Review

Spinnfield

„Vampire's Kiss“ wird mir noch laaange im Gedächtnis bleiben. Positiv wie negativ. Er wird oft auf das Overacting von Cage reduziert, hat jedoch hinter dieser, zweifellos beeindruckenden Hauptattraktion, noch einiges mehr zu bieten. In der Tradition von Romeros „Martin“ oder dem neueren „The Transfiguration“ folgen wir in dem legendären NYC-Reisser einem deutlich abdriftenden Nicolas Cage als erfolgreicher Verleger und ekelhafter Boss, der nach einem One-Night-Stand meint, ein Vampir zu sein…

Natürlich zieht Cage alle Blicke auf sich. Natürlich würde der Film ohne ihn nicht funktionieren. Natürlich ist das sowas wie der finale Startschuss für seine Overacting-Eskapaden. Natürlich macht das „Vampire's Kiss“ zu einer schauspielerischen Tour de Force. Das muss man sehen, um es zu glauben und die Spitze des Cage-Eisbergs zu erfassen. Guckt man jedoch hinter die großen Augen, umgekippten Sofas als Särge, ausfallende Gestik und lauten Alphabetstiraden, dann ist „Vampire's Kiss“ eine der traurigsten, konfusesten und weirdesten Charakterstudien seines Jahrzehnts. Und in den 80ern gab’s einiges verrücktes Zeug. Aber „Vampire's Kiss“ ist für mich Kult- und Nischengruftie per excellence. Von vielen abgetan, von wenigen wirklich gefühlt und verstanden. Und ich würde mich gar nicht mal zwingend in die zweite Gruppe stecken. Eine massive Faszination übt dieser abdriftende Beißer aber ohne Frage auf mich aus. Das gothisch-dreckige New York dieser Zeit, die Vereinsamung eines Mannes, die Discoszene, die Ignoranz der Gesellschaft und der Strassengänger. Alles kraftvoll, anders und bitter. Selbst wenn die Geschichte an sich etwas gestreckt wirkt und nicht viel auf den Rippen hat. Man kann sich eine Kakophonie natürlich auch schönreden. Aber definitiv Cages anspruchsvollste Vampirrolle - auch 2023 noch! 

Fazit: einer der bizarrsten, köstlich-traurigsten und ambivalentesten Nic Cage- und Vampirfilme aller Zeiten - und das will was heißen!

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