Review

"Nie mehr Mr. Nice Guy" thront auf dem Cover, was uns ungefähr sagen soll: Mel macht ernst! Nix mehr mit edlem schottischem Freiheitskämpfer oder paranoidem Fletcher, Mad Max is back!

Für Freunde des knallharten Thrillerkinos steckt jede Menge Sehenswertes in "Payback". Die Story verkommt da mitunter leider zur Nebensache, denn erstens war sie von Anfang an nichts weiter als ein simpler Racheplot und zweitens leistet sie sich zwischendurch den ein oder anderen dramaturgischen Aussetzer, was deutlich auf Kosten der Spannung geht. Die ist jedoch durchaus noch gegeben, da man sich gar nicht davon satt sehen kann, wie Porter als ultracoole One-Man-Army ein ganzes Gangstersyndikat sterben lässt und dabei einen lässigen Spruch auf den anderen folgen lässt.

Zartbesaitete Naturen seien gewarnt: Dafür, dass recht wenig graphische Gewalt zu sehen ist, zehrt "Payback" ungewöhnlich stark an den Nerven. Das liegt zum einen an der gnadenlosen Gefühlskälte aller Beteiligten, aber auch am zynischen Grundton und der trost- und farblosen Optik. Farbfilter kamen in jeder Szene zum Einsatz, sodass kalt wirkende Blautöne überwiegen, wodurch jeder Ansatz von Freude im Keim erstickt wird. So schockieren Szenen wie das "Schweinchen"-Zerdeppern bei Gibson (da zieht sich einem echt der Magen zusammen, vor allem bei den Sprüchen Kristoffersons) gleich doppelt.

Abgesehen von diversen Gewaltausbrüchen ist der Film absolut cool, was moralisch gleich noch bedenklicher ist, da Gibson hier fast die einzige Bezugsperson für den Zuschauer ist, der uneingeschränkte Sympathie genießt, obwohl er mit bloßer Gewalt ans Ziel kommt. Ein Schlag ins Gesicht für den geneigten Gibson-Fan aber auch eine willkommene Abwechslung im häufig so kindsgerechten Thrillerkino der heutigen Tage.

Mel ist dabei in Form wie lange nicht, spielt Porter dermaßen lässig, dass man meinen könnte, er hätte sein Leben nichts anderes gemacht. Eine Rolle mit Kultpotential! Maria Bello ist als Prostituierte Rosie nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch eminent wichtig, um zumindest ein Fünkchen Menschlichkeit in diesem kaltblütigen Treiben zu bewahren. Gregg Henry spielt den Bösewicht etwas zu klischeebeladen, Freude kommt beim Wiedersehen mit zwei Altstars auf: James Coburn und Kris Kristofferson sind als Gangster ebenfalls mit dabei.
Nicht vergessen sollte man Lucy Liu, die als Domina mal völlig gegen ihr Image anspielt und dabei überzeugen kann. Würde mir von ihr öfters solche geilen Rollen wünschen...*rrrrrr* :-)

Bleibt am Ende ein Film, der vom Anfang bis hin zum swingenden Abspannsong einfach unbeschreiblich cool ist. "Payback" hat seine inhaltlichen Defizite und bietet für Actionfans möglicherweise zu wenig Spektakuläres, doch die zeitweiligen Gewaltausbrüche und die emotionale Kälte hinterlassen im Gedächtnis des Zuschauers tiefe Spuren. Für Zyniker und Freunde des schwarzen Humors ein Fest!

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