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Es gibt Hunderte von Filmen, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg beschäftigten, doch Oliver Hirschbiegels „Der Untergang“ sorgt für ein Novum: Zum ersten Mal steht der Mensch Adolf Hitler im Mittelpunkt und zwar nicht als fanatischer Diktator hinter dem Rednerpult, sondern als Mensch, wie er die letzten Tage im Führerbunker erlebt. Ein gewagtes Experiment, denn ob die Öffentlichkeit bereit dafür war, wusste niemand so recht zu beurteilen, doch nach Ansicht muss man eigentlich zum Entschluss kommen, dass sich das Risiko gelohnt hat.

Natürlich profitiert Hirschbiegel vom relativ unverbrauchten Thema, weil die letzten Tage des Krieges aus dieser Sicht eben noch nie gezeigt wurden. So spielt sich der Film fast die gesamte Spieldauer über im Führerbunker ab, der in seinen riesigen Ausmaßen fast surreal daherkommt. Die Kamera hält auf endlos lange Gänge, die einer U-Bahnstation entstammen könnten, das Licht flackert bei Bombeneinschlägen und die SS inszeniert kurz vor der endgültigen Niederlage noch einen feucht-fröhlichen Tanzabend, der jäh unterbrochen wird. Ein unwirkliches Szenario, welches uns die Absurdität dieses Krieges schonungslos vor Augen führt.

Während sich die Führungsriege der SS unten auf das Ende vorbereitet, toben am Tageslicht erbitterte Kämpfe, bei denen überwiegend Minderjährige an der Front stehen, was mit einem etwas klischeebehafteten Jungen, der erkennt, dass er nicht in den Krieg gehört, aufbereitet wird. Das Leid, welches die Zivilbevölkerung durch den Wahnsinn Hitlers erfährt, wird dennoch gut übermittelt, obwohl der Film seine wahren Stärken nur in den Bunker-Szenen ausspielen kann.

Da sind alle SS-Spitzen versammelt und jeder geht mit dem bevorstehenden Untergang anders um. Hitler ist längst ein Schatten seiner selbst, der erkennen muss, dass seine Visionen gescheitert sind, was ihn schließlich dazu veranlasst, die Schuld bei seinen Umgebenen und dem Volk zu suchen, was seiner Meinung nach im Angesicht der Niederlage keine Daseinsberechtigung mehr hat. Wie viele andere Nationalsozialisten entzieht er sich seiner Verantwortung schließlich durch Selbstmord, von denen im Film zum Glück keiner glorifiziert wird, indem Hirschbiegel die Taten nur andeutet. Am meisten an die Nieren geht dabei der Suizid der Goebbels, welche ihre fünf Kinder mit in den Tod reißen, indem sie die Kleinen im Schlaf vergiften. Eine schauderhafte Sequenz, die sich ewig lange zu strecken scheint und bei der wohl endgültig der letzte Zwölfjährige, der sich im Kino befindet (die FSK-Freigabe ist ein Geschenk!) von der Leinwand abwenden muss.

Freilich wäre ein Film über Hitler misslungen, wenn Hitler aufgrund mangelnder Schauspielkunst seines Darstellers zur Karikatur verkommt. Glücklicherweise gelingt es Bruno Ganz, alle Facetten des Diktators preiszugeben und ihn nicht lächerlich zu machen, obwohl sein gerolltes „r“ und seine Wutausbrüche allzu leicht dazu verleiten. Eine Leistung, die durch Mark und Bein geht und die man beruhigt als die überzeugendste Hitler-Darstellung aller Zeiten bezeichnen darf. Die restliche Besetzung braucht sich übrigens nicht zu verstecken, besonders Ulrich Matthes als stoisch ruhiger und bis in den Tod treuer Gefolgsmann Joseph Goebbels und Corinna Harfouch als dessen wahnsinnige Ehefrau hinterlassen bleibende Eindrücke.

Der immense Aufwand hat sich insgesamt also gelohnt. Sorgfältig recherchiert (bis auf die Figur des KZ-Arztes Schenck, der eindeutig zu gut wegkommt), bedarf es allerdings einiger Vorkenntnisse in Sachen Geschichte, um wirklich alle Einzelheiten zu erfassen. Der erste Film über den Menschen Hitler kann gleichzeitig als Maßstab für das gelten, was vielleicht noch kommt, vor allem was die Verkörperung der Hauptperson angeht.
Ein Kriegsfilm, der bei mir einen dicken Klos im Hals zurückließ und dessen Inszenierung einfach belohnt werden muss.

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