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„Ich bin schon sexy, sitzt alles an der richtigen Stelle!“

Der Italiener Mario Imperoli brachte es als Regisseur anscheinend auf nur acht Spielfilme, die er allesamt in den 1970ern drehte – nur drei davon schafften es bis nach Deutschland. Nach seinem Debüt, dem sleazigen, gialloesken „Mia moglie, un corpo per l'amore“, folgte mit „Kesse Teens – Die erste Liebe“ ein sexploitatives Coming-of-Age-Drama, das die attraktive italienische Genre-Ikone Gloria Guida („Oben ohne, unten Jeans“), das blondeste Gift, das das Land des Stiefels jemals hervorbrachte, 19-jährig in ihrer ersten Rolle zeigte. Der deutsche Titel scheint eine Verbindung zur „Flotte Teens“-Komödienreihe suggerieren zu wollen, die nicht besteht, der Originaltitel „La Ragazzina“ trifft es da besser.

„Du hast nur ’ne lockere Lippe und ’ne unkeusche Hand!“

Monika (Gloria Guida) ist unschuldige 15 Jahre jung und so gut gebaut, dass sie die Blicke der Mitschüler auf sich zieht. Besonders interessiert sich der gleichaltrige Leo (Gianluigi Chirizzi, „Malizia“) für sie, doch sie lässt ihn nicht so recht an sich heran. Leo wiederum hat es bereits faustdick hinter den Ohren und vermittelt junge Mädchen an zahlungskräftige ältere Herrschaften, z.B. an Moroni (Paolo Carlini, „Live Italian Style“), den Rechtsanwalt Monikas Vaters, eines Industriellen. Moronis Ehe liegt brach, es gibt keine Sinnlichkeit und keine Sexualität mehr. Seine Frau (Colette Descombes, „Orgasmo“) unterhält eine Affäre mit dem jüngeren Studienrat Bruno (Andrés Resino, „Jack the Mangler“), für den sich nun Monika zu interessieren beginnt. Doch für Moroni steht fest: Er will Monika – koste es, was es wolle...

„Ich glaub’, ich geh’ kaputt und niemand geht mit!“

Zu einem folkloristischen Akustik-Gitarren-Thema, zu dem sich ein beschwingter Pfiff gesellt, läuft Monika in Zeitlupe den Strand entlang. Szenenwechsel: In geselliger Runde projizieren Schüler einen 8-mm-Schwarzweiß-Sexfilm, woraufhin Leo mit Monika fummeln will, doch sie knallt ihm eine. Später fährt sie mit ihm an den Strand, sie tollen herum, knutschen schließlich in Zeitlupe miteinander, doch beim Fummeln weist sie ihn erneut zurück. Nachdem sie sich im Anschluss von Bruno ein Stück auf dem Motorrad mitnehmen lassen hat, unterhält sie sich mit ihm über Kunst, denn Bruno ist ein talentierter Aktzeichner.

„Für ein Abenteuer bin ich mir zu schade!“

Parallel hat der Zuschauer sowohl Monikas Vater als auch den schmierigen Rechtsanwalt Moroni, der gern Leute ausnimmt und vor allem aber dessen sexuell unausgefüllte Frau kennengelernt, die Imperoli minutenlang beim Nacktbaden im Pool, Duschen und Sonnen zeigt, ohne dass diese Szenen einen über den Voyeurismus hinausgehenden Zweck erfüllen würden. Bruno ist neben ihr eingezogen und hat sich direkt an sie herangeschmissen, woraufhin sie ihn sich bereitwillig als Liebhaber nimmt. Moroni hat derweil ein Auge auf Monika geworfen, macht sich an sie heran und trifft sie am Strand. Er beraumt eine Party in seinem Haus an, die Imperoli mit ausgedehnten Tanzszenen ausfüllt. Nach einem Stromausfall findet sich Monika dort ohne Slip wieder, was die Kamera zum Anlass nimmt, auf ihren Po unterm kurzen Kleid zu zoomen. Zu ihrem Leidwesen wird sie von Leo und seinem Kumpel Sandro sexuell belästigt.

(Achtung, Spoiler!) Ihr erstes Mal hat sie schließlich mit Bruno, die Kamera zoomt auf die Gesichter und nach einer verdammt kurzen Nummer versichert sie überraschend, dass sie es wunderschön gefunden habe. Sie reagiert jedoch verzweifelt, als sie erfährt, dass Bruno eine Affäre mit Moronis Frau unterhält und sucht das Weite. Moroni findet sie und versucht, die Situation auszunutzen und sie zu vergewaltigen. Monika wehrt sich und geht anschließend zum Schein darauf ein, sich für 500.000 Lire von ihm kaufen zu lassen. Sie lacht ihn dafür aus und berichtet ihm von der Affäre seiner Frau mit Bruno, woraufhin er sie schlägt. Sie rennt weg, Moroni eilt ihr hinterher und Imperoli hielt es anscheinend für eine gute Idee, den Film damit enden zu lassen, dass er dabei überfahren wird...

Nein, ein ernstzunehmendes Drama ist „Kesse Teens – Die erste Liebe“ sicher nicht, doch auch in Sachen Sexploitation trieben es andere schon wesentlich heftiger. Imperoli rückt indes Gloria Guida natürlich auch erotisch in den Mittelpunkt und lässt sich Zeit, wenn er sie nackt im Badezimmer zeigt und sie ihre Gedanken aus dem Off formulieren lässt. Die Handlung erscheint bereits ab dem Moment wenig glaubwürdig, in dem Leo als eine Art Zuhälter für seine Mitschülerinnen auftritt. Als fragwürdiger Sympathieträger muss Bruno herhalten, dem das Drehbuch offenbar keinen Strick daraus drehen will, dass er als Ehebrecher fungiert und eine minderjährige Schutzbefohlene entjungfert. Für all das, was der Film thematisiert, wirkt er insgesamt zu oberflächlich, sommerlich und leicht, diese Stimmung will nicht so recht zu den Inhalten passen. Dadurch erscheint „Kesse Teens – Die erste Liebe“ eher unentschlossen, bisweilen gar etwas kitschig mit seinen Strandaufnahmen und Zeitlupen. In Bewegungsszenen arbeitet Imperoli gern mal mit einer Wackelkamera, die Dynamik vermitteln soll, die Dramatik des Stoffs jedoch bleibt auf der Strecke. Unterm Strich wirkt Guidas Debüt ein wenig wie eine „Schulmädchen-Report“-Episode in weniger reißerisch, ernsthafter und vor allem lang, das war es dann aber auch schon. Es bleibt der Eindruck, dass Imperoli entweder mit der Geschichte überfordert war oder eben gar kein echtes Interesse daran hatte, mehr als einen lauen Soft-Erotiker aus ihr zu entwickeln, dem es kaum gelingt, das Gefühlsleben seiner weiblichen Protagonistin herauszuarbeiten und zu veranschaulichen. Als starke Szene bleibt immerhin haften, wie Monika Stärke beweist, sich Moroni widersetzt und ihn auflaufen lässt, wodurch sie sich der Rolle eines naiven Opfers verweigert.

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