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Tödliche Märchenstunde für Collegestudenten!

Gehören sie auch zu jener übervorsichtigen Art von Menschen, die jedes Mal, bevor sie mit dem Auto zur Arbeit fahren, einen Blick auf den Rücksitz werfen? Kann es sein, dass sie irgendwann einmal gehört haben, dass ein Mann frühmorgens in sein Auto gestiegen, nicht nach hinten geschaut hat und dann von einem irren Killer mit der Axt enthauptet wurde? Wenn ja, dann wissen sie, was der Begriff "Urban Legends" oder zu Deutsch "Düstere Legenden" bedeutet. Es sind moderne Geschichten, die mit größter Wahrscheinlichkeit nie stattgefunden haben – oder etwa doch?

Michelle Mancini (Natasha Gregson) ist mit ihrem Jeep auf einer einsamen Landstraße unterwegs. Der Regen prasselt unaufhörlich herunter und Gegend wird immer einsamer und düsterer. Plötzlich blinkt das Warnlicht der Tankanzeige – sie hat kein Benzin mehr. Die junge Frau gerät in Panik. Mit viel Glück schafft sie es noch bis zu einer kleinen Tankstelle. Als sie aber den Tankwart (Brad Dourif) sieht, bleibt ihr fast das Herz stehen. Genauso stellt sich Michelle einen Massenmörder vor: lange Haare, dreckig und diabolisch starrend. Als dieses Monster sie auch noch ins Büro bittet und die Tür verschließt, dreht die Studentin durch, sprüht dem Mann Tränengas ins Gesicht und flüchtet mit quietschenden Reifen auf die Landstraße. Dieser Fehler wird sie den Kopf kosten.

Genau wie in Wes Cravens "Scream" ist der Anfang von "Düstere Legenden" spannend und voller Geheimnisse. Wieder gerät eine junge Frau in eine gefährliche Situation. Diesmal ist die Lösung aber nicht so einfach. Ei ums andere mal legen der Regisseur und der Autor falsche Fährten aus, die den Zuschauer minutenlang in trügerischer Sicherheit wiegen, bevor der Killer ganz unerwartet wieder zuschlägt. Dabei werden die Zuschauer von einem entsetzlichen Augenblick in den nächsten getrieben. Das dabei jeder Anflug von Logik fehlt, ist im Horrorgenre eigentlich nichts Neues.

Im Pendeton College, der sichersten Universität des Landes, löst der grausame Tod der Studentin nicht allzu viel Entsetzen aus. Im Gegenteil: Es werden dumme Witze gerissen und man zeigt mehr Sensationsgier als Mitleid mit dem Opfer. Nur Natalie (Alicia Witt) ist geschockt, da sie Michelle gut kannte. Die beiden hatten vor einigen Monaten fahrlässig den Unfalltod eines jungen Mannes verschuldet und dafür vor Gericht zur Rechenschaft gezogen.
Während der Direktor (John Neville), Professor Wexler (Robert "Nightmare" Englund) und die meisten Studenten den Mord schon fast wieder vergessen haben, geschieht ein zweites, noch sadistischeres Verbrechen wo Damon (Johusa Jackson) vom Killer enthauptet wird. Und nach dem bizarren, angeblichen Selbstmord ihrer drogensüchtigen Zimmergenossin Tosh (Danielle Harris), erkennt Natalie, dass sie das grausame Rätsel alleine lösen muss. Schnell merkt die vorbestrafte Heldin, dass jeder – ob Freund oder Feind – der Killer sein könnte, und dass sie selbst die zentrale Figur in dem tödlichen Spiel um Rache und Mord ist.

Regisseur Jamie Blanks inszenierte einen ernsten Slasher-Streifen, bei dem es nicht allzuviel zu lachen gibt. Denn "Düstere Legenden" ist nicht eine Horror(komödie) mit Schockelementen, wie es eher "Scream" ist, sondern ein waschechter mit zum recht drastischen Splatterszenen (z.B. der Tod des Dekans, der von seinem eigenen Mercedes in die Zacken einer Straßensperre gedrückt und regelrecht aufgespießt wird). Die Gags erfüllen hier nur die klassische Aufgabe, um den Zuschauer kurz Zeit zum Luftholen zu geben, denn sie stehen nicht Vordergrund.
Aber schade nur, dass das völlig überdrehte und hochgradig schwachsinnige Ende mit einem nicht totzukriegenden Mörder den sehr guten Gesamteindruck erheblich trübt. Denn der Schluss erweckt den Eindruck, als hätten die Produzenten krampfhaft versucht, sich ein Hintertürchen für eine Fortsetzung offen zu lassen. Trotzdem ist "Düstere Legenden" ein absolut empfehlenswerter Horrorfilm, der drastische Morde, die verfügbare Spannung, und gut agierende Darsteller aufzuweisen hat, aber trotzdem nicht an die Qualität von "Scream" heranreicht!

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