hauen oder ihm auf den Rücken springen und sich dort festklammern. Böse Zungen behaupten, dass man damit bestenfalls Keilereien in der dritten Klasse gewinnt, aber sollen sie doch reden. Während Sergi ein eisenhartes Trainingscamp durchläuft, besteht Toms Vorbereitung daraus Fast Food zu vertilgen, eine Begnadigung durch den Präsidenten zu verlangen und jedem ans Bein zu pissen, der nicht ansatzweise seiner Meinung ist.
Das schließt auch Lieutenant Tavlin (Renée Cline) mit ein, die ihm via Neurotransmitter ins Hirn geschaltet ist und ihn aus der Zentrale unterstützen soll. Sie hält ihn für einen nutzlosen Vollproll (und damit eigentlich auch Recht), er nennt sie eine Drachenlady, was nur bedeuten kann, dass sie seinem dosenbierigen Asi-Charme irgendwann gen Filmende erliegen wird, also ähnlich wie in einer Screwballcomedy, nur ohne Dialogwitz, Charakterzeichnung oder sonstige Feinheiten. Immerhin ist Tavlin klar eine von den Guten, was man diversen anderen Militär-Honchos nicht sagen kann, die stets mit so verkniffen-verschlagener Fresse herumlaufen, dass auch dem letzten Hirni vor dem Fernseher klar wird, dass Tom tatsächlich unschuldig sein muss und er von schmierigen Vorgesetzten gelinkt wurde.

Dementsprechend wird auch noch ein Verschwörungsplot während der Exposition ans Laufen gebracht, der im Mittelteil erstmal Sendepause hat, gegen Filmende aber wieder superduperwichtig wird. Dummerweise wird nie so recht klar, was die Verschwörung genau sollte oder wie sie funktioniert hätte. Mit Subtilität hat Prior dabei nichts am Hut: Als ein Senator (Barry Silverman), dem die Credits noch nicht einmal einen Namen schenken, sich die Hintergründe des Duells anschaut und dabei von General Royston (David Fawcett) abgehört wird, folgt eine Szene, in der eine Mitarbeiterin des Politikers zu seinem Auto geht. Mit etwas Genrekenntnis ist eh zu ahnen, was passieren wird, aber Prior haut eine dermaßen aufdringlich bedrohliche Musik unter die Szene, dass es wohl niemanden überraschen wird, wenn dann eine Autobombe hochgeht.
Hauptattraktion soll aber das Duell Mann gegen Mann, All-American Tough Guy gegen Kommie-Kampfmaschine sein, was dann im Endeffekt aus drei oder vier Aufeinandertreffen mit einigen Unterbrechungen besteht, in denen die Kontrahenten ihre Wunden lecken. Beide Elitekrieger stellen sich auch bemerkenswert doof an. Oft knallt man den Gegner nicht einfach ab, wenn man ihm Visier hat. Liegt Tom am Boden, dann geht Sergi für den Fangschuss extranah dran, sodass Tom eine Chance für einen Gegenschlag. Tom hingegen macht sich in die Buchsen, wenn Sergi durch einen Techniktrick von Tavlins Radar verschwindet – anscheinend ist der beste Soldat der US-Armee überfordert einen Gegner ohne Hilfe von außen im Wald zu bemerken. Noch ein Knaller ist die Tatsache, dass es gleich zwei Szenen gibt, in denen Personen sich in explodierenden Gebäuden befinden, sie dies aber ohne weitere Erklärungen mehr oder minder schwer verletzt überstehen. Immerhin ist die Action solide inszeniert und dank einiger Spezialfähigkeiten wie Sergis Klappspatenwürfe oder Toms Sprengfallenlegen sogar relativ abwechslungsreich, auch wenn aus Prior immer noch kein filigraner Actionmaestro wird. Aber mit Geballer, Explosionen und Fäusteleien sorgt er für einen gewissen Videoware-Unterhaltungswert.

Und tatsächlich gibt es das eine oder andere Element, das „Final Sanction“ von der üblichen Actionware fürs hinterste Videoregal unterscheidet, nicht nur die leicht behämmerte Prämisse. So ist der Film überraschend wenig patriotisch, auch wenn der Verschwörungsplot drei bis vier Ligen unter „Die drei Tage des Condor“ oder „Blow Out“ spielt, aber eine Skepsis gegenüber militärischen Führungspersönlichkeiten und Falken erkennen lässt. Auch die Auflösung des Konflikts verläuft etwas anders als erwartet und manches Klischee wird etwas aufgebrochen, etwa das Bild des Russen als staatstreuem Killer ohne Seele. Ob das Priors beabsichtigter Beitrag zur Entspannungspolitik gegen Ende des Kalten Kriegs sein sollte, ist allerdings schwer zu sagen, denn dafür ist „Final Sanction“ dann auch wieder zu stümperhaft geschrieben und zu sehr mit der heißen Nadel gestrickt, was man auch an den kargen Locations erkennen kann – die Arena der beiden Elitekrieger ist der Wald um die Ecke, die militärische Kommandozentrale die Lagerhalle von nebenan.
Wie schon in seinem berühmt-berüchtigten Trasher „Tödliche Beute“ castete David Prior auch hier seinen Bruder Ted als Ami-Militärhelden und auch wenn der geringfügig besser spielen gelernt hat, so ist er immer noch eine ziemliche Wurst als Actionheld. Nicht zuletzt weil sein Sergeant Tom Batanic dermaßen ungehobelt, unhöflich und prollig ist, dass selbst der rüpeligste Chuck-Norris-Heldencharakter daneben wie ein feingeistiger Konversationskünstler aussieht. Robert Z’Dar stand die starre Mimik in der „Maniac Cop“-Reihe gut, hier wirkt er dagegen bemüht grimmig als russische Ein-Mann-Armee, hat jedoch immer noch seine markige Charakterfresse zu bieten. Renée Cline als weibliche Hauptfigur ist ein Totalausfall, William Smith und David Fawcett grummeln und brüllen sich als Vorgesetzte klischeehaft durch ihre Szenen – schauspielerisch ist „Final Sanction“ also der gewohnte Prior-Schund geworden.

So ist die Action teilweise ganz brauchbar und in mancherlei Hinsicht ist „Final Sanction“ eine Abkehr vom B-Action-Einerlei, aber das macht die weitestgehend schwachen Schauspielleistungen, den sich hinziehenden und oft nicht sonderlich logischen Plot sowie manchen inszenatorischen Schnitzer dann auch nicht vergessen. Priors Vorschlag zur alternativen Lösung des Kalten Krieges ist nicht ohne Reiz, zum wirklichen Gelingen stehen ihm jedoch seine Defizite als Regisseur und Drehbuchautor im Weg. 3,5 Punkte

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