Der erste mit Jason, der aber nicht in Camp Crystal Lake spielt, obwohl alles danach ausschaut. Der mit dem Sack.
In selbigen hauen: Neun Personen.
Nachdem nun also die Feuertaufe bestanden war, musste am Crystal Lake schnellstmöglich wieder Blut fließen, und das tat es dann ein Jahr später unter der Regie von Steve Miner auch.
Der räumte in seiner filmisch sehr schön gelösten Eingangssequenz mal eben noch mit der Überlebenden des ersten Teils auf (ob damit allerdings, wie mal in einem nicht uninteressanten Buch zum Thema zu lesen war, „die nihilistische Quintessenz eines ganzen Genres“ abgeliefert wurde, soll hier nicht vertieft werden*) und griff dann zu einem Kniff, der Dinosaurierfans bekannt vorkommen dürfte: Am See gibt es noch ein anderes Ferienlager, Anlage B quasi.
Dort wütet nun Sohnemann Voorhees, mittlerweile erwachsen, aber immer noch erzürnt über das ihm versagt gebliebene Seepferdchen-Abzeichen, immer noch grausig deformiert und deshalb einen dicken Sack über der Rübe tragend. Operieren tut er von einer kleinen Waldhütte aus, was ihn in die Galerie klassischer Backwoodkiller á la Leatherface und Konsorten einreiht, die der Provinz seit jeher ihren schlechten Ruf geben.
Und um ihm Machetenfutter zu liefern, wird uns dann auch gleich eine neue Riege munterer Jugendlicher präsentiert, die es nach nur fünf Jahren der Ruhe an das mörderische Seeufer zieht, und die im Hinblick auf ihr baldiges Schicksal vom Drehbuch auch nur marginal charakterisiert werden. Es muss genügen, zu wissen, dass da ein Lustiger, eine Sportliche und noch ein paar andere Adjektive durchs Gehölz tollen. Diese dürften beim Zuschauer in jeder Hinsicht für Unterhaltung sorgen: Dem einen gefallen die zahlreichen Kot-Witze, den anderen amüsieren die merkwürdigen Verhaltensweisen (ein Mädchen bekommt mit einer Zwille ein Steinchen gegen ihre rechte Pobacke gepfeffert, hält sich dann die linke), und wiederum andere erbauen sich an den realistischen Frauenfiguren (möchten via Videospiel entscheiden, wer oben liegen darf, ja, hallo!). Und Ralph the Doomer ist auch wieder dabei, sieht aus wie Uri Geller beim Quotencheck und hat’s natürlich alles kommen sehen. Naja, bis auf sein eigenes Ableben. Scharlatan.
Aussehen tut das alles dann auch ein wenig freundlicher als beim Vorgänger; Miner mildert den rohen Eindruck von Cunninghams Bildern ein wenig ab, und sein versiertes Spiel mit Timing und Einstellungen hilft über so manches Loch des schwachen Drehbuchs hinweg. Denn subtrahiert man einmal die von Flashbacks durchzogene Eröffnungssequenz, bleibt dem Film lediglich eine gute Stunde Laufzeit für seine neue Geschichte, die sich dennoch erstaunlich träge dahinschleppt. Außer der Präsenz Jasons (und seiner schönen Charakterisierung durch das Thekengespräch, die uns auf kongeniale Weise zugleich mit Alice die einzig interessante, weil indifferente Figur näherbringt) wird halt nichts Weltbewegendes geboten, erst zum Finale in der Waldhütte, wo die Hitchcock-Hommage des Vorgängers nun ungefiltert ausgespielt wird, kommt noch einmal Interesse jenseits von „wen-trifft’s-wohl-als-nächstes“ auf. Aber wie dem auch sei, Miner empfiehlt sich als Regisseur, der aus minimalen Budgets ein Maximum an Effekt und Suspense zu zaubern versteht, und legt hiermit nicht nur den Grundstein für seine Folgearbeit an der Serie, sondern auch für seine Tätigkeit im Genre, die noch zu Großtaten wie dem Krokodil-Ulk „Lake Placid“ führen sollte (der auch eine Schlingfallen-Szene beinhaltet, das mal am uninteressanten Rande).
Ach ja: Kurz vor Schluss wird in einer Zeitlupen-Sequenz-Anleihe beim Vorgänger doch noch Jasons sackloses Antlitz enthüllt, und wir fühlen mit ihm: Wäre da nicht seine stark nach Goonie-Sloth aussehende rechte Gesichtshälfte, ein Job bei den Kings of Leon oder den Fleet Foxes wäre für ihn locker drin und der Filmwelt ein Serienmörder erspart geblieben. Naja, hätte, würde, könnte, nützt ja alles nichts.
* Sascha Westphal, Christian Lukas: Die Scream-Trilogie und die Geschichte des Teen-Horrorfilms, Heyne, 2000