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Nachdem Mary Lambert mit Friedhof der Kuscheltiere eine der überzeugendsten King Verfilmungen gelungen war und diese auch an den Kinokassen mit knapp 58 Millionen Dollar weltweitem Einspiel mehr als ordentlich abschnitt, war es nicht von ungefähr, dass Paramount Pictures bestrebt war, ziemlich schnell eine Fortsetzung nachzuschieben. Da Stephen King jedoch mit den Inhalten des zweiten Teils alles andere als einverstanden war, ließ er seinen Namen aus dem Titel kostenpflichtig entfernen, was in Anbetracht eines deutlichen Qualitätsabfalls zum als Klassiker geltenden Original nicht verwunderlich ist. Friedhof der Kuscheltiere 2 (1992) hat mit seinen handwerklich soliden Splatterszenen und dem etwas angehoberenen Härtegrad bestimmt auch seine Vorzüge,. Das grottenschlechte Drehbuch und die daraus resultierenden konfusen Handlungen einiger Figuren hinterlassen aber einen mehr als faden Beigeschmack, so dass  der Film am Ende des Tages nur für anspruchslose Gore-Fanatiker attraktiv sein dürfte. Das amerikanische Kinopublikum anno 1992 jedenfalls strafte den 8 Millionen teuren Pet Sematary 2 mit einem enttäuschenden Erlös von 17 Millionen Dollar ab und auch die Kritiker zerrissen Lamberts zweiten Streich förmlich in der Luft.

Dabei ist die Schuld gar nicht mal bei Mary Lambert alleine zu suchen, ihre Regiearbeit weiß zumindest einigermaßen zu überzeugen und für die Fortführung der Geschichte hatte sie ganz andere Pläne wie Richard Outtens letzten Endes verfilmtes Skript. Eigentlich sollte die kleine Elli Creed, die einzige überlebende des ersten Teils, als zentraler Charakter etabliert werden, doch Paramount Pictures blockierte Lamberts Ausführungen, da sie sich von einem Teenager Mädchen als Schlüsselfigur wenig Profitmöglichkeiten versprachen. Stattdessen wurde der Plot mit männlichen Protagonisten völlig neu gesponnen und Edward Furlong, welcher dank seines Mitwirkens in Terminator 2 (1991) damals in aller Munde war, durfte seine erste große Hauptrolle in einem Kinofilm spielen.  Jeff (Edward Furlong) zieht nach dem  Tod seiner schauspielernden Mutter mit seinem Vater, dem Tierarzt Chase Matthews (Anthony Edwards) nach Ludlow, wo sich 3 Jahre zuvor die grausamen Ereignisse um den mystischen Tierfriedhof abspielten. Als "Snob" avanciert er zur Zielscheibe für Mobbing vom Schläger Clyde Parker (Jared Rushton) und seiner Jugendgang, welche auch den übergewichtigen Drew Gilbert (Jason McGuire) terrorisiert. Während sich die Außenseiter anfreunden, tötet Drews grausamer Stiefvater Gus (Clancy Brown) dessen Hund Zowie und die Jungs begehen den Fehler, das Tier gemäß der Legende um die Auferstehung der Toten auf der verdorbenen Seite des Tierfriedhofs zu beerdigen. Als der sonst liebenswerte Hund als reißende Bestie zurückkehrt, wird ihnen klar, dass der Tod manchmal besser ist...

Friedhof der Kuscheltiere 2 beginnt wie ein Paukenschlag, denn der tragische Setunfall von Jeffs Mum Renee (Darlanne Fluegel) ist wirkungsvoll und mitreißend inszeniert, während die  nachfolgende Vorstellung der neuen Charaktere etwas zu langatmig erfolgt, was zu spürbaren Handlungslängen führt. Das soziale Umfeld und die Beziehung der Jugendlichen untereinander bzw. zu ihren Eltern werden fein säuberlich aufgedeckt und die Erzählungen von den grausamen Vorfällen um die Begräbnisse und die Auferstehungen der Untoten versuchen eine Brücke zur Vergangenheit zu schlagen. Interessant ist, dass Lamberts eigentliche Ideen bezüglich Elli in geheimnisvollen, lediglich erwähnten Geschichten weitergeführt werden, hier wollte man ihr wohl ein wenig entgegen kommen, da sie ihre Visionen ja nicht als Haupthandlung durchsetzen konnte. Trotzdem fehlt dem aktuellen Geschehen die Atmosphäre, die Stephen Kings unerreichtes Original so einzigartig machte. Pet Sematary 1 hatte mit dem alten Jud (Fred Gwynne) einen hervorragenden Erzähler, der den Mythos des Tierfriedhofsgeheimnisses mit einer beängstigenden Intensität schilderte, während Jared Rushtons Monolog eher einschläfernd als furchterregend wirkt.  Das kahle Feld des verbotenen Teils des Leichenackers versprüht weder Bedrohlichkeit, noch mystischen Flair, kein Vergleich zu den aus Steinen gepflasterten Symbolen und Indianergedenkstätten des Vorgängers. Die größte Verfehlung ist jedoch, dass die unheimlichen Kinderchor Klänge des Erstlings einem fürchterlichen, unpassenden Rocksoundtrack weichen mussten, was jedes ersehnte Unbehagen beim Publikum im Keim erstickt. 

Sobald der Vierbeiner begraben ist und wiederkehrt, werden die Zügel angezogen und Friedhof der Kuscheltiere 2 offenbart sein wahres Gesicht. Die Marschrichtung von Mary Lambert ist unmissverständlich: Mehr Gewalt, Blut und Splatter müssen den Zuschauer bei Laune halten, was sofern dieser sein Gehirn ausschaltet, auch funktioniert. Die Effekte können sich in Relation zum Budget wirklich sehen lassen und auch die Vielfalt der Brutalitäten sowie der an den Tag gelegte Härtegrad sollten zumindest die Freunde von kommerziellen Gore-Sequenzen etwas zufrieden stellen. Der Kehlenbiss des wütenden Zombieköters ist nicht von schlechten Eltern, während die Gesichtsrasur am laufenden Motorrad Zartbesaitete zum Wegsehen animieren dürfte und der Bodycount im Quervergleich mit Friedhof der Kuscheltiere 1 exponentiell auf 11 Opfer angestiegen ist. Auch die Kämpfe zwischen Mensch und Zombie sind deutlich rabiater ausgefallen. So ebnet sich ein Bohrer den blutigen Weg in eine Schulter und ein  Untoter wird mit einem Kinnschuss aus nächster Nähe liquidiert. Leider sind so manche stattgefundenen R-Rating Zensuren mehr als offensichtlich um nicht bemerkt zu werden, vor allem wenn abrupt abgeblendet wird, was man auch an ein paar vereinzelten Tonsprüngen hört.Zum wahren Gesicht von Friedhof der Kuscheltiere 2 gehören aber auch die teilweise grotesken Wendungen und Widersprüche, was dem Film trotz aller Brutalität die Ernsthaftigkeit entzieht und ihn streckenweise unfreiwillig komisch erscheinen lässt. Das fängt mit der Entführung des Kätzchens an, welches wie von Geisterhand auf einmal im Käfig in Mitten des Tierfriedhofs sitzt, obwohl der Entführer das Areal nicht betreten hat. Weiter geht es mit  den  abstrusen Handlungen von Gus, der als Untoter mit einer an den Haaren herbei gezogenen Begründung die Leiche von Chase Matthews Frau zwecks Wiederbelebung ausgräbt, während er Jeff ohne jede nachvollziehbare Motivation verschont und dessen Peiniger hinrichtet, um ihn dann aber zu begraben, damit er zurück kommen kann. Noch merkwürdiger ist das komplette Finale, in dem Furlong wie in Trance seine Mutter wieder erwartet und diese in den Flammen zum schmelzen beginnt und die komplette Szenerie einer nicht mehr ernst zu nehmenden Zombieparty gleicht. Die eklatanten Defizite im Drehbuch und in der Figurenzeichnung stinken gewaltig zum Himmel und sorgen vehement dafür, dass der Großteil der Fachleute Friedhof der Kuscheltiere 2 als überflüssig erachtet, was ich ihnen in diesem Fall nicht einmal sonderlich verübeln kann.

Edward Furlongs Darbietung wirkt in den ersten zwei Dritteln uninspiriert und gelangweilt, ehe er im Finale gezwungener Maßen Emotionen zeigen soll, was mit seinem aufgesetzten Grinsen und seiner grenzdebilen Mimik gründlich in die Hose geht. Auch Anthony Edwards (Top Gun; Der Klient; Emergency Room) hat schon mal bessere Leistungen abgeliefert. Seine Interpretation des besorgten Vaters konnte mich nur bedingt abholen, außerdem hinterlässt er im Kampf mit Gus sowie im Showdown einen kläglichen Eindruck. Richtig schüchtern und aufgeregt bei den Dreharbeiten war laut eigenen Erzählungen Jason McGuire, welcher den jungen Drew Gilbert verkörpert, da es für ihn die erste Rolle in einem professionellen Film war. Davor trat er nur im Grundschultheater auf. Mit diesem Hintergrund lässt sich dann auch sein etwas unbeholfenes Schauspiel in Friedhof der Kuscheltiere 2 besser erklären und verstehen. Alle weiteren Darsteller agieren bestenfalls mittelprächtig. Die einzig richtig gute Performance gelingt Clancy Brown (Highlander; Die Verurteilten; Starship Troopers) als Sheriff, Stiefvater und durchgeknallter Zombie, er kann mit seinem egozentrisch besessenen Minenspiel punkten, obwohl auch er von seiner überzogenen Charakterdefinition ins Lächerliche gezogen wird.

Und die Moral von der Geschicht? Ein herrlich verrückter Clancy Brown, der erhöhte Blutzoll und ein paar, für Mainstream Kino Verhältnisse derbe Splatter-Effekte reichen einfach nicht aus, um eine insgesamt brauchbare Fortsetzung zu generieren, bzw. das schreckliche Drehbuch und die wirren Handlungssegmente zu egalisieren. Edward Furlong lässt sein ansprechendes Debüt aus Terminator 2 - Tag der Abrechnung wie eine Eintagsfliege aussehen und Mary Lambert konzentriert sich zu sehr auf beeindruckende Effekte, anstatt auf eine durchgehende Spannungskurve zu achten, was Friedhof der Kuscheltiere 2 auch als alleinstehenden Horror Schocker deutlich kritisierbare Mängel beschert.  Wie beschreibt es Clancy Brown in der Bohrerszene so schön ? " No brain - no pain" Oder auf Deutsch: "Kein Gehirn - Keine Schmerzen" was bezogen auf eine Pet Sematary 2 Sichtung auch wie die Faust aufs Auge passt. MovieStar Wertung 4 von 10 Punkte.


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