Mel Gibson als fieser Gangster, der nur sein Geld haben will.
Es ist doch immer wieder schön zu sehen, wenn einer, der stets den Guten spielt, auf einmal die andere Seite des Gesetzes betritt. Das läßt Raum für allerlei Neues, zur großen Freunde des Filmfans, der ja schon ( fast ) alles gesehen hat. Mel Gibson in der Rolle eines Ganoven ist ein Augenschmaus, zumal, wenn man seine sonstigen Leinwandauftritte als Saubermann im Hinterkopf hat, ist er doch die Allzweckwaffe Amerikas zu jeder Epoche der Geschichte ( man nehme hier „Braveheart“ und „The Patriot“, ganz frisch auch im Vietnamkrieg bei „We were Soldiers“ ), und das als Australier... Der Mann hat halt das gewisse Etwas, und daher kauft man ihm auch die Rolle ab, die er in „Payback“ verkörpert, der Spaß ist immens, wenn Gibson als Porter ( der Mann hat nicht einmal einen Vornamen ) über Leichen geht, um ein vergleichsweise kleines Sümmchen einzutreiben.
70.000 Dollar will Porter zurück, denn genau diese Summe wäre sein Anteil eines Raubüberfalls gewesen, hätten ihn nicht seine Ehefrau und sein Partner Val niedergeschossen und damit um dieses Geld bestohlen. Doch Porter überlebt, und er will sein Geld, egal wie. Nachdem Val es ihm nicht geben will, und dafür mit seinem Leben bezahlen muß, wendet sich Porter starrköpfig an dessen Mafiabosse, die sein Ansinnen nicht wirklich ernst nehmen, aber besser bezahlt hätten, denn Porter arbeitet sich nach oben hin durch, und Leichen pflastern seinen Weg. Der Mob unterschätzt ihn, korrupte Bullen und die Chinesenmafia ebenso, aber wie ein Rammbock bahnt sich Porter seinen Weg und läßt sich durch nichts aufhalten, bis er schließlich bekommt, was ihm zusteht – und alle anderen den Preis für ihre Ignoranz zahlen müssen.
Von der ersten Minute an ist der Spaß groß, und dazu trägt insbesondere bei, daß es in dem Film keinen wirklich „sauberen“ Charakter gibt. Porter ist ein Gangster, alle anderen sind bestechlich oder ebenfalls Verbrecher, und diese Konstellation ist im amerikanischen Kino höchst selten. Man orientiert sich an den harten Gangsterstreifen der Siebziger, was sich teils auch in der Filmmusik wiederspiegelt, auch die Farbgebung ( Blaustich, insgesamt düster und verwaschen ) paßt in das grimmige Ambiente, in dem jeder jeden hintergeht. Lustig ist das alles an sich nicht, und vielleicht sollte man die politische Ausrichtung hinterfragen, denn das Thema Selbstjustiz wird mit einem Federstrich beiseite gewischt, aber Porter stellt auch keine Fragen – also lassen wir das besser sein. An der Kinokasse kein großer Erfolg, weil wohl zu düster und hart, aber insgesamt sicher einer von Gibsons besten Filmen – 10/10.