In Amerika gescheitert, begab es sich, dass Til Schweiger einen Höhenkoller bekam und sich erdreiste selbst einen Film zu drehen. Frei nach dem Motto „Wenn ich nicht in coolen amerikanischen Filmen mitspielen kann, drehe ich in Deutschland selber einen“ nahm das Desaster seinen Lauf und fällt so aufregend wie Chloroform unter der Nase aus.
Vielleicht, aber nur vielleicht, hätte er vorweg mal bei Peter Thorwarth anklopfen sollen, damit der ihm erstmal klar macht, wie man so eine Komödie angeht. Warum „Der Eisbär“ nicht funktioniert hat nämlich einen ganz simplen Grund. „Ich möchte cool und kultig sein“ scheint jede Szene, jeder Dialog und jeder Charakter zu brüllen - und das dann im Stil von Quentin Tarantino. Schweiger weiß scheinbar nicht, dass deutsche Komödien dann am Besten sind, wenn sie sich auf unsere Kultur und unsere Macken beziehen. Thorwarth gelang so was mit „Bang Boom Bang“: Durchgeknallte Typen, treffsichere Dialoge und eine abgefahrene Geschichte – dennoch ein originärer Film, der sich nicht beim Meister bedient und vor ihm besteht.
Aber weg von Thorwarth und hin zum Eisbär, der nebenher noch einige Schauspieler und Ideen aus „Knockin’ on Heaven’s Door“ recycelte, deshalb aber längst nicht besser wird. Schweiger stopft sein Regiedebüt mit allem voll, was er so von „Pulp Fiction“ in Erinnerung behalten hat: der coole Profikiller, die Bösen, die Guten, Leute die eher zufällig involviert werden. Dazu massig Cameos, eine Schlussballerei, lange, sinnlose Dialoge, eine nicht alltägliche Musikuntermalung, verschachtelte Plotstruktur und und und…
Nun, wer kann es sich denken? Er scheitert kläglich. Da wären zum einen die Dialoge, die bei Tarantino meist auch vor Sinnlosigkeit triefen. Nur versteht dieser sie pointiert zu bannen und mit diesem „Pulp“ Kult zu erzeugen. Versucht der Til auch, nur endet das meist in peinlichen Desastern von Worthülsen, die final voll Kanne ins Leere hauen. Die Krönung sind hierbei die Unterhaltungen der drei Bierbäuche in jener Spelunke, wo so allerlei gecastete Figuren zusammen treffen.
Cameos hin, Cameos her, man braucht Ei ääää Schauspieler, mit denen der Zuschauer was anfangen kann. Ralf Richter ist zum Beispiel so einer. Er hat zwar nur die eine Machrolle drauf, beherrscht sie inzwischen aber so, dass er selbst in kleinen Auftritten Lacher verursacht. Doch, indem Schweiger ihn hier in die kleinstmögliche Nebenrolle quetscht, ist nicht das einmal möglich. Der Til selbst rennt mit einem und denselben Gesichtsausdruck durch den Film, setzt jedes Mal die Brille auf, wenn er ballert und hat natürlich in jeder Hand eine Wumme. Wie kultig! Über den Rest braucht man sich da auch nicht weiter beschweren, da die sich durchweg am Regisseur orientiert haben. Die Prominenz schien gar keine Lust zu haben und die Nonames nichts drauf zu haben. Vielleicht dachten sie aber auch, sie sind kultig, wenn sie schlecht spielen. Man weiß es nicht..
Fazit:
Mild. Sanft im Geschmack.
Ich weiß, den hat jetzt nicht jeder verstanden. Dieser Running-Gag steht stellvertretend für die Qualität des Films. Nun immerhin lässt Schweiger Peter Maffay nur einen Satz sprechen, was ich einfach honorieren muss, aber diese ständige, gezwungene Coolness nervt immens. Allein schon deswegen, weil Schweiger hier alles versucht, um Tarantino zu imitieren und gleichzeitig zeigt, warum dieser Mann so ein Ausnahmetalent ist. Wer mal sehen möchte wie peinlich Dialoge sind, wie schlecht Schauspieler spielen können und wie banal ein Drehbuch sein kann – dem sei „Der Eisbär“ empfohlen. Endlich weiß ich, warum unsere Videothek damals die 30 Kassetten nach einer Woche schon für 5 DM verscherbelte. Immerhin...