Review

Die Handlung ist bekannt: die letzten Tage im Führerbunker, mit einigen Impressionen vom Kampf um Berlin. Der Film hält sich an die Vorlage von Joachim C. Fest, von der er auch den Titel übernimmt. Fest war zudem als Berater am Set. Das verspricht Authentizität und historische Korrektheit. Dieser Anspruch wird aber nur mit einigen Einschränkungen eingehalten. Weitere Quellen des Films sind die Erinnerungen von Traudl Junge, auch Anthony Beevors Berlin-Buch dürfte die eine oder andere Sequenz inspiriert haben. Um Junge herum wird die Handlung angesiedelt, das macht Sinn, denn sie war eine der wenigen Überlebenden aus dem Bunker, die schriftlich niedergelegt haben, was damals geschah. Verschiedene Handlungsstränge werden eröffnet, man sieht einen General im Kommandostand, Hitlerjugend und BDM beim Straßenkampf und als Melder, die Machenschaften der Entourage des Führers. Wie es sich für einen ordentlichen Film gehört, werden diese Stränge am Ende zusammengeführt. Der General führt die Gruppe mit Junge aus dem Bunker, ein Meldejunge, dessen Eltern im Film aus ungeklärten Gründen ermordet wurden, trifft auf Traudl Junge, die mit ihm auf dem Fahrrad in die Freiheit, das heißt in den Westen flieht. Bis es soweit ist, bringen sich eine Reihe Nazis um, werden umgebracht, nicht ohne vorher noch ein wenig auf Orgie zu machen. Inmitten des Infernos schreitet, tattert und salbadert der Führer, an seiner Seite Eva Braun und der unvermeidliche Goebbels.
Warum der Film das alles erzählt, wird aber bis zum Schluss nicht klar. Nichts davon ist unbekannt; Es jetzt als bewegtes Bild zu erleben fügt nichts neues hinzu. Das schon fast zur Ikone gewordene Photo von Hitler, der dem Meldejungen die Wange tätschelt, wird hier zu einer Szene ausgewalzt, in der wir wieder einmal des Führers zitternde, hinter den Rücken geklemmte Hand, seinen etwas schleppenden Gang sehen und seine knarzigen Sprüche hören dürfen. Das Photo hat auf dem Hintergrund der Ereignisse etwas Gespenstisches; Die Sequenz wirkt im Rahmen des Films fast normal. In dieser Normalität liegt das Problem. Es ist völlig in Ordnung Hitler als den Menschen zu zeigen, der er war, dieser Mensch ist an sich unangenehm genug. Allein es kommt in diesem Fall so etwas wie Mitleid mit dem Mann auf, und das hat er nun nicht verdient.
Ein anderes Problem sind diejenigen Teile des Films, die reine Fiktion sind. So hat Albert Speer niemals mit Martha Goebbels allein gesprochen, weil Joseph Goebbels nach Auskunft Speers darauf bedacht war, ihn nicht allein mit ihr zu lassen, damit sie ihm genau das nicht erzählen kann, was sie im Film sagt. Auf welche Weise die Goebbelskinder ums Leben kamen ist nicht bekannt, die Version, die der Film so ausführlich präsentiert, ist reine Phantasie. Dramaturgisch mag das alles seine Begründung haben, im Rahmen dieses Films jedoch ist es zweifelhaft.
Die schauspielerischen Leistungen sind weitgehend in Ordnung, wenn auch nicht so überragend wie oft behauptet wurde. Unangenehm fällt nur Ulrich Matthes auf, dessen Goebbels aussieht, wie ein Mafioso aus Ghost Dog, der sich in einem Pathos ergeht, das zu seiner Physiognomie nicht recht passen will. Bruno Ganz scheint sich als Hitler nicht recht wohl zu fühlen. Den Onkel Adolf und Gatten Eva Brauns gibt er eher widerwillig, als wäre es ihm unheimlich die menschliche Seite Hitlers zu spielen. Das wiegt er dann auf, wenn er die Ausraster spielen darf. Besonders wenn er Fegelein vorgeführt haben will, wirkt er etwas hysterisch. Völlig misslungen ist ihm die Szene, in der er den von Hanna Reitsch eingeflogenen General von Greim vom Endsieg überzeugt. Das nötige Charisma kann oder will Ganz seiner Figur nicht geben. So bleibt völlig unverständlich, wieso der General nach seiner Zusammenkunft glaubt, es sei nicht alles vorbei. Heino Ferchs Speer ist ganz im Geiste Fests angelegt. Wieder einmal ist er der gute Nazi, distinguiert, auf Distanz zu den anderen, schon äußerlich erkennbar an seinem Anzug, der ihn von den Uniformträgern abhebt. Ferchs Ähnlichkeit mit Speer ist frappierend, eigentlich unverständlich, dass er nicht für Breloers Dokudrama „Speer und Er“ gecastet wurde.
Hätte ich diesen Film nicht im Kino gesehen, hätte ich ihn nicht zu Ende geschaut. Die wenig inspirierte Erzählweise und die Geschichtsklitterung hätten mich spätestens beim völlig frei erfundenen Gespräch zwischen Speer und Martha Goebbels aussteigen lassen. Erzähltechnisch hat dieser Film nichts, was ihn über Mittelmaß hinausheben könnte. Linear werden die Ereignisse vor dem Zuschauer abgespult; getreu der Vorlage von Joachim C. Fest. Wer dessen Buch gelesen hat, bekommt hier die Verfilmung seiner Chronologie; allerdings mit ein paar Zutaten, über die man streiten kann.

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